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Dienstag, 15. Mai 2012

22 Tage, 17 Bahnhöfe, 10 Städte, 3 Länder, ein Zugticket – Jana und Carolin auf Achse durch Frankeich und Umgebung



Aufregend, abenteuerlich, spannend, beeindruckend, anstrengend, chaotisch, ereignisreich und vor allen Dingen zu kurz! So kann man unsere Ferien wohl sehr passend beschreiben! Sonne, Wind, Regen, Wolken, Gewitter – alles war dabei! Da ich so viel zu berichten habe, werde ich meine Erzählungen etwas aufteilen müssen, bitte entschuldigt das. Aber ich fange jetzt schon mal an!

Die Vorbereitung

Wie schon erwähnt war unser Ziel in den Ferien die französische Atlantikküste, die wir mit dem Interrail-Zugticket abfahren wollten. 3 Tage vor Abfahrt stand auch unser Reiseplan, erst hoch in den Norden in die Bretagne, dann langsam gen Süden und später zurück in die Provence. 2 Tage vor Abfahrt sah das alles allerdings schon ganz anders aus, Grund: der Wetterbericht! Für die Bretagne waren 2°C und Dauerregen angesagt! Das hatten wir uns so nicht gedacht, aber wir wollten es trotzdem durchziehen. Meine Gastfamilie zeigte mir den Vogel und sagte, dass nicht einmal sie im April in die Bretagne fahren würden. Im Kindergarten wünschte uns alle viel Mut und Durchhaltevermögen, die Direktorin meinte nur, sie will aber nicht, dass wir mit Lungenentzündung zurück kommen. Das alles schüchterte uns dann doch etwas ein, am Tag vor der Abreise schmissen wir dann panisch alle Pläne über den Haufen. Unser Interrailticket gilt in ganz Europa, also schauten wir uns im Internet das Wetter in ganz Europa an. Valencia, Spanien, 25°C. Brest, Frankreich, 3°C. Die Entscheidung fiel uns dann nicht mehr schwer, wir suchten schnell im Internet nach einer guten Zugverbindung Richtung Süden und schrieben uns die Telefonnummer von einem Campingplatz auf.
Am Freitagabend kam Jana dann zu mir, wir packten zusammen unsere Rucksäcke und waren beide ziemlich aufgeregt, weswegen wir auch ziemlich spät erst in den Betten waren.

Erste Station: Hola España!

20kg auf dem Rücken, das kann ja was werden...
Viel zu früh weckte uns dann auch der Wecker: um 4:30 waren wir schon auf den Beinen, wuchteten unsere viel zu schweren Rucksäcke ins Auto und brausten durch die Nacht. Aus Angst um unsere geliebte Hilde wollten wir sie nicht in Avignon zwei Wochen stehen lassen (hier haben letztens auch schon Autos gebrannt), wir parkten sie deshalb in einem kleinen Dorf, von wo aus wir dann den Bus nach Avignon nahmen. In Avignon warteten wir dann ungeduldig bis unser Zug nach Portbou aufgerufen wurde, und stiegen ein. Vier Stunden lang fuhren wir am Mittelmeer entlang bis zur spanischen Grenze – viel bekamen wir allerdings nicht mit, da wir die meiste Zeit verschliefen. 

Mahlzeit!
In der ersten Stadt hinter der Grenze mussten wir umsteigen, weiter ging es mit einer spanischen Zuckelbahn nach Barcelona. Bei den sommerlichen Temperaturen die uns dort erwarteten bekamen wir glatt Lust, da zu bleiben und uns in der wunderschönen Stadt die Füße zu vertreten, aber auf uns wartete der nächste Anschlusszug, der uns endlich an unser Ziel brachte: Valencia! Ziemlich kaputt kamen wir am Bahnhof an, die 27°C und knallende Sonne munterten uns allerdings ein wenig auf. Es war 19 Uhr, wir waren endlich angekommen!  
Wir riefen sofort den Campingplatz an, doch keiner nahm ab. Was nun? Wir fragten uns ein wenig durch (zum Glück kann Jana ein wenig Spanisch) und fuhren dann mit dem Bus zum Campingplatz, wo wir auch sofort in Empfang genommen wurden und uns ein Stellplatz zugewiesen wurde. Dort bauten wir dann gleich Pauls knallrotes Zweimannzelt auf, im Vorgarten davon gab es Brot mit Ziegenkäse als Abendessen und – hopp – schlüpften wir in den Schlafsack und sagten „Buenas noches!“
Die Nacht war dann doch nicht so erholsam wie erwartet, der Campingplatz war direkt neben einer Hauptstraße, die anderen Mitcamper waren irgendwie laut, und der Untergrund war ohne richtige Matratze irgendwie auch ziemlich hart. Außerdem hatte Paul mir seinen super dicken Schlafsack für Minusgrade geliehen (falls wir doch in die Bretagne fahren sollten), doch bei Temperaturen über 20°C war mir dann doch ein wenig warm. Wie auch immer, wir standen auf, machten uns fertig und gingen gleich an den Strand, der kurz um die Ecke war. Wirklich schön war das da nicht, wir blickten auf den Industriehafen Valencias, neben uns eine große Baustelle, wir waren ziemlich weit außerhalb von der Stadt. 
Es wehte zudem ziemlich stark, sodass wir nach einem kurzen Spaziergang beschlossen, in die Innenstadt zu fahren. 
Den ganzen restlichen Tag liefen wir durch die Innenstadt, querbeet von links nach rechts, von Norden nach Süden. Erst als wir in einem schönen Park landeten, legten wir uns unter Orangenbäumen und ruhten uns kurz aus. Doch bald wollten wir weiter, an der Wissenschaftsstadt vorbei und über die Formel1 Strecke ging es hin bis zur schönen Strandpromenade, dem „richtigen“ Strand von Valencia. Dort blieben wir dann auch kurz, doch da wir durch das ganze laufen ziemlich schlapp waren, gingen wir wieder zurück zum Campingplatz, wo es zum Abendessen eine Dose kalte Ravioli gab.
Am nächsten Morgen gingen wir ins Büro des Campingplatzes und nutzen den Computer, um zu überlegen wo es als nächstes hingehen sollte. Von Valencia hatten wir genug gesehen. Sevilla? Lissabon? Beides war etwas zu weit weg, wir mussten schließlich noch zurück nach Frankreich. Also entschieden wir uns für Madrid, der nächste Zug ging in 2 Stunden. Schnell das Zelt abgebaut und alles im Rucksack verstaut und schon saßen wir im Bus zum Bahnhof. Der Zug nach Madrid kostete uns wieder 10€ für die Reservierung, was uns nicht gerade glücklich stimmte. Doch als wir dann ausstiegen verflog die schlechte Laune sofort! Madrid! 
Das Rathaus
Wo zum Teufel sind wir?!
So groß, so schön, so viel zu sehen! Allerdings wollten wir mit unseren Lasten auf den Rücken erstmal schnell ins Hostel, was wir uns ebenfalls vorher rausgesucht hatten. Dies fanden wir nach Nachfrage dann auch recht gut, wir bezogen die Zimmer, ruhten uns kurz aus und gingen dann gleich wieder los. Wir folgten unserem Instinkt, kamen am Rathaus, am Triumphbogen uns schließlich an einem großen Park vorbei. Dort verliefen wir uns ein wenig, sahen dafür aber viele schöne Sachen: einen See auf dem man Boot fahren konnte (wenn man das nötige Kleingeld dabei hat), einen hübschen Pavillon, einen Rosengarten  und ein Museum. Da wir den Tag über noch nichts außer Keksen und ein bisschen Brot gegessen hatten, setzten wir uns in ein Café und aßen das günstigste was es dort gab: einen Becher Joghurt mit stillem Wasser! Wir spazierten noch ein wenig durch die Straßen, kauften Postkarten und genossen das Leben.  
Zurück im Hostel trafen wir auf eine Kanadierin, mit der wir uns ganz gut auf Englisch unterhielten, dann stellte sich heraus, dass sie aus Montreal kommt und ihre Muttersprache Französisch ist. Trifft sich gut, dachten wir uns, denn englisch sprechen fällt uns inzwischen viel viel schwerer als französisch. Also sprachen wir auf Französisch weiter, doch kaum hatte die Kanadierin 3 Sätze gesagt, bereuten wir es.  In Montreal haben die Leute anscheinend einen sehr merkwürdigen Akzent, sodass wir so gut wie nichts verstanden. (Jana verstand, dass sie eine Rundreise durch Europa machte, ich verstand dass sie morgen nach Mexiko fliegen würde. So viel dazu!) Zum Abendessen gab es Fertig-Tüten-Reis mit Huhn, frisch zubereitet in der Mikrowelle! Nach einer schönen heißen Dusche beschlossen wir, dem Nachtleben Madrids mal auf den Zahn zu fühlen, und gingen noch einmal raus. Wir hatten keine 5 Schritte getan, da sprach uns ein Mann auf der Straße an und fragt, ob wir nicht Lust auf kostenlosen Sangria haben. Klar hatten wir! 
Also gingen wir mit dem Mann mit und fanden uns in einer Minidisko wieder. Wie versprochen gab es für jeden von uns Sangria umsonst, was wir natürlich ausnutzen! Ein paar (kostenlose!!) Gläser Sangria später verließen wir den Laden, es war nicht viel los und außerdem wollten wir noch mehr sehen. Wir spazierten also weiter, wurden noch öfters auf kostenlosen Sangria oder Bier eingeladen. Irgendwann wussten wir dann nicht mehr wo wir waren, fanden aber ein „Schinken Museum“, wo es für 1€ Croissants mit Seranoschinken gab. Da schlug ich natürlich gleich zu, wer weiß, wann wieder so ein gutes Angebot kommt! Zurück im Hostel trafen wir in unserem Zimmer auf einen netten Mexikaner, mit dem wir uns nett unterhielten, er ist nach Madrid gekommen um seinen Master für die Uni zu machen. Wir sagten noch einmal „Buenas Noches“ und fielen in die bequemen Betten. Am nächsten Morgen wachten wir rechtzeitig zum Frühstück auf, wo wir auch ziemlich reinhauten, Kräfte für den Tag brauchten wir! Ein paar Kekse, Muffins und Orangen nahmen wir dann noch fürs Mittagessen mit, und schon ging es weiter: Das Hostel bot täglich eine kostenlose Besichtigungstour durch Madrid an, wofür wir uns gleich angemeldet hatten. Die Touristenführerin war Luise, eine Schwedin in unserem Alter die nach Madrid gekommen war, um als Au-pair Mädchen zu arbeiten (hatte nach 3 Monaten dann aber keine Lust mehr drauf gehabt und arbeitet jetzt unter anderem in einer Touristenargentur). Zu viert, es war noch ein Mädchen aus den USA mitgekommen, stiefelten wir 2 Stunden lang durch Madrid, und Luise erzählte und viel über die Geschichte, zeigte uns die wichtigsten Ecken und gab uns viele nützliche Tipps (zum Beispiel wo es die besten und günstigsten Tapas gab). Nach der Tour bot sie uns noch eine Tapas-Tour an, wo wir auch gleich mitmachten. Es ging durch drei Tapas Bars, wir aßen gut, unterhielten uns gut und tranken – natürlich – Sangria. Doch dann waren auch schon die letzten Stunden gezählt, wir besichtigten noch einen künstlich angelegten Regenwald in einem Bahnhof, dann holten wir unsere Rucksäcke aus dem Hostel und machten uns auf dem Weg zum Bahnhof. Dort mussten wir unseren Nachtzug nach Frankreich noch Reservieren – und wären fast in Madrid geblieben. 
Der Mann am Schalter wollte 77€ für die Reservierung, von jedem, natürlich. Wir versuchten auf allen Sprachen denen wir ansatzweise mächtig waren ihm verständlich zu machen, dass wir nicht viel Geld hatten, wenn es darum ging auch auf dem Boden schlafen würden und gar kein Bett bräuchten, dass wir aber auf keinen Fall so viel Geld bezahlen wollten. Wir schilderten etwa 4 Bahnmitarbeitern unser Problem – doch alle versicherten uns das gleiche: der Zug sei schon fast ausgebucht, es blieben eben nur noch die Schlafkojen über. Mist Mist Mist!! 
Eine sehr unangenehme Nacht!
Es half alles nichts, wir mussten den Zug nehmen, sonst würden wir 2 Tage verlieren! Und so waren wir ein paar Minuten später in einem überhitzen, uralten, ungemütlichen Nachtzug, dazu kam ein unhöflicher Schaffner, der uns ganz misstrauisch musterte und auch nur auf Spanisch mit uns reden wollte - außerdem hatten wir dafür knapp 100€ ausgegebn. Wir verzogen uns wütend in unsere Abteil, wo wir noch mit einer Asiatin (die keine andere Sprache außer ihre Muttersprache konnte) und einer Spanierin, die aber immer im Gang am telefonieren war waren. Die Nacht war ziemlich unschön, es war heiß und ich wachte alle paar Stunden auf, weil ich Angst hatte unsere Haltestelle zu verpassen.

So, und was als nächstes auf uns wartete, erzähle ich euch beim nächsten Mal! Ich kann euch sagen, es war nass!

Es ist so viel passiert, und ich möchte am liebsten alles gleich erzählen und berichten, aber da fehlt mir leider die Zeit zu! Das Bisschen freie Zeit was mir verbleibt, verbringe ich mit meiner Gastfamilie. Meine Gasteltern arbeiten viel zurzeit, und so kümmere ich mich sehr viel um Jeanne, was mir wirklich Spaß macht. Wir sind meistens draußen, das Wetter war auch zu schön die letzten Tage: 30°C, Sonne Sonne Sonne und kaum Wind. Letztens bin ich mit Jeanne spazieren gegangen durch die Weinfelder, und da haben wir 3 Kirschbäume entdeckt, deren Kirschen schon ganz dunkelrot sind! Zusammen haben wir dann Krischen gepflückt, uns ins Gras gelegt und sie gleich vernascht. Ansonsten toben wir durch den Garten, pflücken Blumen, schaukeln, spazieren am kleinen Bächlein oder ruhen uns ein wenig aus – der Hund ist natürlich immer mit dabei!
Auch im Kindergarten freut man sich über das tolle Wetter: die Kinder können sich (fast) nackig machen und mit Wasser spielen, was wir ihnen in Eimer füllen. Da werden dann Flüsse gebaut, Steine gewaschen, Blumen gegossen oder einfach nur die Füße drin gebadet.
Wir drei Mädchen können das Wetter allerdings gar nicht so richtig genießen, weil wir im Hinterkopf immer den Gedanken haben, dass es im Sommer noch mal 10°C wärmer wird! In den Mittagspausen setzten wir uns schon immer ins Haus, weil wir die Hitze und die Sonne nicht lange abkönnen, dann kriegen wir von den Einheimischen immer zu hören, dass es doch erst Frühling sei. Eieiei, was das wohl wird im Sommer!

Morgen fahren Jana und ich für 4 Tage ans Meer, nach Cassis. Mal schauen ob das Wasser schon badetauglich und schön warm ist, in Monaco war es das jedenfalls! Dazu aber später mehr! Ab Sonntag werde ich dann bei meinen lieben Großeltern wohnen, ich freue mich schon so, hoffentlich bleibt das Wetter so gut!

Liebe Grüße also aus dem sonnigen, warmen Süden wo die Kirschen und Erdbeeren schon im Mai reif sind!

Carolin