Über mich

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Es weihnachtet... oder auch nicht.

 Am Dienstag war der 6. Dezember: Nikolaus. Und wie feiert man den so in Frankreich? Antwort: Irgendwie gar nicht! Jedenfalls nicht so wie ich es kenne am 6. Dezember…
Ich habe trotzdem ganz naiv am Abend des 5. Dezembers meine Stiefel vor meine Zimmertür gestellt, und war dann am nächsten Morgen ganz schön enttäuscht. Naja, es gab ja immer noch das Nikolausgeschenk von meinen Eltern in meinem supertollen Adventskalender! Aber ich dachte ich mir, wenn ich schon keinen Schokonikolaus im Schuh hatte, dann soll wenigsten meine kleine Gastschwester Jeanne einen bekommen. Also flitze ich schnell runter, steckte ihr einen Schokonikolaus (den ich bei Leclerc extra dafür noch eingekauft hatte) in ihren Schuh und legt mich wieder ins Bett. Auch im Kindergarten war es ganz un-nikolausig, es war ein ganz normaler Tag wie jeder andere- nur dass viele Kinder fehlten war unnormal.
Das lag aber gewiss nicht am Nikolaus, sondern an den bösen Viren, die gerade im Kindergarten den Umlauf machen. Es sind jetzt nicht nur die Läuse, die seit Mitte September fröhlich von einem Kopf zum nächsten hüpfen – (Achtung, die werden hier ganz drastisch mit Lavendelöl behandelt!) - nein, dazu sind jetzt noch Erkältung, Magen-Darm und Scharlach gekommen. Und ratet mal welche kleinen Viren sich schon bei mir eingenistet hatten? Richtig, alle. Zurzeit bin ich malwieder erkältet, nichts großes, nur Husten und Schnupfen. Das sah am Montag allerdings ganz anders aus, wo ich mit Scharlach zu Hause im Bett lag.
Ich glaube im Kindergarten gibt es weder ein Kind noch eine Erzieherin, die nicht irgendwie krank ist, bzw. war. Jana schleppt eine leichte Grippe mit sich rum, Lea hatte Bindehautentzündung, Annick hat einen Hexenschuss und die Kinder sind eh alle nur am husten und schniefen.
Wie hier so die Weihnachtsstimmung ist? Kaum vorhanden!
Es war der erste Advent, auf meiner Fensterbank brannte die erste dicke Kerze auf meinem kleinen Adventstellerchen, den meine Mama mir bei ihrem Besuch im Oktober dagelassen hatte, es schien die Sonne und draußen waren es mindestens 15°C. So viel dazu.

Letztens war ich mit Jana und Lea unterwegs, Weihnachtsgeschenke für die Lieben in Deutschland und Co. kaufen war das Motto. Erst waren wir in Sorgues, das ist ein kleiner Vorort von Avignon, in der Waldorfschule, dort war nämlich ein kleiner Weihnachtsmarkt, der uns empfohlen wurde. Tatsächlich sahen wir viele schöne Kleinigkeiten, alles allerdings für einen großen Preis. Neben ein paar Eltern aus dem Kindergarten trafen wir auch Rebecca und Tabea, zwei der fünf deutschen Freiwilligen die in der Waldorfschule arbeiten, wir klönten kurz mit ihnen, dann setzten wir die kleine Tour durch den Markt fort. Irgendwie war das aber alles etwas „unweihnachtlich“, wir hatten eher das Gefühl, dass einfach jeder seine selbstgemachten Sachen verkaufte, die zwar schön waren, aber eben nicht unbedingt weihnachtlich. Allerdings fanden wir auch einen Plätzchenstand, wo wir uns mit Zimtständen eindeckten, einen Stand wo man Weihnachtskränze kaufen konnte und auch Adventskalender sahen wir. Komischerweise waren die Leute denen der Stand jeweils gehörte entweder deutsch oder sie sprachen ziemlich gut deutsch, merkwürdig…

Weiter ging es nach Avignon, wo wir erst einmal ganz mädchenhaft ganz viele Kleider anprobierten -die wir uns eh nicht hätten leisten können. Geschenke für die Familie fanden wir auch recht schnell, und ab ging es auf den Weihnachtsmarkt, der sich auf dem Rathausplatz befand. Schon vom weiten sahen wir die typischen Holzbuden mit weißem Dach und die Leuchtketten, aus den Lautsprechern dudelte leise Weihnachtsmusik. Mit voller Vorfreude auf Glühwein, Schmalzgebäck und gebrannten Mandeln machten wir uns auf ins Getümmel – und wurden bitter enttäuscht. In den Buden konnten man lediglich den typischen Tourikram kaufen den es auch an jeder Ecke zu finden gab, einige Stände verkauften lieblos billige Taschen und Gürtel oder T-Shirts, knallbunte Plastikspielsachen 20% reduziert oder auch Katzenfutter plus passendes Jäckchen für das Tier war zu finden. Gelegentlich gab es zwar auch Stände wo man Süßigkeiten oder schönen Schmuck kaufen konnte, aber eben nur gelegentlich. An Essständen fanden wir – Achtung ! – eine Crêperie und Zuckerwatte. Und was Punsch oder Glühwein anging: keine Chance. Es gab zwar eine Getränkebude mit warmen Rotwein, heiße Schokolade und Kaffee, aber das überzeugte uns nicht wirklich. Wir trösteten uns damit, dass bei 15°C uns Sonnenschein ein Glühwein eh nicht so toll gewesen wäre, und machten uns ziemlich enttäuscht weiter auf die Geschenkejadg. 

Mit meinem kleinen Adventstellerchen bin ich auch die einzige im Hause, die was zur Weihnachtsdeko beiträgt. Weder im Kindergarten noch hier im Haus ist es wirklich winterlich geschweige denn weihnachtlich geschmückt, im Kindergarten gibt es immerhin Adventskränze! Aber gut, das werde ich wohl auch überleben. Aber was ich gelernt habe: Zur Adventszeit  ist es zu Hause einfach am schönsten. Wie soll denn bei dem Wetter auch Weihnachtsstimmung aufkommen? Ich hatte bisher vielleicht 5x meine Winterjacke an, weil Laure mir gesagt hatte es sei kalt draußen. (Es waren dann etwa 10°C, in Deutschland ist das schon fast wieder T-Shirt Wetter!)

Doch ein wenig Weihnachten kam mit dem Marché de Noël, dem Weihnachtsmarkt bei uns im Kindergarten am 3. Dezember dann doch zu uns. Der ganze Kindergarten wurde zuerst ganz ausgeräumt, dann hübsch mit Lichterketten und kleinen Sternchen dekoriert. Jana, Lea und ich waren für die Weihnachtsbäckerei zuständig, wir backten fröhlich mit den Kindern von 15 – 19 Uhr Kekse, dekorierten diese dann mit bunten Streuseln, Rosinen und Nüssen und aßen sie dann gleich wieder auf. Ziemlich deutsch, oder? Hm, das liegt wohl daran, dass Sabine, Janas Gastmutter, eine Deutsche, die Bäckerei für den Weihnachtsmarkt ins Leben gerufen hatte, den Teig gemacht hatte und die ganzen Backutensilien (Ausstechformen, die bunten Streusel etc.) mitgebracht hatte.Es gab dann später, nachdem der St. Nicolas mit seinem Esel kurz vorbei kam und den Kindern Äpfel gab (HA! Da war er, der französische Nikolaus!) kostenlosen Glühwein von Jean-Philippe aus einem riesen Pott. Ohne Jacken, Mütze oder Schal standen wir dann draußen, hörten live spanische Musik von den Eltern von Louis aus meiner Gruppe und tranken den ersten Glühwein des „Winters“.
Insgesamt war es echt nett, wir tanzten noch ein wenig, quatschten hier und da mit den Eltern und führten verlorengegangene, weinende Kinder zurück zu ihnen.

So viel zum Thema Weihnachten in der Provence. Aber ich will ja nicht nur meckern, ist ja auch ganz aufregend, das mal anders erleben zu dürfen. Andere Länder andere Sitten, und ich bin ja hier, um genau diese anderen Sitten kennen zu lernen!

Oh, ich habe noch gar nichts von unserer letzten großen Reise berichtet! Das wird schnell nachgeholt, haltet euch fest: es geht los!
Vor zwei Wochen war wieder die Zeit der großen Reise, es war ein verlängertes Wochenende (Dank des französischen Sieges über Deutschland im ersten Weltkrieg)und da uns irgendwie keine französische Stadt wirklich reizte bzw. zu teuer gewesen wäre, dachten wir uns: warum nicht nach Spanien? Und schnell war das neue Reiseziel festgemacht: Barcelona!
Im Internet fanden auf der Seite „Covoiturage“ eine Mitfahrgelegenheit, die uns und unsere großen Wanderrucksäcke dann am Freitagmorgen um 8 Uhr in Avignon abholte. Wir düsten durch und über die Pyrenäen und waren schon nach 4 Stunden in der Hauptstadt vom katalanischen Spanien angelangt. Palmen und Sonnenschein so weit das Auge reichte! Im Tourismusbüro statteten wir uns mit Stadtplan aus, wir kauften uns eine Metrokarte und los ging das Abenteuer! 

 Wir fanden ein total nettes Hostel, in dem gotischen Stadtviertel Barcelonas, wo wir auch gleich 3 Betten für 2 Nächte mieteten. Wir schnallten die Wanderrucksäcke ab, ruhten uns kurz aus und zogen gleich wieder los:  Der Hunger trieb uns! In einem niedlichen Restaurant bestellten wir – wie kann es auch anders sein – eine große Pfanne Paella  (für mich ohne Fisch, aber mit Huhn) mit Sangria. Im wunderschönen Parc Ciutadella ruhten wir uns im Schatten der Palmen auf einer Wiese kurz aus und genossen das 
Tres mojitos por favor!
Leben. Ganz ohne Ziel liefen wir dann etwas später weiter durch die Straßen in der Abendsonne, dabei kamen wir am Arc de Triomf vorbei und landeten 
schließlich zufällig bei Gaudis Sagrada Familia, einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Barcelonas! 
 Am Abend schlürften wir Cocktails in verschiedenen Bars und aßen Tapas, bis uns die Müdigkeit überkam und wir im Hostel wie Steine in die Betten fielen.

Am Samstagmorgen standen wir rechtzeitig auf, wir hatten ja noch viel vor! Nach dem kleinen Frühstück, was vom Hostel gestellt wurde, machten wir uns auf den
 Weg zu einem Flohmarkt, der angeblich ganz toll sein sollte. Dort wurden wir allerdings etwas enttäuscht, es war eher ein riesiger Freiluft- 1€ Shop. Doch wir ließen uns nicht die Laune verderben und weiter ging es zu der großen Einkaufspassage La Rambla, wo wir zu Mittag aßen. Die La Rambla ist etwa 2km lang und führt vom großen Placa Catalunya bis ganz runter zum Hafen, in der Mitte der Strecke befindet sich der Markt La Boqueria, den wir auch gleich enterten. Der Markt befindet sich in einer großen Halle, und drinnen ist es proppevoll! Ein Essensstand neben dem nächsten, Gedränge, Gerufe, verhandlungen – und wir 3 mittendrin! Man konnte alles was das 
Feinschmeckerherz begehrt kaufen, von Obst (1kg Mango = 3€) über Käse, Nougat und Schnecken bis hin zu ganzen Hasen samt Fell oder ganze Schweineköpfe. Diese ganzen Eindrücke mussten wir erstmal am Vell Port, dem Hafen, verarbeiten, wir ruhten uns am Ufer des Wassers aus, aßen ein paar Kekse und besprachen den weiteren Ablauf des Tages. Shoppen, das war es was wir wollten! Dazu waren wir noch gar nicht gekommen! Also machten wir uns wieder auf und liefen durch ein paar Seitengassen ohne Plan, aber mit dem Ziel: shoppen! Irgendwie mussten wir irgendwo falsch abgebogen sein, denn schließlich fanden wir uns direkt vor unserem Hostel wieder! Weibliche Intuition, oder so. Wo wir schon mal da waren, konnten wir uns doch auch ganz kurz noch ausruhen, oder? Aus „ganz kurz“ wurde dann schnell „etwas länger“, der Sonne stand schon tief, als wir uns dann doch endlich aufrafften. Ein anderes Werk von Gaudi wollten wir erkunden, den Park Güell. 
Mit Metro und nach einem etwas anstrengenden Berg-auf Fußmarsch waren wir recht schnell da, undkonnten oben angelangt ganz Barcelona und das Mittelmeer bei Sonnenuntergang bestaunen. Das war wirklich super schön! Auch der letzte Ausflugspunkt des Tages war einfach nur wunderschön: Am Placa Espanya gibt es einen „magischen Springbrunnen“, der jeden Abend Spanier und Touristen, jung und alt mit seinen zu klassischer Musik tanzenden Fontänen zum Staunen brachte. Wir sahen lange dem Wasserschauspiel zu, bis wir uns nach einem warmen Café mit heißer Schokolade sehnten. Das fanden wir leider erst nach 2h Fußmarsch, wobei wir zufällig noch an zwei weiteren Werken Gaudis vorbeikamen: die Casa Milà und die Casa Batlló, beides zwei von Gaudi erbaute Häuser. Froh dass wir während unserem kleinen Spaziergangs immerhin weitere Sehenswürdigkeiten (zwar war es inzwischen schon Nacht und wird waren ganz alleine) gesehen hatten, kauften wir dann in einem Café endlich unsere heiße Schokolade mit Churros. Zum Abschluss des wunderbaren Tages gönnten wir uns in einer Bar noch einen Cocktail und total zufrieden und stolz auf uns selbst machten wir uns auf den Weg zum Hostel.


Für den Sonntagmorgen, an dem es zwar noch immer ziemlich warm war, allerdings ziemlich bewölkt, war nur noch eine Sache geplant: mit einer Seilbahn konnte man von Hafen aus auf den Berg Montjuic fahren und von dort aus nochmal eine tolle Sicht auf Barcelona genießen. Genau das taten wir dann auch, vorher hatten wir noch kurz am Strand vorbei geschaut. Ein wunderbarer Abschluss einer fantastischen Reise! Wenig später saßen wir wieder bei Emilie, unserer Mitfahrgelegenheit im Auto, und zurück ging es in die Provence. Ich habe die Reise mit Jana und Lea so genossen, fern vom Alltag im Kindergarten, fern von der Gastfamilie. Und neben dem Französisch habe ich jetzt auch ein klitzekleines bisschen Spanisch gelernt - naja, jedenfalls kann ich Cocktails bestellen und nach der Toilette fragen...
Mal sehen wo es uns das nächste mal hinschlägt. Paris? Lyon? Toulouse? Oder vielleicht nach Marokko? Wer weiß, wer weiß...

So, das war es soweit erstmal wieder von mir. Ich versuche wirklich öfters mal zu schreiben, aber irgendwie kommt immer was dazwischen – meistens die Müdigkeit nach getaner Arbeit. Bitte entschuldigt mich dafür.
Ich kann nur noch sagen: Ich fühle mich nach wie vor total wohl, sowohl im Kindergarten, in meiner Familie als auch mit meinen beiden Freundinnen Jana und Lea. Ich genieße die Zeit, auch wenn ich mich langsam wirklich sehr auf die Weihnachtszeit freue, die ich Zuhause in Deutschland bei meinen Lieben verbringen werde.

 Auf bald,
Carolin

Montag, 7. November 2011

Land unter!

Ich melde mich frisch aus dem schlimmsten Unwetter der Provence seit 180 Jahren, vielleicht ist es ja sogar bis nach Deutschland durchgedrungen...
Die ach so sonnige Provence hats voll erwischt: Straßen sind überschwemmt (Hilde ist aber ein super Aqua-mobil!) und Jana musste gestern einen riesen Umweg fahren weil da ein Baum auf der Straße lag.
Es regnet jetzt schon seit ganzen 5 Tagen durchgehend, abends sind immer wieder starke Gewitter dabei. Für mich ist das einfach ein richtig schönes herbstliches Hamburger Schietwedder, aber für die Menschen hier ist das natürlich extrem. Bei den unglaublich guten Straßen hier ist es auch kein Wunder, wenn die mal absacken und sich riesige Pfützen bilden… Ich meine 5 Tage ohne Sonne, wo sind wir denn hier?! Laure ist schon total deprimiert, ich hab ihr nur gerate niemals nach Norddeutschland zu ziehen, da versteckt sich die Sonne öfters mal für länger.
Die Kinder im Kindergarten finden das natürlich super: Jippieh, rein in die Pfütze, am besten noch einmal schön drin wälzen, Carolin, Jana und Lea dürfen mich dann ja ausziehen und sauber machen.
.. und der Rückspiegel fiel auch noch ab...

Samstag waren wir 3 bei Ikea! Ich durfte Hilde fahren, Abenteuer pur sag ich! Es hat geregnet ohne Ende, und es war auch total dunkel. Dann funktioniert natürlich die Heizung für die Frontscheibe nicht, das heißt: entweder jemand wischt alle 3 Minuten mit einem Taschentuch die Scheiben frei, oder wir fahren mit Fenster offen - oder wir fahren einfach so und Carolin fährt nach Gefühl, weil sie durch die beschlagene Scheibe eh nichts sehen kann. Wir haben dann alle 3 Methoden mal angewendet, war alles nicht so der Hammer. Die Schnellstraße nach Avignon war dann teilweise ziemlich überschwemmt, und ich hatte ziemlich Angst, dass Hilde Bock auf Aquaplaning hat. (Hatte sie zum Glück nicht.) Da wir Spaß am sinnlosen Benzinverbrauch haben, dachte wir uns, dass wir uns malwieder richtig schön verfahren. Wir mussten uns dann durchfragen, und nach 1 ½ Stunden hatten wir dann tatsächlich das riesige blau-gelbe Schild entdeckt.   
Ratet mal, was wir dann als erstes gemacht haben: klar, wir haben gegessen! Schöne schwedische Köttbullar mit Pommes! Der Küchenheini hat meine Bestellung allerdings nicht verstanden, in Frankreich sagt man gar nicht Köttbullar sondern bouletts. Pff, immer brauchen die Franzosen ne extra Wurst!
Nachdem wir dann auch den Nachtisch vertilgt hatten, ging es los: Auf in die Ausstellung. Das verlief dann etwa so:

Lea: "Woooa, die Bettwäsche habe ich!"
Carolin: "Hey, die hab ich auch, aber in rot!"
Jana: "Ey, den Schrank hat mein Bruder!"
Carolin: "Meine Schwester auch!"
Lea: "Und das Sofa hab ich auch!"
Jana: "Das will ich auch. Ich will mir jetzt ne Studentenbude einrichten!"
Carolin (kreischt laut los) : "Aaaaaaaah! Da ist mein Wackelsessel!! Den hab ich in meinem Zimmer in Deutschland!!" *Rennt drauf zu und setzt sich rein.* "Aaaah, das ist gerade wie zu Hause. Nur fehlen die ganzen Klamotten die ich da normalerweise drauf stapel..."

Naja, und so weiter.

Man kann sagen, wir haben den Laden gut unterhalten. Ich habe eine Plastik-Pflanze gekauft, weil meine echte Pflanzen alle regelmäßig sterben, dann noch ein 3er Pack von so runden kleinen geflochtenen Körbchen (für mein eigenes Bad, was hoffentlich bald fertig ist) und dann noch 5 schwarz- weiße Postkarten, die ich noch aufhängen werde. Als wir dann bezahlt hatten holten wir uns noch einen Kaffee und danach machten wir uns durch den Regen mit Hilde auf den Weg zu mir (diesmal fuhr Jana). Ich hatte sturmfrei, wir machten uns einen Tee und planten unsere Barcelona-Reise für nächstes Wochenende. Per Mitfahrgelegenheit fahren wir am 11.11. um 6.30 Uhr in Avingon bei Emilie und Francois mit (35€ pro Person pro Fahrt) und jetzt suchen wir noch eine Couch, auf der wir surfen dürfen. Ich hab mich bei Couchsurfing angemeldet, und wir haben dann einfach ein paar Leute aus Barcelona angeschrieben ob die Lust und Zeit hätten 3 deutsche Mädels für 3 Tage aufzunehmen.

Sonntag war ein ruhiger Tag, ich war viel mit Paul alleine der brav an meinem Badezimmer gearbeitet hat, Laure und Jeanne waren bei der Oma und ich schlubbelte den ganzen Tag im Pyjama rum. Ihr seht, ich fühl mich schon wie zu Hause hier ;)

Eben hatten wir eine réunion mit den Eltern zusammen, es ging um das Laternenfest und den Weihnachtsmarkt. Es gab warmen Multivitaminsaft und dann haben wir mit den Eltern zusammen Laternen für die Kinder gebastelt. Nicht sonderlich aufregend, aber ganz nett. Obwohl nach Feierabend nochmal in den Kindergarten zurück kommen natürlich ziemlich blöd war...


Ich hab noch gar nicht von meinem Rücken erzählt! Seit Marseille habe ich ziemliche Rückenschmerzen wenn ich mich drehe, und dann bin ich eines Donnerstags in der Mittagspause zum Arzt Francois gegangen. Das war ganz witzig: Laut dem Schild soltle man kurz klingeln und dann eintreten. Hab ich gemacht. Dann stand ich gleich im winzigen Wartezimmer, und da niemand da war bin ich durch die nächste Tür gegangen. Dann stand ich im Flur. In der Hoffnung hinter der nächsten Tür möge sich die Sekretärin befinden öffnete ich auch diese – und stand plötzlich mitten im Behandlungszimmer. Francois schaute ein wenig verduzt, ich sagte nur: „Darf ich reinkommen? Sind sie der Arzt?“ Da lachte er und ich entschuldigte mich gleich, in Deutschland sei das irgendwie etwas anders. Nach der Behandlung verschrieb er mir dann ein paar Medikamente und : 6x Massage!! Und der liebe Francois machte auch gleich einen Termin bei der Massage für mich und malte mir ganz genau auf wo ich das finde. Ich war jetzt schon 2x bei  Laetitia zur Massage, da schlaf ich immer fast ein. Es hilft zwar nicht wirklich, aber egal. Laure meint wenn es bald nicht besser wird geht sie mit mir zum Ostheopathen oder zum Hausarzt, der soll mich dann mal durchröntgen. Hélène meint dass ist der "Esprit de l'automne", kann man nichts gegen machen. Ähm ja, was auch immer, Hauptsache meinem Rücken geht es bald besser.

Samstag ist mir dann zum ersten Mal aufgefallen, dass ja bald Weihnachten ist! Bei Ikea war alles schon so weihnachtlich geschmückt, wir drei haben einen riesen Schreck bekommen, als uns einfiel, dass das ja schon in einem Monat ist!! Sonst merkt man hier nämlich absolut gar nichts von Weihnachten! Weder in den Supermärkten noch sonstwo. Und jetzt wollen wir übernächstes Wochenende (ich hab malwieder sturmfrei) eine Weihnachtsbäckerei eröffnen, Geschenke überlegen, Glühwein trinken, Kekse backen und so weiter, das wird bestimmt schön.

Das war‘s erstmal wieder von mir aus dem Franzosenland!
Carolin

Sonntag, 30. Oktober 2011

Ich lebe noch!


Ich bin jetzt ziemlich genau schon seit 2 Monaten in der schönen Provence, und habe erst zweimal was geschrieben, so ein Mist!
Ach Mensch, ich habe einfach zu wenig Zeit hier, und dabei passiert immer so viel, ich komme gar nicht hinter! Also berichte ich jetzt schnell was in den letzten Wochen so passiert ist. Achtung, der Eintrag könnte länger werden…

Die wichtigste Info zuerst: Ich bin jetzt in meiner richtigen Gastfamilie angekommen! Vorgestern war der Umzug, jetzt wohne ich nicht mehr in Bédoin sondern in Mazan, keine 5km vom Kindergarten entfernt. Ich hatte 2 Wochen Besuch von meinen Eltern und meiner Schwester und habe bei ihnen  Ferienhaus mit gewohnt, dann gings von da aus mit Sack und Pack in meine „richtige“ Gastfamilie, die vorher erst noch das Haus ein wenig umräumen, mussten damit ich ein eigenes Zimmer habe. Ich wohne jetzt zusammen mit meinen Gasteltern Paul und Laure, die beide Theater spielen. Was genau sie machen weiß ich noch nicht, aber ich werde es herausfinden! Die beiden haben die kleine freche Tochter Jeanne, sie ist fast 3 und geht mit mir in den Kindergarten. Dann gibt es noch den riesigen Golden Retriever Klint, der genauso alt ist wie Jeanne. Jedes zweite Wochenende ist Laures 15-jährige Tochter aus erster Ehe da, Loise geht auf ein Internat und ist dann immer abwechselnd bei uns oder bei ihrem Papa. Ich hab hier mein eigenes großes Zimmer, ein eigenes Bad gleich nebenan kommt auch noch, Paul arbeitet dran. Ich wurde total lieb empfangen und ich fühle mich auch jetzt schon total wohl hier! Aus meinem Zimmerfenster habe ich eine ganz tolle Aussicht auf die Landschaft, und da merkt man immer mehr dass auch hier der Herbt angekommen ist.
Die Weintraubenfelder färben sich langsam rot, die Bäume verlieren die ersten Blätter, und ab und zu pfeift morgens ein ganz schön kühler Wind um die Ecken. Die ganze letzte Woche war das Wetter  auch gar nicht so gut, nur noch 20°C, viele Wolken und auch manchmal ein bisschen Regen, sodass wir den Kindern immer ihre Gummistifelchen angezogen haben, zusammen mit der dicken Jacke und der Mütze. Mit den Kindern singen wir jetzt auch Lieder über die Apfel- und Champignonernte, wir lesen Bücher über das Eichhörnchen, das Nüsse sammelt und statt Obstsalat wird jetzt dienstags immer Gemüsesuppe mit den Kindern gemacht. 

Am 3. Oktober haben wir im Kindergarten auch das Herbstfest gefeiert, „la fête de l’automne“.
Am Morgen schnitten wir das mitgebrachte Gemüse mit den Kindern, Kartoffeln, Porree, Karotten, Lauch und ganz viel Kürbis. Wir aßen dann etwas später alle zusammen draußen an einem langen Tisch, der hübsch mit Nüssen und Blättern geschmückt war. Wir mit den Kindern ein paar Lieder gesungen, wir haben Blätterkronen gebastelt und Blumen gepflanzt und natürlich dann die superleckere erste Suppe der Saison gegessen, die in einem großen Kürbis serviert wurde. Allerdings war es ein wenig merkwürdig, mit leichten Klamotten draußen im Sonnenschein bei 28°C heiße Gemüsesuppe zu essen… 

Und schon wieder bin ich beim Thema Essen angelangt. Da kommt man hier einfach nicht dran vorbei! Als ich letzten Mittwochabend alleine eine kleine Tour durch Bédoin gedreht habe, ist mir das auch wieder aufgefallen: Man kann keine 10m gehen, ohne an einem Bäcker, einem Café oder an einem Restaurant vorbei zu kommen. Weingute gibt es hier auch ohne Ende, ich wohnte vorher direkt gegenüber von einem. Und da die Ernte ja jetzt vorbei ist, hat die Garungszeit begonnen. Ich kam morgens also aus dem Haus, und es roch nach Wein. Ich kam abends nach Hause, und es roch nach Wein, und das ist keine sanfte Duftnote, nein, das riecht als würde mir jemand permanent eine Weinflasche unter die Nase halten. 

Apropos Wein: Jana, Lea und ich wurden von meinem Ex-Gastpapa Damien, bei dem ich ja vorher übergangsweise gewohnt hatte, zu einer Besichtigung des Weinguts für das er Wein anbaut eingeladen, mit anschließender Weinprobe und Kochkurs. Mein Gastpapa machte dann auch die Führung, neben uns waren noch ein älteres schwedisches Ehepaar, ein etwas merkwürdiger Franzose der durchgehend Fotos von uns dreien machte, eine andere Frau und noch meine Gastmama Isabelle. Damien (mein Gastpapa) gab sich wirklich Mühe, dass wir 3 alles verstanden, was oft gar nicht so einfach war. Zwar ist mein Französisch inzwischen echt ziemlich gut geworden und ich verstehe echt viel, aber diese ganzen Fachbegriffe waren dann doch etwas zu hoch. Aber dank Damiens Zeichen- und Körpersprache haben wir doch zumindest genug verstanden, um ziemlich erstaunt über die ganzen Maschinen und vor allem die Größe des Weinkellers zu sein. Nach der Führung wartete dann der Chefkoch Francois (jedenfalls sah er aus wie ein typischer Francois) bereits auf uns, und bereitet vor unseren Augen die einzelnen Gerichte zu. Das Menü war wie folgt:

Entrée: Auflauf mit gerösteten Nüssen und Jakobsmuscheln im Speckmantel in Eisenkraut- und Zitronengrassauce.
Hauptspeise: Hühnerbrustfilet mit Flusskrebsen, dazu mit Oliventapenade gefüllte Tomate und Kartoffelpüree mit Nüssen
Dessert: Flambierte Brinenmousse mit Orangenlikör
Dazu wurde serviert: Marquis de Sade blanc 2010 (Weißwein)

Dreimal dürft ihr raten wie ich das so fand mit meiner absoluten Abneigung gegen alles was jemals im Wasser lebte. Lea und Jana fanden meine leidende Miene glaub ich ziemlich belustigend, aber sie ermutigten mich wenigstens alles zu probieren, nach dem Motto : „Hey, du bist in der Provence, wir nehmen hier alles mit!“ Also aß ich tatsächlich fast die ganze Jakobsmuschel, und knackte auch den Krebs in der Mitte, riss ihm die Beine aus und schlürfte zumindest eins aus. Irgendwie schienen wir drei die einzigen im Raum gewesen zu sein, die noch nie einen Krebs gegessen hatten. Die anderen knackten ganz elegant und schlürften dann, während wir uns erst ziemlich blöd anschauten. Uns wurden dann aber ganz lieb erklärt wie man den Krebs wo knacken muss und wie man dann am Besten an das Fleisch kommt. (Man muss erst etwas auf dem Panzer rumkauen und gleichzeitig schlürfen!) Ich kann machen was ich will: Meerestiere sind und bleiben ein rotes Tuch für mich!
Nachdem Essen standen wir vor einer ziemlich kniffligen Frage: Wer fährt jetzt eigentlich? Während der guten Stunde in der der Koch das Essen zubereitet und natürlich auch zu jedem Gang wurde uns immer fleißig und ordentlich Wein nachgeschenkt, so dass wir die in Frankreich zugelassene Promillegrenze sicher schon längst überschritten hatten. Also dümpelten wir noch ein wenig im Weinladen rum, wo der eine Besitzer uns versprach, dass wann immer wir Wein kaufen wollen von ihm schöne Prozente bekommen würden. 1a!  Wir tuckerten dann irgendwann mit 30km/h nur kurz nach Mazan, um dort dann einen Espresso zu trinken und die freie Zeit zu genießen. Weiter gings dann noch nach Carpentras, auf der Suche nach einem Eis. Da man hier aber leider keine Kugel für unter 2€ findet, kaufte wir letztendlich Eis im Supermarkt. 

Lea zog an dem Wochenende in das neue Haus ein, und da ich das ganze Wochenende sturmfrei hatte lud ich Jana noch zu mir ein. Wir kauften uns Fertigpizza und beschlossen nach sehr, sehr langem Überlegen, für unsere Gastfamilien Brownies zu backen. Es wurde ein sehr gemütlicher Abend, wir quatschten ausgiebig über alles was uns so in den Kopf kam. Ich bin wirklich unglaublich froh, dass ich Lea und Jana bei mir habe. Es ist so einfach mit ihnen über alles zu sprechen, weil ich weiß, dass es ihnen genauso geht wie mir, oder zumindest so ähnlich. Wir sitzen alle drei im ähnlichen Boot, und zum Glück segeln wir alle drei auf der gleichen Welle, sodass wir uns wirklich glänzend verstehen. 

Wie wichtig mir die beiden sind, wurde mir letztens wieder bewusst: Ich hatte die Nacht über nicht gut geschlafen, weil Rémi im Zimmer neben mir immer wieder aufgewacht war und ziemlich laut geweint hat. Als ich aufwachte erwartete mich draußen der Mistral, ein ziemlich kalter und vor allem starker Nordwind, der angeblich immer entweder 3, 6, oder 9 Tage andauert. Außerdem war es dazu noch bewölkt, ich hatte malwieder die Nase voll vom französischen „Frühstück“ und war eh viel zu früh unterwegs. Jedenfalls hatte ich an dem Morgen ein ziemliches Heimweh-Tief. Als ich auf die Familie wartete, mit der ich Freitagmorgen immer zum Kindergarten fahre, und dann auch noch melancholische Musik hörte, kamen auf einmal ganz ohne Vorwarnung die Tränen. Den ganzen Vormittag war ich geistig irgendwie ziemlich abwesend, und man sah mir anscheinend an, dass ich nicht ganz auf der Höhe war. Andauernd wurde ich gefragt was mit mir los sei, bis dann beim Zubereiten des Essens in Gegenwart von Jana und Lea bei mir die Dämme brachen. Die beiden nahmen mich gleich in den Arm und trösteten mich, so dass es mir danach schon gleich ziemlich besser ging. Und wie Lea so schön sagte: „Irgendwann trifft es jeden“. Ich weiß nicht wie der Tag ohne die beiden noch verlaufen wäre, ich hätte mich vermutlich als Haufen Elend in einer Ecke verkrochen. Doch so wurde mir bewusst, dass ich gar nicht alleine bin, dass ich immer zwei liebe Mädels bei mir habe, die für mich da sind, wenn ich sie brauche. Wir haben auch schon einen Deal: „Wenn jemand einen Drücker braucht, dann fragt er einfach, und dann bekommt er den auch!“   
Wenn das Heimweh ganz schlimm sein sollte, wird eine Pyjamaparty organisiert, dann wird bei Aldi einkaufen gegangen und What a man geguckt! Alles schon festgelegt, uns kriegt nichts runter!

Schön war auch der eine Samstag: Erster Punkt des Tages: Carwash! Hilde war inzwischen wirklich ziemlich dreckig, vor allem die Scheiben, sodass man bei tiefstehender Sonne nicht wirklich viel sehen kann (also im Prinzip immer dann wenn wir entweder zum Kindergarten oder nach Hause fahren.) Wir fuhren also nach Carpentras zur Tanke und versuchten die Anzeigen zu verstehen. Der nette Tankwart empfahl uns dann die 5€ Wäsche, und wir glaubten ihm einfach mal. Tatsächlich sah Hilde danach zumindest um einiges sauberer aus als vorher. Als nächstes machten wir uns auf zum intermarché, einem Supermarkt, wir brauchten nämlich Passbilder. Aber wie das nun mal so ist wenn wir drei unterwegs sind, wurden aus den 15min die wir für die Passbilder höchstens brauchten plötzlich 60. Wir machten noch ziemlich dämliche Bilder wo unsere Köpfe auf nette Männerkörper gesetzt wurden, und natürlich durften auch die klassischen „Fotoautomaten-schwarz-weiß-quetsch-Bilder“ nicht fehlen. Zwischendurch ging immer mal jemand zum Bäcker und holte was zu essen. Dann machten wir uns auf die Suche nach dem Bahnhof. Leider haben wie das System des Verkehrs von Carpentras noch nicht durschaut und fuhren gefühlte 5 Schlaufen durch die ganze Stadt, bis wir ihn dann endlich fanden. Wir kauften uns jeder für 49€ eine Bahnkarte für 12-26 Jährige, mit der man immer von mindestens 25% bis zu 75% Rabatt auf alle Bahnfahrten in ganz Frankreich bekommt.Dafür waren dann auch die Passbilder gedacht. Weiter ging die Reise, diesmal suchten wir einen Aldi, da wir uns dachten, dass es in Frankreich bestimmt sowas wie Alditalk France geben muss, denn wir drei sind die enormen Auslandspreise unserer deutschen Anbieter ziemlich leid. Die Suche nach dem Aldi war noch schlimmer als die vom Bahnhof. Diesmal fuhren wir bestimmt 10 Schleifen, fragten 4 Menschen nach dem Weg und fanden ihn trotzdem nicht. Also machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof, wo wir mit Jannik, ein Freiwilliger der in der Nähe von Avingon arbeitet und den Lea und ich beim Seminar kennengelernt hatten, verabredet waren. Auch zum Busbahnhof fanden wir, wer hätte es gedacht, nicht auf Anhieb. Das Problem in Carpentras ist einfach, dass der Verkehr ein großer Kreis um die Stadt bildet, aber immer nur in eine Richtung. Das heißt, wenn man zu spät aus dem Ring rausfährt, muss man den ganzen Ring um die Stadt noch einmal fahren. Sprich wir sind den Tag etwa 10x um Capentras gefahren sind. Nachdem wir die Taktik entwickelt hatten einfach einem Bus hinterherzufahren, fanden wir schließlich dann doch den Busbahnhof, wo Jannik auch schon auf uns wartete und mit ihm im Gepäck suchten wir weiter nach einem Aldi. Man mag es kaum glauben, aber wir haben den Aldi tatsächlich noch gefunden und darüber freuten wir uns so sehr, dass wir hupend und johlend auf den Parkplatz fuhren. Kaum hatten wir den Aldi betreten kam bei jedem von uns ein „Zuhause“-Gefühl auf, denn es scheint so als sei jeder Aldi gleich eingerichtet. Mit den armen voll Essen verließen wir den Laden und machten ein Picknick auf Hildes Motorhaube, was nicht sehr entspannt war, da der doofe Mistral andauernd alles umpustete. Als wir wieder aufbrachen stellten wir fest, dass Hildes Tankanzeige schon tief im roten Bereich lag, wir fuhren zum Leclerc um zu tanken und danach ging‘s ab nach Vaison-la-Romaine, wo angeblich der Mistral nicht so stark seins sollte. Das stimmte so nicht ganz, wie wir dann rausfanden, denn auch hier stürmte es ziemlich. 
Deswegen suchten wir uns ein kleines süßes Café, wo wir uns niederließen und eine heiße Schokolade bzw. einen Tee tranken und ausgiebig quatschten. Da es Jana nicht so gu ging und Jannik ein Handballspiel bevorstand, brachen wir ziemlich schnell wieder auf, lieferten Jana bei sich zu Hause ab und fuhren zurück nach Carpentras, wo Jannik dann den Bus nach Avignon nahm. Lea und ich beschlossen, uns noch einen netten Abend in Carpentras zu machen. Wir suchten nach einem hübschen und am besten nicht zu teurem Restaurant – und landeten bei McDonald’s, denn irgendwie hatten die anderen Restaurants entweder geschlossen oder waren uns zu teuer. Dort verbrachten wir dann knapp 2 Stunden, bis wir uns dann zum Kino aufmachten. Wir hatten uns nämlich überlegt, den Film „Le nouvelle guerre des boutons“ zu schauen. Der Film war total schön und typisch französisch, vom Regisseur von „Monsieur Mathieu et les choriste“ und ich muss sagen, dass ich echt überrascht war, wie viel ich dann doch verstand. 

So ein Tag ganz ohne Gastfamilie ist echt total entspannend, keine schreiende Kinder, keine Wäsche die auf einen wartet, keiner mit dem ich mich irgendwie angestrengt auf Französisch unterhalten muss. Einfach das machen worauf man Lust hat, mit 2 ganz tollen Mädels, die zufällig genau den gleichen Gedanken an Wochenenden haben wie ich: Endlich mal rauskommen!

Den Gedanken haben wir auch vorletztes Wochenende verfolgt, unser Plan hieß: Auf nach Marseille! Da ich am Freitagabend allerdings noch Babysitten musste ging es für mich dann Samstagmorgen um 5 Uhr los: mit Hilde fuhr ich nach Carpentras, da parkte ich sie gut versteckt hinter einem VW Bus und schloss 3x ab (Frankreich ist ja bekannt für Autoklau und – verbrennung) und suchte den Busbahnhof, um mit dem Bus nach Avignon zu tuckern. (Natürlich fand ich den Busbahnhof zu Fuß erst recht nicht, zum Glück hatte ich einen 30min-Puffer mit eingerechnet  in meiner Planung.) Für ganze 2€ fuhr ich dann 50 Minuten nach Avingon zum Bahnhof, wo ich den Zug um 7:10Uhr nehmen wollte. Jana und Lea wollten schon am Freitagabend nach Feierabend nach Marseille losdüsen, doch kurz vorher ist denen dann aufgefallen, dass das zeitlich ziemlich doof ist, wenn sie um 22:30Uhr in Marseille ankommen und dann noch nach einer Unterkunft suchen müssten. Deshalb traf ich die Beiden dann am Bahnhof in Avignon, wir kauften uns die Zugtickets (mit 50% Ermäßigung Dank unserer tollen Karte) und ab ging die Post nach Marseille. Keine 2 Stunden später waren wir dann auch schon da, die Sonne schien in unser Gesicht und wir genossen erstmal unser kleines Frühstück mit Pain au chocolat und Salat den Treppen des Bahnhofs. Lea holte dann ihre Freundin Vio ab, die am Morgen mit dem Flugzeug nach Marseille gekommen war um Lea zu besuchen. Zu Viert machten wir uns dann auf, um die Straßen Marseilles zu erkunden. Natürlich ging das gleich in Shoppen über, sodass wir neben den großen und schweren Rucksäcken gleich jeder noch mindestens 2 Tüten zu tragen hatte. Im „Office de tourisme“ erfragten wir den Weg zum Backpacker Hostel, und per Metro und Bus fuhren wir dann in die Richtung, allerdings mussten wir noch ein gutes Stück zu Fuß laufen, und erst nachdem wir gefühlte 10 Leute nach dem Weg gefragt hatten fanden wir dann endlich das „Hostel“. In Wirklichkeit war das nämlich eigentlich eine Garage, wo ein Mädchen ihre kleine Wohnung drin hatte. Lediglich auf dem Zwischenboden unter der Decke war Platz für genau 4 Matratzen, es gab nur ein ganz kleines Bad und keine Möglichkeit irgendwelche Sachen einzuschließen. Für den ganzen Luxus wollte das Mädchen dann lediglich 15€ pro Person, also entscheiden wir uns ganz schnell dagegen und verabschiedeten uns freundlich. Wir wussten nämlich, dass nicht weit entfernt eine Jugendherberge Platz für uns 4 hätte, und die wollten nur 20,40€ pro Person, inklusive Einschließmöglichkeiten und (ganz wichtig!) Frühstück! Gegen 15 Uhr waren wir dann auch endlich da angekommen, und da wir alle seit mindestens 12 Stunden schon auf den Beinen waren, brachen wir erstmal auf den Betten zusammen. 
Doch uns ging der Anblick vom Mittelmeer in der warmen Sonne nicht aus dem Kopf, so dass wir uns aufrafften, in unsere Bikinis schlüpften, das Badehandtuch unter den Arm klemmten und zum keine 2km entfernten Strand marschierten. Das Wasser war wirklich sehr kalt, als wir den großen Zeh hineinhielten. Aber wir sagten uns: „Hey, wir sind in Marseille am Mittelmeer, wenn schon denn schon!“ Also rannten wir kreischend uns Meer, bevor wir es uns anders hätten überlegen können. Und was soll ich sagen, es war einfach nur wunderbar! Es war Mitte Oktober, in Deutschland gab es laut meiner Oma bereits Bodenfrost – und wir badeten im Mittelmeer!! Allerdings war es dann mit dem Wind am Strand tatsächlich ein wenig kühl, sodass wir nach einem kurzen Sonnenbad zurück zur Jugendherberge stiefelten und uns zum Pizzaessen fertig machten. In dem kleinen Bistro bestellten wir dann 3 Pizzen super leckere und vor allem große Pizzen, die 4. war leider etwas angebrannt, aber dafür war sie umsonst. Die ließen wir dann in einen Pizzakarton einpacken und nahmen sie mit, wir wollten noch das abendliche Marseille etwas erkunden. Als wir dann, ich mit dem Pizzakarton in der Hand, aus dem Bus ausstiegen, verging uns ganz schnell die gute Laune: zwei etwa 16 Jahre alte, ziemlich aufmüpfig wirkende Mädchen kamen auf mich zu, und es geschah folgendes:

Das eine Mädel (gleich total aggressiv und dominant):  „Gib uns die Pizza!“
Ich (erstmal total erschrocken von so einer Unfreundlichkeit und Dreistigkeit): „Ähm, nein?“
 Sie: „Gib uns die Pizza!“
Ich (immernoch ruhig, aber ernst): „Nein, das ist unsere Pizza!“

Dann habe ich mich nach hinten zu den anderen umgedreht, damit die auch was sagen. Das war ein Fehler, denn genau in dem Moment nahm das eine Mädchen mir den Karton gekonnt aus der Hand und lief keine 10m weiter zu einer Mauer, wo der Rest ihrer Clique saß, sie waren etwa 6 Leute, darunter zwei recht stark aussehende Kerle. Einen Schockmoment lang standen wir wie angewurzelt da, dann gingen wir zusammen auf die Gruppe zu, um unsere Pizza zurück zu erobern. Irgendwie war die Stimmung schon ziemlich angespannt, und ich wette die hatten alle mindestens ein Messer bei sich und haben sich alle schon des Öfteren um Pizza geschlagen. Jana löste die Situation dann sehr diplomatisch auf, indem sie sagte, dass sie ein Stück haben könnte und wir dann den Rest mitnehmen würden. Das Mädel grapschte dann nach einem besonders großen Stück und wir machten ganz schnell die Fliege. Den ganzen weiteren Weg lang sprachen wir dann nur über das was passiert war, und wie perplex und wütend wir über so eine unglaublich dreiste Aktion waren. Außerdem ärgerte es uns, dass das Mädel ein Stück Pizza bekommen hat, und somit, zumindest teilweise, das bekommen hatte was sie wollte. Für uns war der Abend gelaufen, der letzte Bus fuhr eh um 22:30 Uhr zur Jugendherberge, und bevor noch mehr Kleinkriminelle uns was klauen konnten machten wir uns auf den Weg zurück zur Jugendherberge, wo wir uns in die Lobby setzten. Kurze Zeit später gesellte sich ein Tunesier zu uns, mit dem wir in ein ziemlich nettes Gespräch kamen. Er war Student und machte gerade eine kleine Rundreise durch Frankreich, am nächsten Abend würde sein Flug zurück nach Tunis gehen. Rafik (so hieß er) war wirklich nett, aber irgendwie ging mir nicht aus dem Kopf, was Lea und beim Frühstück auf den Treppen aus dem Reiseführer vorgelesen hatte. Dort hieß es, dass Marseille alle Probleme einer Stadt vereine, dass es nur so strotzte von Drogen-, Organ- und Waffenhandel, dass es aufblühende Mafiaorganisationen gab, und sowieso sollte man eigentlich nicht unbedingt nach Marseille gehen, wenn einem sein Leben, sein Geld und seine Gesundheit lieb war. ABER an sich sei Marseille ja ganz hübsch, so mit den Booten und dem Mittelmeer. Jana hatte dann noch von einem Film erzählt, den sie mal gesehen hatte: Zwei Mädchen waren in Paris unterwegs, wurden dann von einem nett scheinenden Mann angelockt, von der Mafia verschleppt, drogenabhängig gemacht und die eine wurde ermordet. Nett! Sowas will man doch hören, wenn man alleine in einer sowieso als gefährlich geltenden Stadt unterwegs ist! Jedenfalls musste ich an all das immer wieder denken, als wir uns mit Rafik über unsere Pläne für den morgigen Tag sprachen. Wir wollten uns nämlich noch etwas Kultur gönnen, da wir irgendwie von Marseille an sich nicht wirklich viel gesehen hatten, eine Bootstour durch die ganzen Buchten, die Calanques,  fanden wir ganz spannend. Wir standen also schon um 7Uhr wieder auf, aßen schnell was zum Frühstück, packten unsere Rucksäcke, checkten aus und machten uns auf den Weg zur Bushaltestelle. Dort trafen wir auf eine ziemlich eindeutig Deutsch sprechende Schülergruppe, mit denen wir uns dann nett unterhielten. Auch sie waren auf dem Weg zum „Vieux Port“, dem Hafen von Marseille, sodass wir, zusammen mit Rafik, der mitgekommen war, mit dem Bus und der Metro fuhren. Am Hafen stellten wir dann fest, dass die Bootstour, die wir uns ausgesucht hatten, bereits ausgebucht war. Super! Egal was wir planen, alles geht in die Grütze, beziehungsweise klappt nicht so wie wir uns das vorstellen! Wir fanden dann schließlich einen Bus, der an der Küste entlangfuhr, stiegen einfach an einer Haltestelle aus, wo es uns gefiel. Viel Zeit um die tolle Aussicht zu genießen hatten wir allerdings nicht, denn unser Zug zurück nach Avingon fuhr schon um 12:20Uhr. Also fuhren wir mit dem Bus zurück und gingen dann zu Fuß zum Bahnhof. Natürlich kamen wir wieder an dem tollen Keks- und Seifenladen vorbei, sodass wir die letzten Meter schon fast sprinten mussten. Wir kauften schnell die Tickets, machten es uns im Zug gemütlich und wir aßen zusammen die frisch gekauften Kekse - beziehungsweise den einen Keks, denn jeder hatte sich nur einen gekauft, angesichts der 2€ pro Keks ziemlich verständlich denke ich. Von Avignon aus ging es dann wieder mit dem Bus nach Carpentras, wo wir mit Hilde dann zu Tabea fuhren, eine andere Freiwillige die mit Jannik zusammen arbeitet und die uns spontan zu ihrem Geburtstag eingeladen hatte. Da sie in Carpentras in einer Gastfamilie wohnt (wie der Zufall es so will wohnt sie bei der Gründerin und ehemaligen Direktorin von unserem Kindergarten!) waren wir ziemlich schnell bei ihr. Sie hatte bereits mit den 4 anderen Freiwilligen aus Sorque (dem Ort wo die Waldorfschule ist, an der die 5 arbeiten) gegrillt, aber für uns war noch etwas Nudelsalat übrig. Es war super, die anderen 4 endlich Mal kennenzulernen (Jannik kennen wir ja schon), da wird sich bestimmt noch mal was ergeben und man wird sich bestimmt noch öfter Mal sehen!

Mich drängte es nachdem es den Kuchen mit 20 Kerzen für Tabea gab dann aber doch zum Aufbruch, denn bereits am Samstagabend waren meine Eltern und meine Schwester angekommen um mich zu besuchen.
Papa holte mich und mein ganzen Krempel dann später dann von Isabelle ab und endlich konnte ich meine liebe Familie wieder in die Arme schließen.
Die zwei Wochen waren auch total schön, obwohl ich ja durch die Arbeit im Kindergarten eher wenig Zeit hatte. Trotzdem haben wir uns einiges angeguckt, und es war einfach total schön mal wieder Mamas Essen zu essen und ein ordentliches Frühstück zu haben!
Der Abschied fiel mir dann auch wieder ziemlich schwer, weil ich in den 2 Wochen gemerkt habe wie sehr ich das Vertraute und Heimische vermisst habe und wie schön es mit der eigenen Familie ist.
Aber da ich hier jetzt so lieb empfangen wurde gingen die Gedanken schon wieder ganz schnell vorbei, ich freu mich auf die Zeit mit meiner neuen Gastfamilie und bin gespannt was ich mit ihnen alles erleben werde.
 
 
So, das wars jetzt erstmal. Ich werde versuchen wieder öfter was zu schreiben und dafür dann kürzer.
Liebe sonnige Grüße nach Deutschland, oder Kanada, oder Australien  – oder wo auch immer ihr gerade seid.

Carolin 

Achja: Wenn man auf die Fotos klickt, werden sie größer!

Dienstag, 27. September 2011

"Essen wie Gott in Frankreich" oder "Ich lerne fürs Leben"


Und – schwupps-  schon wieder ist mehr als eine Woche vorbei. Die Zeit vergeht so schnell hier, ich habe das Gefühl sie rast nur so an mir vorbei. Ich bin jetzt schon knapp einen Monat hier, und ich fühle mich pudelwohl!

 Die Sache mit dem Einkaufen 
Letzen Mittwoch hatten Jana und ich nachmittags etwas Freizeit, da Lea auf ihre Gastgeschwister aufpassen musste machte wir uns zu zweit auf den Weg. Ein richtiges Ziel gab es erst nicht, Hauptsache für ein paar Stunden raus kommen und abschalten. Denn selbst wenn wir nicht im Kindergarten arbeiten müssen heißt das noch lange nicht dass man „frei“ ist und seine Ruhe hat! Zu Hause warten dann bei  jedem von uns 3 jüngere Kinder die bespaßt werden wollen, die gerne laut schreien wenn sie nicht ihren Willen kriegen und Energie ohne Ende haben. Da muss man jede freie Minute ausnutzen! Das haben Jana und ich am Mittwoch auch getan, wir hatten beide von 3 bis 7 frei, sodass Jana mich mit Hilde abholte und wir nach Carpentras fuhren. Wir beschlossen erst noch kurz zum Leclerc zu fahren, einem riesigen Supermarkt wo mein einfach ALLES kaufen, denn  Jana musste ein paar Sachen besorgen. Gesagt, getan. Wir parkten Hilde (rückwärts!) ein und stiefelten los, auf der Suche nach einem Einkaufswagen. Leclerc ist gleichzeitig ein Einkaufszentrum, um den eigentlichen Supermarkt herum gibt es ein paar kleinere Läden wo man Blumen oder Klamotten kaufen kann. Als wir drinnen keine Einkaufswagen finden konnten gingen wir wieder raus und holten eben da einen, wir hatten es ja nicht eilig.
Zuerst kamen wir bei der Elektronik-Abteilung an, wo wir einen Kassette für Hilde kauften, mit der man dann einen iPod anschließen kann, denn Hildes Radioempfang ist nicht gerade der Hit. Danach kamen wir in die Geschirrabteilung, wo wir beide erstmal Einmachgläser in den Wagen einluden, denn Jana hatte die Idee über das Jahr hinweg als kleines Projekt einen Likör anzusetzen. Zu den zwei Einmachgläsern gesellten sich dann noch zwei bunte Glasflaschen, die man bestimmt irgendwann mal braucht. Fast hätten wir noch Muffinbleche, Tassen und Teller für die Studentenwohnung, die irgendwann mal folgt, eingekauft, bis wir meinten dass wir das auch in Avignon bei IKEA machen können, wenn wir dann immer noch der Meinung sind dass wir UNBEDINGT sowas brauchen. Weiter gings durch die Schreibwarenabteilung. Ich packte eine Schere ein, da meine Gastfamilie irgendwie nur Scheren für Linkshänder besitzt, dazu noch Tesafilm und Briefpapier. Wir diskutierten lange ob wir noch buntes Papier und Filzstifte bräuchten, entschieden uns aber dann irgendwann dazu dass wir das auch vom Kindergarten leihen können. Wir guckten uns Poster und sonstige Sachen an, womit man die eigenen 4 Wände verschönern könnte. Danach kam die schlimmste Abteilung: ESSEN. Und alles im Angebot! Schnell füllte sich der Wagen mit zwei zwanziger Schokobrötchen Packungen, 4 Schokocroissants, eine Packung Madeleines und zum Schluss noch mit 2 kleinen Torten (einmal Erdbeere einmal Schoko), die wir bei der Konditorin entdeckten. Wir machten einen kleinen Abstecher in die Klamottenabteilung, wo wir schnell einsahen dass wir hier nicht wirklich fündig werden würden. Leclerc ist eben doch nur ein Supermarkt und kein Modehaus! Doch bei der Schuhabteilung fiel Jana plötzlich ein dass sie unbedingt ein Paar Hausschuhe für den Kindergarten bräuchte. Und wie das mit Frauen und Schuhe so ist dauerte das auch eine Weile bis die perfekten 3€ - Schlappen im Wagen landeten. Dann gings wieder zurück zum Essen, Jana fiel ein dass sie ja eine Einkaufsliste habe, die wir doch mal abarbeiten können. Leider hatten wir keine Ahnung wo was stecken könnte, also liefen wir Kreuz und Quer durch den Laden und sammelten nach und nach Zutaten für den Likör und für den Apfelkuchen, den Jana backen wollte, ein. Irgendwann machten wir eine kurze Toilettenpause, ich flitze schnell raus während Jana die Milch suchte. Das Problem war eigentlich nicht die Sachen zu finden, sondern herauszufinden welche die Richtigen sind. Bei der Milch gibt es zum Beispiel einmal eine mit rotem Deckel und eine mit blauem Deckel. Woher soll man da wissen welche man nehmen soll?! Wie entschieden uns dann einfach beide mitzunehmen.
Ganz schwierig wurde es dann bei den Gewürzen. Wir hatten zwar ein Wörterbuch dabei, doch allzu viel half das auch nicht bei der Suche nach einer Zimtstange. Also fragten wir eine nette ältere Dame, die unsere Hand- und Fußsprache allerdings nicht recht verstand, und uns dann zeigte wo der Pfeffer sei. Irgendwann verstand sie dann doch was wir wollten, eine Zimtstange fand allerdings auch sie nicht. Sie erzählte uns noch kurz etwas was wir beide eher nicht so ganz verstanden und bedankten uns höflich. Also keine Zimtstange, auch egal. Der Wagen war inzwischen schon ganz gut gefüllt, an dem Schokoladenregal waren wir natürlich nicht einfach so vorbei gegangen. Ein Blick auf die Uhr erschreckte uns ziemlich, wir waren schon 3 Stunden hier! Und in einer halben Stunde mussten wir beide zu Hause sein! Also sammelten wir schnell die letzen wichtigsten Sachen ein und machten uns auf den Weg zur Kasse. Da traf Jana dann der Schlag, sie hatte für viel zu viel Geld eingekauft! Bei mir hielt es sich zum Glück einigermaßen in Grenzen, trotzdem haben wir zusammen etwas weniger als 100€ ausgegeben. Taschengeld adé, upps!
Da wir wirklich nicht mehr viel Zeit hatten rasten wir mit Hilde nach Hause, auf dem Weg aß ich schon mal die erste Hälfte meiner Erdbeertorte. Jana stopfte dann noch ein paar von ihren Sachen in meine Tüte damit ihre Gastfamilie kein Schock bekommt, und schon war ich wieder zu Hause.
Dort erwarteten mich die Eltern meiner Gastmutter und ein - selbst für französische Verhältnisse – riesen Abendessen. Da ich eh noch satt von der Torte war, rumorte mein Magen dann nachts im Bett ganz schön. 

Ein Magen rebelliert!

Da ich auch die nächsten Tage und überhaupt immer ziemlich viel aß und abends nie ohne Bauchschmerzen ins Bett ging, kam es dass es mir am Freitagabend ziemlich schlecht ging. Mein Magen rebellierte und ich hatte tierische Magenschmerzen. Ich aß auch nur ganz wenig (also im Prinzip aß ich „normal“ viel) und ging schnell ins Bett. Die ganze Nacht durch wachte ich immer wieder mit Schmerzen und Übelkeit auf. Der eigentliche Plan für mich für Samstag war mit Jana und Lea nochmal nach Avignon zu fahren, doch das viel dann flach für mich. Ich beschloss lieber einen Tag mich auszukurieren – besser so. Isabelle machte mir morgens einen geriebenen Apfel, nachdem ich ihr von meinem Magen erzählte. Ich ruhte mich also aus, half ein bisschen bei der Gartenarbeit und sielte mit den Kindern. Abends ging es mir dann tatsächlich besser, vielleicht auch weil es zum Abendessen Fischsuppe gab. Isabelle wusste zwar, dass ich keinen Fisch mag, aber es war die gute Suppe der Oma, und da alles außer mir Fisch aßen war es nun so. Ich probierte die Suppe und wurde nur in meiner Abneigung gegen Fisch bestärkt, also aß ich das kalte Nudelgratin vom Mittag und natürlich Käse und Baguette. Meine Gastfamilie isst wirklich typisch französisch: Zum Frühstück gibt es eine Scheibe Baguette mit Marmelade, dazu eine Tasse Tee. Mittags gibt es als Vorspeise einen Salat oder eine Suppe, dann die Hauptspeise (meist ein Auflauf mi Gemüse), dann gibt es Käse mit Baguette und zum Schluss tatsächlich jeden Tag ein Dessert. Und abends dann nochmal das gleiche, nur mit anderen Gerichten. Und da alles (bis auf die fischigen Sachen) mir total gut schmeckt, bin ich abends auch immer gut satt.
 Im Kindergarten ist es das gleiche, das Essen ist vegetarisch und Bio, und gibt es sogar noch einen Gang mehr, nämlich das 2. Frühstück wo wir meist Obst und Kekse essen. Die Kinder essen oft ihre Tellerchen nicht auf oder lassen die gute Crême brûlée stehen weil sie keinen Hunger mehr haben, und statt im Mülleimer landet sowas dann rein zufällig in meinem Bauch.
Ich kann mich also nicht beschweren!

Der Flughafengeburtstag

Da es mir Sonntag schon wieder ganz gut ging, beschloss ich mit Damien, Louiset und Paulin mit zu gehen, die hatten nämlich geplant zum Geburtstag des Flughafens in Avignon zu gehen. Gegen 10 Uhr fuhren wir los, ließen Isabelle und Rémi bei den Großeltern raus und machten uns auf den Weg nach Avignon Süd. Als  wir ankamen war der Parkplatz schon ziemlich voll und auch auf dem Gelände waren viele Menschen unterwegs. Es hab viele Stände wo man Spielzeugflugzeuge und all sowas kaufen konnte, natürlich Essstände, zwei Flugsimulatoren und es waren ganz viele kleine und alte Flugzeuge ausgestellt. (Der Flughafen in Avignon ist ganz klein, das ist eher so einer für Sportflugzeuge und kleine Passagierflugzeuge.) Die ganze Zeit über waren Flugshows, wo kleine Sportflugzeuge wie verrückt durch die Luft gewirbelt sind und sonst was für Loopings und Schrauben gemacht haben, sodass mir schon beim Hingucken schlecht wurde. Es gab eine riesen Leinwand wo alles übertragen wurde und ein Kommentator hat immer schlaue Sachen über die Flugzeuge und die Piloten erzählt. Bei einem Flugzeug hat er gesagt, dass es gebaut wurde um die Deutschen anzugreifen. Damien zeigte dann nur auf mich und rief: „Hier ist eine! Attacke!!“
Ein Paar Düsenjets der Patrouille de France zeigten zum Schluss für 20min eine wahnsinns Show, natürlich haben die mit blauem, weißem und rotem Rauch die Nationalflagge in den Himmel gezeichnet.
Ziemlich müde und taub kamen wir dann bei den Großeltern an, wo wir zum Essen eingeladen wurden. Bis auf den Fisch als Vorspeise war das auch super lecker, so dass ich wieder pappsatt in mein Bettchen fiel.

 Von blauer Wäsche und einem kleinen Unfall

 Montag war nichts Besonderes los, dafür heute umso mehr! Kaum hatte ich den Fuß über die Türschwelle des Kindergarten gesetzt, wurde ich von Annik (die Frau für alles im Kindergarten) mit den Worten empfangen, dass sich die Wäsche blau gefärbt habe, nachdem Jana und ich am vorigen Abend die Waschmaschine angeschmissen hatten. Und tatsächlich, als Annik mir den Wäschekorb mit der trockenen Wäsche zeigte, musste ich erstmal lachen. Normalerweise hat jede der 3 Gruppen seine eigene Farbe für die Waschlappen und die Lätzchen. Meine Elfis haben zum Beispiel rosa Waschlappen und gelbe Lätzchen. Tja, jetzt sind unsere Waschlappen lila, und die Lätzchen haben einen undefinierbaren blau-grün Ton. Der Auslöser war ein großes blaues Bettlaken, was wir einfach zu der anderen Wäsche dazu getan haben. Schade! Aber Annik war nicht böse, sie meinte das wäre ich auch schon passiert. Nur wissen wir nicht wie wir jetzt die Waschlappen und Lätzchen auseinander halten sollen…  
Der restliche Tag verlief sehr gut, in der Mittagspause kam Pascale zu mir und sagte dass ich ganz tolle Fortschritte machen würde, und dass ich inzwischen eine echte Bezugsperson für die Kinder sei. Tatsächlich kommt inzwischen jedes Kind fröhlich auf mich zu und sagt meinen Namen (oder sowas ähnliches, da gibt es von Colline über Caoli bis hin zu Corolin alle verschiedenen Variationen) und möchte mit mir spielen. 
Unser Schlüsselanhänger, in der Hoffnung ihn nie zu verlieren
Am Nachmittag hatte ich frei, weil ich als Jana krank war für sie Überstunden gemacht hatte, und sie sich jetzt revanchieren wollte und mir ganz lieb ihren freien Tag überließ. Ich schnappte mir also die Hilde und düste los. Als ich auf einer Landstraße laut zur Musik singend (wir können ja jetzt iPod hören!) dahin fuhr, kam mir ein VW Bus entgegen. Ich fuhr also etwas langsamer und an den rechten Rand, denn die Straße war nicht breit genug dass zwei Autos locker nebeneinander passen. Doch irgendwie fuhr der VW Bus nicht zur rechten Seite, so dass ich kurz bevor er mich geschrammt hätte einen hübschen Schlenker nach rechts machte. Plötzlich holperte das Auto, ich hörte ein lautes PAFF, und Hilde eierte plötzlich. Ich ahnte war schlimmes, hielt sofort an und begutachtete den Reifen. Und natürlich, es kam wie es kommen musste: Carolin steht alleine mit Hilde die einen Plattfuß hatte auf einer Landstraße in einem fremden Land. Super, 1a Leistung Madame! Den Tränen nahe rief ich Daniel an was ich tun sollte, der beruhigte mich erstmal und sagte ich solle einfach ein Auto anhalten und um Hilfe bitten, Ersatzreifen und Wagenheber seien im Kofferraum. Na klasse! Ich hatte mich schon so auf den freien Nachmittag gefreut – und dann sowas! Also, Daumen raus und ganz leidend gucken, letzteres fiel mir wirklich nicht schwer! Tatsächlich hielt das erste Auto gleich an und ein netter Herr stieg aus, nachdem ich ihm mit Händen und Füßen erklärte was mein Problem sei. Er schnappte sich gleich den Ersatzreifen und den Autoheber aus Hildes Kofferraum und legte los. Keine 10 Minuten später war er fertig, und ich überglücklich - aber immer noch ziemlich unter Schock.
Hildes Ersatzrad...
Den restlichen Weg nach Hause fuhr ich dann nicht schneller als 50km/h, aus Angst den Ersatzreifen auch noch zu schrotten.
Zu Hause hatte ich erstmal meine Ruhe, ich setzte mich draußen in die Hängematte und versuchte das alles zu verarbeiten. Dann kam Damien nach Hause und ich erzählte ihm gleich was passiert war,  er lachte nur und meinte dass sei alles gar nicht so wild (ich war nämlich den Tränen wieder ziemlich nahe) und er versprach mir morgen mit Hilde und mir zu einer Werkstatt zu fahren. Die Kosten für den neuen Reifen muss ich natürlich selber tragen, war aber ja auch meine Schuld. So ein Mist!
Als ich Daniel dann nochmal anrief, dass alles jetzt in Ordnung sei meinte er nur: "Du musst das positiv sehen, du hast was für dein Leben gelernt, und dazu weißt du jetzt tolle neue Vokabeln! Kopf hoch, das hätte jedem passieren können!" Danach war ich echt erleichtert und konnte tatsächlich noch ein kleines Bisschen meine freie Zeit genießen, ehe Isabelle mit den Kindern zum Abendessen erschien.
Arme Hilde, mir tut das echt ganz doll leid für sie! Aber Daniel hat recht, ich habe tatsächlich ganz viele neue Vokabeln gelernt. Ich weiß jetzt was Reifen heißt, was Felge heißt, was Wagenheber heißt… hoffentlich werde ich die NIE wieder gebrauchen müssen!!

Das wars erstmal wieder von mir,
à bientôt,
Carolin