Aufregend, abenteuerlich, spannend, beeindruckend,
anstrengend, chaotisch, ereignisreich und vor allen Dingen zu kurz! So kann man
unsere Ferien wohl sehr passend beschreiben! Sonne, Wind, Regen, Wolken,
Gewitter – alles war dabei! Da ich so viel zu berichten habe, werde ich meine
Erzählungen etwas aufteilen müssen, bitte entschuldigt das. Aber ich fange
jetzt schon mal an!
Die Vorbereitung
Wie schon erwähnt war unser Ziel in den Ferien die
französische Atlantikküste, die wir mit dem Interrail-Zugticket abfahren
wollten. 3 Tage vor Abfahrt stand auch unser Reiseplan, erst hoch in den Norden
in die Bretagne, dann langsam gen Süden und später zurück in die Provence. 2
Tage vor Abfahrt sah das alles allerdings schon ganz anders aus, Grund: der
Wetterbericht! Für die Bretagne waren 2°C und Dauerregen angesagt! Das hatten
wir uns so nicht gedacht, aber wir wollten es trotzdem durchziehen. Meine
Gastfamilie zeigte mir den Vogel und sagte, dass nicht einmal sie im April in
die Bretagne fahren würden. Im Kindergarten wünschte uns alle viel Mut und
Durchhaltevermögen, die Direktorin meinte nur, sie will aber nicht, dass wir
mit Lungenentzündung zurück kommen. Das alles schüchterte uns dann doch etwas
ein, am Tag vor der Abreise schmissen wir dann panisch alle Pläne über den
Haufen. Unser Interrailticket gilt in ganz Europa, also schauten wir uns im
Internet das Wetter in ganz Europa an. Valencia, Spanien, 25°C. Brest,
Frankreich, 3°C. Die Entscheidung fiel uns dann nicht mehr schwer, wir suchten
schnell im Internet nach einer guten Zugverbindung Richtung Süden und schrieben
uns die Telefonnummer von einem Campingplatz auf.
Am Freitagabend kam Jana dann zu mir, wir packten zusammen unsere
Rucksäcke und waren beide ziemlich aufgeregt, weswegen wir auch ziemlich spät
erst in den Betten waren.
Erste Station: Hola España!
20kg auf dem Rücken, das kann ja was werden... |
Viel zu früh weckte uns dann auch der Wecker: um 4:30 waren
wir schon auf den Beinen, wuchteten unsere viel zu schweren Rucksäcke ins Auto und brausten
durch die Nacht. Aus Angst um unsere geliebte Hilde wollten wir sie nicht in
Avignon zwei Wochen stehen lassen (hier haben letztens auch schon Autos
gebrannt), wir parkten sie deshalb in einem kleinen Dorf, von wo aus wir dann
den Bus nach Avignon nahmen. In Avignon warteten wir dann ungeduldig bis unser
Zug nach Portbou aufgerufen wurde, und stiegen ein. Vier Stunden lang fuhren
wir am Mittelmeer entlang bis zur spanischen Grenze – viel bekamen wir
allerdings nicht mit, da wir die meiste Zeit verschliefen.
Mahlzeit! |
In der ersten Stadt
hinter der Grenze mussten wir umsteigen, weiter ging es mit einer spanischen
Zuckelbahn nach Barcelona. Bei den sommerlichen Temperaturen die uns dort
erwarteten bekamen wir glatt Lust, da zu bleiben und uns in der wunderschönen
Stadt die Füße zu vertreten, aber auf uns wartete der nächste Anschlusszug, der
uns endlich an unser Ziel brachte: Valencia! Ziemlich kaputt kamen wir am
Bahnhof an, die 27°C und knallende Sonne munterten uns allerdings ein wenig auf.
Es war 19 Uhr, wir waren endlich angekommen!
Wir riefen sofort den Campingplatz
an, doch keiner nahm ab. Was nun? Wir fragten uns ein wenig durch (zum Glück
kann Jana ein wenig Spanisch) und fuhren dann mit dem Bus zum Campingplatz, wo
wir auch sofort in Empfang genommen wurden und uns ein Stellplatz zugewiesen
wurde. Dort bauten wir dann gleich Pauls knallrotes Zweimannzelt auf, im
Vorgarten davon gab es Brot mit Ziegenkäse als Abendessen und – hopp –
schlüpften wir in den Schlafsack und sagten „Buenas noches!“
Die Nacht war dann doch nicht so erholsam wie erwartet, der
Campingplatz war direkt neben einer Hauptstraße, die anderen Mitcamper waren
irgendwie laut, und der Untergrund war ohne richtige Matratze irgendwie auch
ziemlich hart. Außerdem hatte Paul mir seinen super dicken Schlafsack für
Minusgrade geliehen (falls wir doch in die Bretagne fahren sollten), doch bei
Temperaturen über 20°C war mir dann doch ein wenig warm. Wie auch immer, wir
standen auf, machten uns fertig und gingen gleich an den Strand, der kurz um
die Ecke war. Wirklich schön war das da nicht, wir blickten auf den
Industriehafen Valencias, neben uns eine große Baustelle, wir waren ziemlich
weit außerhalb von der Stadt.
Es wehte zudem ziemlich stark, sodass wir nach
einem kurzen Spaziergang beschlossen, in die Innenstadt zu fahren.
Den ganzen
restlichen Tag liefen wir durch die Innenstadt, querbeet von links nach rechts,
von Norden nach Süden. Erst als wir in einem schönen Park landeten, legten wir
uns unter Orangenbäumen und ruhten uns kurz aus. Doch bald wollten wir weiter, an
der Wissenschaftsstadt vorbei und über die Formel1 Strecke ging es hin bis zur
schönen Strandpromenade, dem „richtigen“ Strand von Valencia. Dort blieben wir
dann auch kurz, doch da wir durch das ganze laufen ziemlich schlapp waren,
gingen wir wieder zurück zum Campingplatz, wo es zum Abendessen eine Dose kalte
Ravioli gab.
Das Rathaus |
Wo zum Teufel sind wir?! |
So groß, so schön, so viel zu sehen! Allerdings wollten
wir mit unseren Lasten auf den Rücken erstmal schnell ins Hostel, was wir uns
ebenfalls vorher rausgesucht hatten. Dies fanden wir nach Nachfrage dann auch
recht gut, wir bezogen die Zimmer, ruhten uns kurz aus und gingen dann gleich
wieder los. Wir folgten unserem Instinkt, kamen am Rathaus, am Triumphbogen uns
schließlich an einem großen Park vorbei. Dort verliefen wir uns ein wenig,
sahen dafür aber viele schöne Sachen: einen See auf dem man Boot fahren konnte
(wenn man das nötige Kleingeld dabei hat), einen hübschen Pavillon, einen
Rosengarten und ein Museum. Da wir den
Tag über noch nichts außer Keksen und ein bisschen Brot gegessen hatten,
setzten wir uns in ein Café und aßen das günstigste was es dort gab: einen
Becher Joghurt mit stillem Wasser! Wir spazierten noch ein wenig durch die
Straßen, kauften Postkarten und genossen das Leben.
Zurück im Hostel trafen wir auf eine
Kanadierin, mit der wir uns ganz gut auf Englisch unterhielten, dann stellte
sich heraus, dass sie aus Montreal kommt und ihre Muttersprache Französisch
ist. Trifft sich gut, dachten wir uns, denn englisch sprechen fällt uns
inzwischen viel viel schwerer als französisch. Also sprachen wir auf
Französisch weiter, doch kaum hatte die Kanadierin 3 Sätze gesagt, bereuten wir
es. In Montreal haben die Leute
anscheinend einen sehr merkwürdigen Akzent, sodass wir so gut wie nichts
verstanden. (Jana verstand, dass sie eine Rundreise durch Europa machte, ich
verstand dass sie morgen nach Mexiko fliegen würde. So viel dazu!) Zum
Abendessen gab es Fertig-Tüten-Reis mit Huhn, frisch zubereitet in der
Mikrowelle! Nach einer schönen heißen Dusche beschlossen wir, dem Nachtleben
Madrids mal auf den Zahn zu fühlen, und gingen noch einmal raus. Wir hatten
keine 5 Schritte getan, da sprach uns ein Mann auf der Straße an und fragt, ob
wir nicht Lust auf kostenlosen Sangria haben. Klar hatten wir!
Also gingen wir
mit dem Mann mit und fanden uns in einer Minidisko wieder. Wie versprochen gab
es für jeden von uns Sangria umsonst, was wir natürlich ausnutzen! Ein paar
(kostenlose!!) Gläser Sangria später verließen wir den Laden, es war nicht viel
los und außerdem wollten wir noch mehr sehen. Wir spazierten also weiter,
wurden noch öfters auf kostenlosen Sangria oder Bier eingeladen. Irgendwann
wussten wir dann nicht mehr wo wir waren, fanden aber ein „Schinken Museum“, wo
es für 1€ Croissants mit Seranoschinken gab. Da schlug ich natürlich gleich zu,
wer weiß, wann wieder so ein gutes Angebot kommt! Zurück im Hostel trafen wir in
unserem Zimmer auf einen netten Mexikaner, mit dem wir uns nett unterhielten,
er ist nach Madrid gekommen um seinen Master für die Uni zu machen. Wir sagten
noch einmal „Buenas Noches“ und fielen in die bequemen Betten. Am nächsten
Morgen wachten wir rechtzeitig zum Frühstück auf, wo wir auch ziemlich
reinhauten, Kräfte für den Tag brauchten wir! Ein paar Kekse, Muffins und Orangen
nahmen wir dann noch fürs Mittagessen mit, und schon ging es weiter: Das Hostel
bot täglich eine kostenlose Besichtigungstour durch Madrid an, wofür wir uns
gleich angemeldet hatten. Die Touristenführerin war Luise, eine Schwedin in
unserem Alter die nach Madrid gekommen war, um als Au-pair Mädchen zu arbeiten
(hatte nach 3 Monaten dann aber keine Lust mehr drauf gehabt und arbeitet jetzt
unter anderem in einer Touristenargentur). Zu viert, es war noch ein Mädchen
aus den USA mitgekommen, stiefelten wir 2 Stunden lang durch Madrid, und Luise
erzählte und viel über die Geschichte, zeigte uns die wichtigsten Ecken und
gab uns viele nützliche Tipps (zum Beispiel wo es die besten und günstigsten
Tapas gab). Nach der Tour bot sie uns noch eine Tapas-Tour an, wo wir auch
gleich mitmachten. Es ging durch drei Tapas Bars, wir aßen gut, unterhielten uns gut und tranken –
natürlich – Sangria. Doch dann waren auch schon die letzten Stunden gezählt,
wir besichtigten noch einen künstlich angelegten Regenwald in einem Bahnhof, dann holten
wir unsere Rucksäcke aus dem Hostel und machten uns auf dem Weg zum Bahnhof. Dort
mussten wir unseren Nachtzug nach Frankreich noch Reservieren – und wären fast
in Madrid geblieben.
Der Mann am Schalter wollte 77€ für die Reservierung, von
jedem, natürlich. Wir versuchten auf allen Sprachen denen wir ansatzweise mächtig
waren ihm verständlich zu machen, dass wir nicht viel Geld hatten, wenn es
darum ging auch auf dem Boden schlafen würden und gar kein Bett bräuchten, dass
wir aber auf keinen Fall so viel Geld bezahlen wollten. Wir schilderten etwa 4
Bahnmitarbeitern unser Problem – doch alle versicherten uns das gleiche: der
Zug sei schon fast ausgebucht, es blieben eben nur noch die Schlafkojen über.
Mist Mist Mist!!
Eine sehr unangenehme Nacht! |
Es half alles nichts, wir mussten den Zug nehmen, sonst würden
wir 2 Tage verlieren! Und so waren wir ein paar Minuten später in einem
überhitzen, uralten, ungemütlichen Nachtzug, dazu kam ein unhöflicher Schaffner,
der uns ganz misstrauisch musterte und auch nur auf Spanisch mit uns reden
wollte - außerdem hatten wir dafür knapp 100€ ausgegebn. Wir verzogen uns wütend in unsere Abteil, wo wir noch mit einer Asiatin (die
keine andere Sprache außer ihre Muttersprache konnte) und einer Spanierin, die
aber immer im Gang am telefonieren war waren. Die Nacht war ziemlich unschön, es war
heiß und ich wachte alle paar Stunden auf, weil ich Angst hatte unsere Haltestelle
zu verpassen.
So, und was als nächstes auf uns wartete, erzähle ich euch
beim nächsten Mal! Ich kann euch sagen, es war nass!
Es ist so viel passiert, und ich möchte am liebsten alles
gleich erzählen und berichten, aber da fehlt mir leider die Zeit zu! Das Bisschen freie Zeit was mir verbleibt, verbringe ich mit meiner Gastfamilie.
Meine Gasteltern arbeiten viel zurzeit, und so kümmere ich mich sehr viel um
Jeanne, was mir wirklich Spaß macht. Wir sind meistens draußen, das Wetter war auch zu schön die letzten
Tage: 30°C, Sonne Sonne Sonne und kaum Wind. Letztens bin ich mit Jeanne
spazieren gegangen durch die Weinfelder, und da haben wir 3 Kirschbäume
entdeckt, deren Kirschen schon ganz dunkelrot sind! Zusammen haben wir dann
Krischen gepflückt, uns ins Gras gelegt und sie gleich vernascht. Ansonsten
toben wir durch den Garten, pflücken Blumen, schaukeln, spazieren am kleinen
Bächlein oder ruhen uns ein wenig aus – der Hund ist natürlich immer mit dabei!
Auch im Kindergarten freut man sich über das tolle Wetter:
die Kinder können sich (fast) nackig machen und mit Wasser spielen, was wir
ihnen in Eimer füllen. Da werden dann Flüsse gebaut, Steine gewaschen, Blumen
gegossen oder einfach nur die Füße drin gebadet.
Wir drei Mädchen können das Wetter allerdings gar nicht so
richtig genießen, weil wir im Hinterkopf immer den Gedanken haben, dass es im
Sommer noch mal 10°C wärmer wird! In den Mittagspausen setzten wir uns schon
immer ins Haus, weil wir die Hitze und die Sonne nicht lange abkönnen, dann
kriegen wir von den Einheimischen immer zu hören, dass es doch erst Frühling
sei. Eieiei, was das wohl wird im Sommer!
Morgen fahren Jana und ich für 4 Tage ans Meer, nach Cassis.
Mal schauen ob das Wasser schon badetauglich und schön warm ist, in Monaco war
es das jedenfalls! Dazu aber später mehr! Ab Sonntag werde ich dann bei meinen
lieben Großeltern wohnen, ich freue mich schon so, hoffentlich bleibt das
Wetter so gut!
Liebe Grüße also aus dem sonnigen, warmen Süden wo die
Kirschen und Erdbeeren schon im Mai reif sind!
Carolin