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Donnerstag, 8. Dezember 2011

Es weihnachtet... oder auch nicht.

 Am Dienstag war der 6. Dezember: Nikolaus. Und wie feiert man den so in Frankreich? Antwort: Irgendwie gar nicht! Jedenfalls nicht so wie ich es kenne am 6. Dezember…
Ich habe trotzdem ganz naiv am Abend des 5. Dezembers meine Stiefel vor meine Zimmertür gestellt, und war dann am nächsten Morgen ganz schön enttäuscht. Naja, es gab ja immer noch das Nikolausgeschenk von meinen Eltern in meinem supertollen Adventskalender! Aber ich dachte ich mir, wenn ich schon keinen Schokonikolaus im Schuh hatte, dann soll wenigsten meine kleine Gastschwester Jeanne einen bekommen. Also flitze ich schnell runter, steckte ihr einen Schokonikolaus (den ich bei Leclerc extra dafür noch eingekauft hatte) in ihren Schuh und legt mich wieder ins Bett. Auch im Kindergarten war es ganz un-nikolausig, es war ein ganz normaler Tag wie jeder andere- nur dass viele Kinder fehlten war unnormal.
Das lag aber gewiss nicht am Nikolaus, sondern an den bösen Viren, die gerade im Kindergarten den Umlauf machen. Es sind jetzt nicht nur die Läuse, die seit Mitte September fröhlich von einem Kopf zum nächsten hüpfen – (Achtung, die werden hier ganz drastisch mit Lavendelöl behandelt!) - nein, dazu sind jetzt noch Erkältung, Magen-Darm und Scharlach gekommen. Und ratet mal welche kleinen Viren sich schon bei mir eingenistet hatten? Richtig, alle. Zurzeit bin ich malwieder erkältet, nichts großes, nur Husten und Schnupfen. Das sah am Montag allerdings ganz anders aus, wo ich mit Scharlach zu Hause im Bett lag.
Ich glaube im Kindergarten gibt es weder ein Kind noch eine Erzieherin, die nicht irgendwie krank ist, bzw. war. Jana schleppt eine leichte Grippe mit sich rum, Lea hatte Bindehautentzündung, Annick hat einen Hexenschuss und die Kinder sind eh alle nur am husten und schniefen.
Wie hier so die Weihnachtsstimmung ist? Kaum vorhanden!
Es war der erste Advent, auf meiner Fensterbank brannte die erste dicke Kerze auf meinem kleinen Adventstellerchen, den meine Mama mir bei ihrem Besuch im Oktober dagelassen hatte, es schien die Sonne und draußen waren es mindestens 15°C. So viel dazu.

Letztens war ich mit Jana und Lea unterwegs, Weihnachtsgeschenke für die Lieben in Deutschland und Co. kaufen war das Motto. Erst waren wir in Sorgues, das ist ein kleiner Vorort von Avignon, in der Waldorfschule, dort war nämlich ein kleiner Weihnachtsmarkt, der uns empfohlen wurde. Tatsächlich sahen wir viele schöne Kleinigkeiten, alles allerdings für einen großen Preis. Neben ein paar Eltern aus dem Kindergarten trafen wir auch Rebecca und Tabea, zwei der fünf deutschen Freiwilligen die in der Waldorfschule arbeiten, wir klönten kurz mit ihnen, dann setzten wir die kleine Tour durch den Markt fort. Irgendwie war das aber alles etwas „unweihnachtlich“, wir hatten eher das Gefühl, dass einfach jeder seine selbstgemachten Sachen verkaufte, die zwar schön waren, aber eben nicht unbedingt weihnachtlich. Allerdings fanden wir auch einen Plätzchenstand, wo wir uns mit Zimtständen eindeckten, einen Stand wo man Weihnachtskränze kaufen konnte und auch Adventskalender sahen wir. Komischerweise waren die Leute denen der Stand jeweils gehörte entweder deutsch oder sie sprachen ziemlich gut deutsch, merkwürdig…

Weiter ging es nach Avignon, wo wir erst einmal ganz mädchenhaft ganz viele Kleider anprobierten -die wir uns eh nicht hätten leisten können. Geschenke für die Familie fanden wir auch recht schnell, und ab ging es auf den Weihnachtsmarkt, der sich auf dem Rathausplatz befand. Schon vom weiten sahen wir die typischen Holzbuden mit weißem Dach und die Leuchtketten, aus den Lautsprechern dudelte leise Weihnachtsmusik. Mit voller Vorfreude auf Glühwein, Schmalzgebäck und gebrannten Mandeln machten wir uns auf ins Getümmel – und wurden bitter enttäuscht. In den Buden konnten man lediglich den typischen Tourikram kaufen den es auch an jeder Ecke zu finden gab, einige Stände verkauften lieblos billige Taschen und Gürtel oder T-Shirts, knallbunte Plastikspielsachen 20% reduziert oder auch Katzenfutter plus passendes Jäckchen für das Tier war zu finden. Gelegentlich gab es zwar auch Stände wo man Süßigkeiten oder schönen Schmuck kaufen konnte, aber eben nur gelegentlich. An Essständen fanden wir – Achtung ! – eine Crêperie und Zuckerwatte. Und was Punsch oder Glühwein anging: keine Chance. Es gab zwar eine Getränkebude mit warmen Rotwein, heiße Schokolade und Kaffee, aber das überzeugte uns nicht wirklich. Wir trösteten uns damit, dass bei 15°C uns Sonnenschein ein Glühwein eh nicht so toll gewesen wäre, und machten uns ziemlich enttäuscht weiter auf die Geschenkejadg. 

Mit meinem kleinen Adventstellerchen bin ich auch die einzige im Hause, die was zur Weihnachtsdeko beiträgt. Weder im Kindergarten noch hier im Haus ist es wirklich winterlich geschweige denn weihnachtlich geschmückt, im Kindergarten gibt es immerhin Adventskränze! Aber gut, das werde ich wohl auch überleben. Aber was ich gelernt habe: Zur Adventszeit  ist es zu Hause einfach am schönsten. Wie soll denn bei dem Wetter auch Weihnachtsstimmung aufkommen? Ich hatte bisher vielleicht 5x meine Winterjacke an, weil Laure mir gesagt hatte es sei kalt draußen. (Es waren dann etwa 10°C, in Deutschland ist das schon fast wieder T-Shirt Wetter!)

Doch ein wenig Weihnachten kam mit dem Marché de Noël, dem Weihnachtsmarkt bei uns im Kindergarten am 3. Dezember dann doch zu uns. Der ganze Kindergarten wurde zuerst ganz ausgeräumt, dann hübsch mit Lichterketten und kleinen Sternchen dekoriert. Jana, Lea und ich waren für die Weihnachtsbäckerei zuständig, wir backten fröhlich mit den Kindern von 15 – 19 Uhr Kekse, dekorierten diese dann mit bunten Streuseln, Rosinen und Nüssen und aßen sie dann gleich wieder auf. Ziemlich deutsch, oder? Hm, das liegt wohl daran, dass Sabine, Janas Gastmutter, eine Deutsche, die Bäckerei für den Weihnachtsmarkt ins Leben gerufen hatte, den Teig gemacht hatte und die ganzen Backutensilien (Ausstechformen, die bunten Streusel etc.) mitgebracht hatte.Es gab dann später, nachdem der St. Nicolas mit seinem Esel kurz vorbei kam und den Kindern Äpfel gab (HA! Da war er, der französische Nikolaus!) kostenlosen Glühwein von Jean-Philippe aus einem riesen Pott. Ohne Jacken, Mütze oder Schal standen wir dann draußen, hörten live spanische Musik von den Eltern von Louis aus meiner Gruppe und tranken den ersten Glühwein des „Winters“.
Insgesamt war es echt nett, wir tanzten noch ein wenig, quatschten hier und da mit den Eltern und führten verlorengegangene, weinende Kinder zurück zu ihnen.

So viel zum Thema Weihnachten in der Provence. Aber ich will ja nicht nur meckern, ist ja auch ganz aufregend, das mal anders erleben zu dürfen. Andere Länder andere Sitten, und ich bin ja hier, um genau diese anderen Sitten kennen zu lernen!

Oh, ich habe noch gar nichts von unserer letzten großen Reise berichtet! Das wird schnell nachgeholt, haltet euch fest: es geht los!
Vor zwei Wochen war wieder die Zeit der großen Reise, es war ein verlängertes Wochenende (Dank des französischen Sieges über Deutschland im ersten Weltkrieg)und da uns irgendwie keine französische Stadt wirklich reizte bzw. zu teuer gewesen wäre, dachten wir uns: warum nicht nach Spanien? Und schnell war das neue Reiseziel festgemacht: Barcelona!
Im Internet fanden auf der Seite „Covoiturage“ eine Mitfahrgelegenheit, die uns und unsere großen Wanderrucksäcke dann am Freitagmorgen um 8 Uhr in Avignon abholte. Wir düsten durch und über die Pyrenäen und waren schon nach 4 Stunden in der Hauptstadt vom katalanischen Spanien angelangt. Palmen und Sonnenschein so weit das Auge reichte! Im Tourismusbüro statteten wir uns mit Stadtplan aus, wir kauften uns eine Metrokarte und los ging das Abenteuer! 

 Wir fanden ein total nettes Hostel, in dem gotischen Stadtviertel Barcelonas, wo wir auch gleich 3 Betten für 2 Nächte mieteten. Wir schnallten die Wanderrucksäcke ab, ruhten uns kurz aus und zogen gleich wieder los:  Der Hunger trieb uns! In einem niedlichen Restaurant bestellten wir – wie kann es auch anders sein – eine große Pfanne Paella  (für mich ohne Fisch, aber mit Huhn) mit Sangria. Im wunderschönen Parc Ciutadella ruhten wir uns im Schatten der Palmen auf einer Wiese kurz aus und genossen das 
Tres mojitos por favor!
Leben. Ganz ohne Ziel liefen wir dann etwas später weiter durch die Straßen in der Abendsonne, dabei kamen wir am Arc de Triomf vorbei und landeten 
schließlich zufällig bei Gaudis Sagrada Familia, einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Barcelonas! 
 Am Abend schlürften wir Cocktails in verschiedenen Bars und aßen Tapas, bis uns die Müdigkeit überkam und wir im Hostel wie Steine in die Betten fielen.

Am Samstagmorgen standen wir rechtzeitig auf, wir hatten ja noch viel vor! Nach dem kleinen Frühstück, was vom Hostel gestellt wurde, machten wir uns auf den
 Weg zu einem Flohmarkt, der angeblich ganz toll sein sollte. Dort wurden wir allerdings etwas enttäuscht, es war eher ein riesiger Freiluft- 1€ Shop. Doch wir ließen uns nicht die Laune verderben und weiter ging es zu der großen Einkaufspassage La Rambla, wo wir zu Mittag aßen. Die La Rambla ist etwa 2km lang und führt vom großen Placa Catalunya bis ganz runter zum Hafen, in der Mitte der Strecke befindet sich der Markt La Boqueria, den wir auch gleich enterten. Der Markt befindet sich in einer großen Halle, und drinnen ist es proppevoll! Ein Essensstand neben dem nächsten, Gedränge, Gerufe, verhandlungen – und wir 3 mittendrin! Man konnte alles was das 
Feinschmeckerherz begehrt kaufen, von Obst (1kg Mango = 3€) über Käse, Nougat und Schnecken bis hin zu ganzen Hasen samt Fell oder ganze Schweineköpfe. Diese ganzen Eindrücke mussten wir erstmal am Vell Port, dem Hafen, verarbeiten, wir ruhten uns am Ufer des Wassers aus, aßen ein paar Kekse und besprachen den weiteren Ablauf des Tages. Shoppen, das war es was wir wollten! Dazu waren wir noch gar nicht gekommen! Also machten wir uns wieder auf und liefen durch ein paar Seitengassen ohne Plan, aber mit dem Ziel: shoppen! Irgendwie mussten wir irgendwo falsch abgebogen sein, denn schließlich fanden wir uns direkt vor unserem Hostel wieder! Weibliche Intuition, oder so. Wo wir schon mal da waren, konnten wir uns doch auch ganz kurz noch ausruhen, oder? Aus „ganz kurz“ wurde dann schnell „etwas länger“, der Sonne stand schon tief, als wir uns dann doch endlich aufrafften. Ein anderes Werk von Gaudi wollten wir erkunden, den Park Güell. 
Mit Metro und nach einem etwas anstrengenden Berg-auf Fußmarsch waren wir recht schnell da, undkonnten oben angelangt ganz Barcelona und das Mittelmeer bei Sonnenuntergang bestaunen. Das war wirklich super schön! Auch der letzte Ausflugspunkt des Tages war einfach nur wunderschön: Am Placa Espanya gibt es einen „magischen Springbrunnen“, der jeden Abend Spanier und Touristen, jung und alt mit seinen zu klassischer Musik tanzenden Fontänen zum Staunen brachte. Wir sahen lange dem Wasserschauspiel zu, bis wir uns nach einem warmen Café mit heißer Schokolade sehnten. Das fanden wir leider erst nach 2h Fußmarsch, wobei wir zufällig noch an zwei weiteren Werken Gaudis vorbeikamen: die Casa Milà und die Casa Batlló, beides zwei von Gaudi erbaute Häuser. Froh dass wir während unserem kleinen Spaziergangs immerhin weitere Sehenswürdigkeiten (zwar war es inzwischen schon Nacht und wird waren ganz alleine) gesehen hatten, kauften wir dann in einem Café endlich unsere heiße Schokolade mit Churros. Zum Abschluss des wunderbaren Tages gönnten wir uns in einer Bar noch einen Cocktail und total zufrieden und stolz auf uns selbst machten wir uns auf den Weg zum Hostel.


Für den Sonntagmorgen, an dem es zwar noch immer ziemlich warm war, allerdings ziemlich bewölkt, war nur noch eine Sache geplant: mit einer Seilbahn konnte man von Hafen aus auf den Berg Montjuic fahren und von dort aus nochmal eine tolle Sicht auf Barcelona genießen. Genau das taten wir dann auch, vorher hatten wir noch kurz am Strand vorbei geschaut. Ein wunderbarer Abschluss einer fantastischen Reise! Wenig später saßen wir wieder bei Emilie, unserer Mitfahrgelegenheit im Auto, und zurück ging es in die Provence. Ich habe die Reise mit Jana und Lea so genossen, fern vom Alltag im Kindergarten, fern von der Gastfamilie. Und neben dem Französisch habe ich jetzt auch ein klitzekleines bisschen Spanisch gelernt - naja, jedenfalls kann ich Cocktails bestellen und nach der Toilette fragen...
Mal sehen wo es uns das nächste mal hinschlägt. Paris? Lyon? Toulouse? Oder vielleicht nach Marokko? Wer weiß, wer weiß...

So, das war es soweit erstmal wieder von mir. Ich versuche wirklich öfters mal zu schreiben, aber irgendwie kommt immer was dazwischen – meistens die Müdigkeit nach getaner Arbeit. Bitte entschuldigt mich dafür.
Ich kann nur noch sagen: Ich fühle mich nach wie vor total wohl, sowohl im Kindergarten, in meiner Familie als auch mit meinen beiden Freundinnen Jana und Lea. Ich genieße die Zeit, auch wenn ich mich langsam wirklich sehr auf die Weihnachtszeit freue, die ich Zuhause in Deutschland bei meinen Lieben verbringen werde.

 Auf bald,
Carolin