Ich bin jetzt ziemlich genau schon seit 2 Monaten in der
schönen Provence, und habe erst zweimal was geschrieben, so ein Mist!
Ach Mensch, ich habe einfach zu wenig Zeit hier, und dabei
passiert immer so viel, ich komme gar nicht hinter! Also berichte ich jetzt
schnell was in den letzten Wochen so passiert ist. Achtung, der Eintrag könnte
länger werden…
Die wichtigste Info zuerst: Ich bin jetzt in meiner
richtigen Gastfamilie angekommen! Vorgestern war der Umzug, jetzt wohne ich
nicht mehr in Bédoin sondern in Mazan, keine 5km vom Kindergarten entfernt. Ich
hatte 2 Wochen Besuch von meinen Eltern und meiner Schwester und habe bei ihnen
Ferienhaus mit gewohnt, dann gings von
da aus mit Sack und Pack in meine „richtige“ Gastfamilie, die vorher erst noch
das Haus ein wenig umräumen, mussten damit ich ein eigenes Zimmer habe. Ich
wohne jetzt zusammen mit meinen Gasteltern Paul und Laure, die beide Theater
spielen. Was genau sie machen weiß ich noch nicht, aber ich werde es
herausfinden! Die beiden haben die kleine freche Tochter Jeanne, sie ist fast 3
und geht mit mir in den Kindergarten. Dann gibt es noch den riesigen Golden
Retriever Klint, der genauso alt ist wie Jeanne. Jedes zweite Wochenende ist
Laures 15-jährige Tochter aus erster Ehe da, Loise geht auf ein Internat und
ist dann immer abwechselnd bei uns oder bei ihrem Papa. Ich hab hier mein
eigenes großes Zimmer, ein eigenes Bad gleich nebenan kommt auch noch, Paul
arbeitet dran. Ich wurde total lieb empfangen und ich fühle mich auch jetzt
schon total wohl hier! Aus meinem Zimmerfenster habe ich eine ganz tolle
Aussicht auf die Landschaft, und da merkt man immer mehr dass auch hier der
Herbt angekommen ist.
Die Weintraubenfelder färben sich langsam rot, die Bäume verlieren
die ersten Blätter, und ab und zu pfeift morgens ein ganz schön kühler Wind um
die Ecken. Die ganze letzte Woche war das Wetter auch gar nicht so gut, nur noch 20°C, viele
Wolken und auch manchmal ein bisschen Regen, sodass wir den Kindern immer ihre
Gummistifelchen angezogen haben, zusammen mit der dicken Jacke und der Mütze. Mit
den Kindern singen wir jetzt auch Lieder über die Apfel- und Champignonernte,
wir lesen Bücher über das Eichhörnchen, das Nüsse sammelt und statt Obstsalat
wird jetzt dienstags immer Gemüsesuppe mit den Kindern gemacht.
Am 3. Oktober haben wir im Kindergarten auch das Herbstfest
gefeiert, „la fête de l’automne“.
Am Morgen schnitten wir das mitgebrachte Gemüse mit den
Kindern, Kartoffeln, Porree, Karotten, Lauch und ganz viel Kürbis. Wir aßen dann
etwas später alle zusammen draußen an einem langen Tisch, der hübsch mit Nüssen
und Blättern geschmückt war. Wir mit den Kindern ein paar Lieder gesungen, wir
haben Blätterkronen gebastelt und Blumen gepflanzt und natürlich dann die
superleckere erste Suppe der Saison gegessen, die in einem großen Kürbis
serviert wurde. Allerdings war es ein wenig merkwürdig, mit leichten Klamotten
draußen im Sonnenschein bei 28°C heiße Gemüsesuppe zu essen…
Und schon wieder bin ich beim Thema Essen angelangt. Da
kommt man hier einfach nicht dran vorbei! Als ich letzten Mittwochabend alleine
eine kleine Tour durch Bédoin gedreht habe, ist mir das auch wieder aufgefallen:
Man kann keine 10m gehen, ohne an einem Bäcker, einem Café oder an einem
Restaurant vorbei zu kommen. Weingute gibt es hier auch ohne Ende, ich wohnte vorher
direkt gegenüber von einem. Und da die Ernte ja jetzt vorbei ist, hat die
Garungszeit begonnen. Ich kam morgens also aus dem Haus, und es roch nach Wein.
Ich kam abends nach Hause, und es roch nach Wein, und das ist keine sanfte
Duftnote, nein, das riecht als würde mir jemand permanent eine Weinflasche
unter die Nase halten.
Apropos Wein: Jana, Lea und ich wurden von meinem Ex-Gastpapa
Damien, bei dem ich ja vorher übergangsweise gewohnt hatte, zu einer
Besichtigung des Weinguts für das er Wein anbaut eingeladen, mit anschließender
Weinprobe und Kochkurs. Mein Gastpapa machte dann auch die Führung, neben uns
waren noch ein älteres schwedisches Ehepaar, ein etwas merkwürdiger Franzose
der durchgehend Fotos von uns dreien machte, eine andere Frau und noch meine
Gastmama Isabelle. Damien (mein Gastpapa) gab sich wirklich Mühe, dass wir 3
alles verstanden, was oft gar nicht so einfach war. Zwar ist mein Französisch
inzwischen echt ziemlich gut geworden und ich verstehe echt viel, aber diese
ganzen Fachbegriffe waren dann doch etwas zu hoch. Aber dank Damiens Zeichen-
und Körpersprache haben wir doch zumindest genug verstanden, um ziemlich
erstaunt über die ganzen Maschinen und vor allem die Größe des Weinkellers zu
sein. Nach der Führung wartete dann der Chefkoch Francois (jedenfalls sah er
aus wie ein typischer Francois) bereits auf uns, und bereitet vor unseren Augen
die einzelnen Gerichte zu. Das Menü war wie folgt:
Entrée: Auflauf mit
gerösteten Nüssen und Jakobsmuscheln im
Speckmantel in Eisenkraut- und Zitronengrassauce.
Hauptspeise: Hühnerbrustfilet mit
Flusskrebsen, dazu mit Oliventapenade gefüllte Tomate und Kartoffelpüree mit
Nüssen
Dessert: Flambierte Brinenmousse mit Orangenlikör
Dazu wurde serviert: Marquis de Sade blanc
2010 (Weißwein)
Dreimal dürft ihr raten wie ich das so fand
mit meiner absoluten Abneigung gegen alles was jemals im Wasser lebte. Lea und
Jana fanden meine leidende Miene glaub ich ziemlich belustigend, aber sie
ermutigten mich wenigstens alles zu probieren, nach dem Motto : „Hey, du bist
in der Provence, wir nehmen hier alles mit!“ Also aß ich tatsächlich fast die
ganze Jakobsmuschel, und knackte auch den Krebs in der Mitte, riss ihm die
Beine aus und schlürfte zumindest eins aus. Irgendwie schienen wir drei die einzigen
im Raum gewesen zu sein, die noch nie einen Krebs gegessen hatten. Die anderen
knackten ganz elegant und schlürften dann, während wir uns erst ziemlich blöd
anschauten. Uns wurden dann aber ganz lieb erklärt wie man den Krebs wo knacken
muss und wie man dann am Besten an das Fleisch kommt. (Man muss erst etwas auf
dem Panzer rumkauen und gleichzeitig schlürfen!) Ich kann machen was ich will:
Meerestiere sind und bleiben ein rotes Tuch für mich!
Nachdem Essen standen wir vor einer ziemlich
kniffligen Frage: Wer fährt jetzt eigentlich? Während der guten Stunde in der
der Koch das Essen zubereitet und natürlich auch zu jedem Gang wurde uns immer
fleißig und ordentlich Wein nachgeschenkt, so dass wir die in Frankreich
zugelassene Promillegrenze sicher schon längst überschritten hatten. Also
dümpelten wir noch ein wenig im Weinladen rum, wo der eine Besitzer uns
versprach, dass wann immer wir Wein kaufen wollen von ihm schöne Prozente
bekommen würden. 1a! Wir tuckerten dann
irgendwann mit 30km/h nur kurz nach Mazan, um dort dann einen Espresso zu
trinken und die freie Zeit zu genießen. Weiter gings dann noch nach Carpentras,
auf der Suche nach einem Eis. Da man hier aber leider keine Kugel für unter 2€
findet, kaufte wir letztendlich Eis im Supermarkt.
Lea zog an dem Wochenende in das neue Haus
ein, und da ich das ganze Wochenende sturmfrei hatte lud ich Jana noch zu mir
ein. Wir kauften uns Fertigpizza und beschlossen nach sehr, sehr langem
Überlegen, für unsere Gastfamilien Brownies zu backen. Es wurde ein sehr
gemütlicher Abend, wir quatschten ausgiebig über alles was uns so in den Kopf
kam. Ich bin wirklich unglaublich froh, dass ich Lea und Jana bei mir habe. Es
ist so einfach mit ihnen über alles zu sprechen, weil ich weiß, dass es ihnen
genauso geht wie mir, oder zumindest so ähnlich. Wir sitzen alle drei im
ähnlichen Boot, und zum Glück segeln wir alle drei auf der gleichen Welle,
sodass wir uns wirklich glänzend verstehen.
Wie wichtig mir die beiden sind, wurde mir
letztens wieder bewusst: Ich hatte die Nacht über nicht gut geschlafen, weil
Rémi im Zimmer neben mir immer wieder aufgewacht war und ziemlich laut geweint
hat. Als ich aufwachte erwartete mich draußen der Mistral, ein ziemlich kalter
und vor allem starker Nordwind, der angeblich immer entweder 3, 6, oder 9 Tage
andauert. Außerdem war es dazu noch bewölkt, ich hatte malwieder die Nase voll
vom französischen „Frühstück“ und war eh viel zu früh unterwegs. Jedenfalls
hatte ich an dem Morgen ein ziemliches Heimweh-Tief. Als ich auf die Familie
wartete, mit der ich Freitagmorgen immer zum Kindergarten fahre, und dann auch
noch melancholische Musik hörte, kamen auf einmal ganz ohne Vorwarnung die
Tränen. Den ganzen Vormittag war ich geistig irgendwie ziemlich abwesend, und
man sah mir anscheinend an, dass ich nicht ganz auf der Höhe war. Andauernd
wurde ich gefragt was mit mir los sei, bis dann beim Zubereiten des Essens in
Gegenwart von Jana und Lea bei mir die Dämme brachen. Die beiden nahmen mich
gleich in den Arm und trösteten mich, so dass es mir danach schon gleich
ziemlich besser ging. Und wie Lea so schön sagte: „Irgendwann trifft es jeden“.
Ich weiß nicht wie der Tag ohne die beiden noch verlaufen wäre, ich hätte mich
vermutlich als Haufen Elend in einer Ecke verkrochen. Doch so wurde mir
bewusst, dass ich gar nicht alleine bin, dass ich immer zwei liebe Mädels bei
mir habe, die für mich da sind, wenn ich sie brauche. Wir haben auch schon
einen Deal: „Wenn jemand einen Drücker braucht, dann fragt er einfach, und dann
bekommt er den auch!“
Wenn das Heimweh ganz schlimm sein sollte,
wird eine Pyjamaparty organisiert, dann wird bei Aldi einkaufen gegangen und
What a man geguckt! Alles schon festgelegt, uns kriegt nichts runter!
Schön war auch der eine Samstag: Erster Punkt des Tages:
Carwash! Hilde war inzwischen wirklich ziemlich dreckig, vor allem die
Scheiben, sodass man bei tiefstehender Sonne nicht wirklich viel sehen kann
(also im Prinzip immer dann wenn wir entweder zum Kindergarten oder nach Hause
fahren.) Wir fuhren also nach Carpentras zur Tanke und versuchten die Anzeigen
zu verstehen. Der nette Tankwart empfahl uns dann die 5€ Wäsche, und wir
glaubten ihm einfach mal. Tatsächlich sah Hilde danach zumindest um einiges
sauberer aus als vorher. Als nächstes machten wir uns auf zum intermarché, einem
Supermarkt, wir brauchten nämlich Passbilder. Aber wie das nun mal so ist wenn
wir drei unterwegs sind, wurden aus den 15min die wir für die Passbilder
höchstens brauchten plötzlich 60. Wir machten noch ziemlich dämliche Bilder wo
unsere Köpfe auf nette Männerkörper gesetzt wurden, und natürlich durften auch
die klassischen „Fotoautomaten-schwarz-weiß-quetsch-Bilder“ nicht fehlen.
Zwischendurch ging immer mal jemand zum Bäcker und holte was zu essen. Dann
machten wir uns auf die Suche nach dem Bahnhof. Leider haben wie das System des
Verkehrs von Carpentras noch nicht durschaut und fuhren gefühlte 5 Schlaufen
durch die ganze Stadt, bis wir ihn dann endlich fanden. Wir kauften uns jeder
für 49€ eine Bahnkarte für 12-26 Jährige, mit der man immer von mindestens 25%
bis zu 75% Rabatt auf alle Bahnfahrten in ganz Frankreich bekommt.Dafür waren
dann auch die Passbilder gedacht. Weiter ging die Reise, diesmal suchten wir
einen Aldi, da wir uns dachten, dass es in Frankreich bestimmt sowas wie
Alditalk France geben muss, denn wir drei sind die enormen Auslandspreise
unserer deutschen Anbieter ziemlich leid. Die Suche nach dem Aldi war noch
schlimmer als die vom Bahnhof. Diesmal fuhren wir bestimmt 10 Schleifen,
fragten 4 Menschen nach dem Weg und fanden ihn trotzdem nicht. Also machten wir
uns auf den Weg zum Busbahnhof, wo wir mit Jannik, ein Freiwilliger der in der
Nähe von Avingon arbeitet und den Lea und ich beim Seminar kennengelernt
hatten, verabredet waren. Auch zum Busbahnhof fanden wir, wer hätte es gedacht,
nicht auf Anhieb. Das Problem in Carpentras ist einfach, dass der Verkehr ein
großer Kreis um die Stadt bildet, aber immer nur in eine Richtung. Das heißt,
wenn man zu spät aus dem Ring rausfährt, muss man den ganzen Ring um die Stadt
noch einmal fahren. Sprich wir sind den Tag etwa 10x um Capentras gefahren
sind. Nachdem wir die Taktik entwickelt hatten einfach einem Bus
hinterherzufahren, fanden wir schließlich dann doch den Busbahnhof, wo Jannik
auch schon auf uns wartete und mit ihm im Gepäck suchten wir weiter nach einem
Aldi. Man mag es kaum glauben, aber wir haben den Aldi tatsächlich noch
gefunden und darüber freuten wir uns so sehr, dass wir hupend und johlend auf
den Parkplatz fuhren. Kaum hatten wir den Aldi betreten kam bei jedem von uns ein
„Zuhause“-Gefühl auf, denn es scheint so als sei jeder Aldi gleich
eingerichtet. Mit den armen voll Essen verließen wir den Laden und machten ein
Picknick auf Hildes Motorhaube, was nicht sehr entspannt war, da der doofe
Mistral andauernd alles umpustete. Als wir wieder aufbrachen stellten wir fest,
dass Hildes Tankanzeige schon tief im roten Bereich lag, wir fuhren zum Leclerc
um zu tanken und danach ging‘s ab nach Vaison-la-Romaine, wo angeblich der
Mistral nicht so stark seins sollte. Das stimmte so nicht ganz, wie wir dann
rausfanden, denn auch hier stürmte es ziemlich.
Deswegen suchten wir uns ein
kleines süßes Café, wo wir uns niederließen und eine heiße Schokolade bzw.
einen Tee tranken und ausgiebig quatschten. Da es Jana nicht so gu ging und
Jannik ein Handballspiel bevorstand, brachen wir ziemlich schnell wieder auf,
lieferten Jana bei sich zu Hause ab und fuhren zurück nach Carpentras, wo
Jannik dann den Bus nach Avignon nahm. Lea und ich beschlossen, uns noch einen
netten Abend in Carpentras zu machen. Wir suchten nach einem hübschen und am
besten nicht zu teurem Restaurant – und landeten bei McDonald’s, denn irgendwie
hatten die anderen Restaurants entweder geschlossen oder waren uns zu teuer. Dort
verbrachten wir dann knapp 2 Stunden, bis wir uns dann zum Kino aufmachten. Wir
hatten uns nämlich überlegt, den Film „Le nouvelle guerre des boutons“ zu
schauen. Der Film war total schön und typisch französisch, vom Regisseur von
„Monsieur Mathieu et les choriste“ und ich muss sagen, dass ich echt überrascht
war, wie viel ich dann doch verstand.
So ein Tag ganz ohne Gastfamilie ist echt total entspannend,
keine schreiende Kinder, keine Wäsche die auf einen wartet, keiner mit dem ich
mich irgendwie angestrengt auf Französisch unterhalten muss. Einfach das machen
worauf man Lust hat, mit 2 ganz tollen Mädels, die zufällig genau den
gleichen Gedanken an Wochenenden haben wie ich: Endlich mal rauskommen!
Den Gedanken haben wir auch vorletztes Wochenende verfolgt,
unser Plan hieß: Auf nach Marseille! Da ich am Freitagabend allerdings noch
Babysitten musste ging es für mich dann Samstagmorgen um 5 Uhr los: mit Hilde
fuhr ich nach Carpentras, da parkte ich sie gut versteckt hinter einem VW Bus
und schloss 3x ab (Frankreich ist ja bekannt für Autoklau und – verbrennung)
und suchte den Busbahnhof, um mit dem Bus nach Avignon zu tuckern. (Natürlich
fand ich den Busbahnhof zu Fuß erst recht nicht, zum Glück hatte ich einen
30min-Puffer mit eingerechnet in meiner
Planung.) Für ganze 2€ fuhr ich dann 50 Minuten nach Avingon zum Bahnhof, wo
ich den Zug um 7:10Uhr nehmen wollte. Jana und Lea wollten schon am
Freitagabend nach Feierabend nach Marseille losdüsen, doch kurz vorher ist
denen dann aufgefallen, dass das zeitlich ziemlich doof ist, wenn sie um
22:30Uhr in Marseille ankommen und dann noch nach einer Unterkunft suchen
müssten. Deshalb traf ich die Beiden dann am Bahnhof in Avignon, wir kauften
uns die Zugtickets (mit 50% Ermäßigung Dank unserer tollen Karte) und ab ging
die Post nach Marseille. Keine 2 Stunden später waren wir dann auch schon da,
die Sonne schien in unser Gesicht und wir genossen erstmal unser kleines
Frühstück mit Pain au chocolat und Salat den Treppen des Bahnhofs. Lea holte
dann ihre Freundin Vio ab, die am Morgen mit dem Flugzeug nach Marseille
gekommen war um Lea zu besuchen. Zu Viert machten wir uns dann auf, um die
Straßen Marseilles zu erkunden. Natürlich ging das gleich in Shoppen über,
sodass wir neben den großen und schweren Rucksäcken gleich jeder noch
mindestens 2 Tüten zu tragen hatte. Im „Office de tourisme“ erfragten wir den
Weg zum Backpacker Hostel, und per Metro und Bus fuhren wir dann in die
Richtung, allerdings mussten wir noch ein gutes Stück zu Fuß laufen, und erst
nachdem wir gefühlte 10 Leute nach dem Weg gefragt hatten fanden wir dann
endlich das „Hostel“. In Wirklichkeit war das nämlich eigentlich eine Garage,
wo ein Mädchen ihre kleine Wohnung drin hatte. Lediglich auf dem Zwischenboden
unter der Decke war Platz für genau 4 Matratzen, es gab nur ein ganz kleines
Bad und keine Möglichkeit irgendwelche Sachen einzuschließen. Für den ganzen
Luxus wollte das Mädchen dann lediglich 15€ pro Person, also entscheiden wir
uns ganz schnell dagegen und verabschiedeten uns freundlich. Wir wussten
nämlich, dass nicht weit entfernt eine Jugendherberge Platz für uns 4 hätte,
und die wollten nur 20,40€ pro Person, inklusive Einschließmöglichkeiten und
(ganz wichtig!) Frühstück! Gegen 15 Uhr waren wir dann auch endlich da
angekommen, und da wir alle seit mindestens 12 Stunden schon auf den Beinen
waren, brachen wir erstmal auf den Betten zusammen.
Doch uns ging der Anblick vom Mittelmeer in der warmen Sonne nicht aus dem Kopf, so dass wir uns aufrafften, in unsere Bikinis schlüpften, das Badehandtuch unter den Arm klemmten und zum keine 2km entfernten Strand marschierten. Das Wasser war wirklich sehr kalt, als wir den großen Zeh hineinhielten. Aber wir sagten uns: „Hey, wir sind in Marseille am Mittelmeer, wenn schon denn schon!“ Also rannten wir kreischend uns Meer, bevor wir es uns anders hätten überlegen können. Und was soll ich sagen, es war einfach nur wunderbar! Es war Mitte Oktober, in Deutschland gab es laut meiner Oma bereits Bodenfrost – und wir badeten im Mittelmeer!! Allerdings war es dann mit dem Wind am Strand tatsächlich ein wenig kühl, sodass wir nach einem kurzen Sonnenbad zurück zur Jugendherberge stiefelten und uns zum Pizzaessen fertig machten. In dem kleinen Bistro bestellten wir dann 3 Pizzen super leckere und vor allem große Pizzen, die 4. war leider etwas angebrannt, aber dafür war sie umsonst. Die ließen wir dann in einen Pizzakarton einpacken und nahmen sie mit, wir wollten noch das abendliche Marseille etwas erkunden. Als wir dann, ich mit dem Pizzakarton in der Hand, aus dem Bus ausstiegen, verging uns ganz schnell die gute Laune: zwei etwa 16 Jahre alte, ziemlich aufmüpfig wirkende Mädchen kamen auf mich zu, und es geschah folgendes:
Doch uns ging der Anblick vom Mittelmeer in der warmen Sonne nicht aus dem Kopf, so dass wir uns aufrafften, in unsere Bikinis schlüpften, das Badehandtuch unter den Arm klemmten und zum keine 2km entfernten Strand marschierten. Das Wasser war wirklich sehr kalt, als wir den großen Zeh hineinhielten. Aber wir sagten uns: „Hey, wir sind in Marseille am Mittelmeer, wenn schon denn schon!“ Also rannten wir kreischend uns Meer, bevor wir es uns anders hätten überlegen können. Und was soll ich sagen, es war einfach nur wunderbar! Es war Mitte Oktober, in Deutschland gab es laut meiner Oma bereits Bodenfrost – und wir badeten im Mittelmeer!! Allerdings war es dann mit dem Wind am Strand tatsächlich ein wenig kühl, sodass wir nach einem kurzen Sonnenbad zurück zur Jugendherberge stiefelten und uns zum Pizzaessen fertig machten. In dem kleinen Bistro bestellten wir dann 3 Pizzen super leckere und vor allem große Pizzen, die 4. war leider etwas angebrannt, aber dafür war sie umsonst. Die ließen wir dann in einen Pizzakarton einpacken und nahmen sie mit, wir wollten noch das abendliche Marseille etwas erkunden. Als wir dann, ich mit dem Pizzakarton in der Hand, aus dem Bus ausstiegen, verging uns ganz schnell die gute Laune: zwei etwa 16 Jahre alte, ziemlich aufmüpfig wirkende Mädchen kamen auf mich zu, und es geschah folgendes:
Das eine Mädel (gleich total aggressiv und dominant): „Gib uns die Pizza!“
Ich (erstmal total erschrocken von so einer Unfreundlichkeit
und Dreistigkeit): „Ähm, nein?“
Sie: „Gib uns die
Pizza!“
Ich (immernoch ruhig, aber ernst): „Nein, das ist unsere
Pizza!“
Dann habe ich mich nach hinten zu den anderen umgedreht,
damit die auch was sagen. Das war ein Fehler, denn genau in dem Moment nahm das
eine Mädchen mir den Karton gekonnt aus der Hand und lief keine 10m weiter zu
einer Mauer, wo der Rest ihrer Clique saß, sie waren etwa 6 Leute, darunter
zwei recht stark aussehende Kerle. Einen Schockmoment lang standen wir wie
angewurzelt da, dann gingen wir zusammen auf die Gruppe zu, um unsere Pizza
zurück zu erobern. Irgendwie war die Stimmung schon ziemlich angespannt, und
ich wette die hatten alle mindestens ein Messer bei sich und haben sich alle schon
des Öfteren um Pizza geschlagen. Jana löste die Situation dann sehr
diplomatisch auf, indem sie sagte, dass sie ein Stück haben könnte und wir dann
den Rest mitnehmen würden. Das Mädel grapschte dann nach einem besonders großen
Stück und wir machten ganz schnell die Fliege. Den ganzen weiteren Weg lang
sprachen wir dann nur über das was passiert war, und wie perplex und wütend wir
über so eine unglaublich dreiste Aktion waren. Außerdem ärgerte es uns, dass
das Mädel ein Stück Pizza bekommen hat, und somit, zumindest teilweise, das
bekommen hatte was sie wollte. Für uns war der Abend gelaufen, der letzte Bus
fuhr eh um 22:30 Uhr zur Jugendherberge, und bevor noch mehr Kleinkriminelle
uns was klauen konnten machten wir uns auf den Weg zurück zur Jugendherberge,
wo wir uns in die Lobby setzten. Kurze Zeit später gesellte sich ein Tunesier
zu uns, mit dem wir in ein ziemlich nettes Gespräch kamen. Er war Student und
machte gerade eine kleine Rundreise durch Frankreich, am nächsten Abend würde
sein Flug zurück nach Tunis gehen. Rafik (so hieß er) war wirklich nett, aber
irgendwie ging mir nicht aus dem Kopf, was Lea und beim Frühstück auf den
Treppen aus dem Reiseführer vorgelesen hatte. Dort hieß es, dass Marseille alle
Probleme einer Stadt vereine, dass es nur so strotzte von Drogen-, Organ- und
Waffenhandel, dass es aufblühende Mafiaorganisationen gab, und sowieso sollte
man eigentlich nicht unbedingt nach Marseille gehen, wenn einem sein Leben,
sein Geld und seine Gesundheit lieb war. ABER an sich sei Marseille ja ganz
hübsch, so mit den Booten und dem Mittelmeer. Jana hatte dann noch von einem
Film erzählt, den sie mal gesehen hatte: Zwei Mädchen waren in Paris unterwegs,
wurden dann von einem nett scheinenden Mann angelockt, von der Mafia
verschleppt, drogenabhängig gemacht und die eine wurde ermordet. Nett! Sowas
will man doch hören, wenn man alleine in einer sowieso als gefährlich geltenden
Stadt unterwegs ist! Jedenfalls musste ich an all das immer wieder denken, als
wir uns mit Rafik über unsere Pläne für den morgigen Tag sprachen. Wir wollten
uns nämlich noch etwas Kultur gönnen, da wir irgendwie von Marseille an sich
nicht wirklich viel gesehen hatten, eine Bootstour durch die ganzen Buchten,
die Calanques, fanden wir ganz spannend.
Wir standen also schon um 7Uhr wieder auf, aßen schnell was zum Frühstück,
packten unsere Rucksäcke, checkten aus und machten uns auf den Weg zur
Bushaltestelle. Dort trafen wir auf eine ziemlich eindeutig Deutsch sprechende
Schülergruppe, mit denen wir uns dann nett unterhielten. Auch sie waren auf dem
Weg zum „Vieux Port“, dem Hafen von Marseille, sodass wir, zusammen mit Rafik,
der mitgekommen war, mit dem Bus und der Metro fuhren. Am Hafen stellten wir
dann fest, dass die Bootstour, die wir uns ausgesucht hatten, bereits
ausgebucht war. Super! Egal was wir planen, alles geht in die Grütze,
beziehungsweise klappt nicht so wie wir uns das vorstellen! Wir fanden dann
schließlich einen Bus, der an der Küste entlangfuhr, stiegen einfach an einer
Haltestelle aus, wo es uns gefiel. Viel Zeit um die tolle Aussicht zu genießen
hatten wir allerdings nicht, denn unser Zug zurück nach Avingon fuhr schon um
12:20Uhr. Also fuhren wir mit dem Bus zurück und gingen dann zu Fuß zum
Bahnhof. Natürlich kamen wir wieder an dem tollen Keks- und Seifenladen vorbei,
sodass wir die letzten Meter schon fast sprinten mussten. Wir kauften schnell
die Tickets, machten es uns im Zug gemütlich und wir aßen zusammen die frisch
gekauften Kekse - beziehungsweise den einen Keks, denn jeder hatte sich nur
einen gekauft, angesichts der 2€ pro Keks ziemlich verständlich denke ich. Von
Avignon aus ging es dann wieder mit dem Bus nach Carpentras, wo wir mit Hilde
dann zu Tabea fuhren, eine andere Freiwillige die mit Jannik zusammen arbeitet
und die uns spontan zu ihrem Geburtstag eingeladen hatte. Da sie in Carpentras
in einer Gastfamilie wohnt (wie der Zufall es so will wohnt sie bei der
Gründerin und ehemaligen Direktorin von unserem Kindergarten!) waren wir
ziemlich schnell bei ihr. Sie hatte bereits mit den 4 anderen Freiwilligen aus
Sorque (dem Ort wo die Waldorfschule ist, an der die 5 arbeiten) gegrillt, aber
für uns war noch etwas Nudelsalat übrig. Es war super, die anderen 4 endlich
Mal kennenzulernen (Jannik kennen wir ja schon), da wird sich bestimmt noch mal
was ergeben und man wird sich bestimmt noch öfter Mal sehen!
Mich drängte es nachdem es den Kuchen mit 20 Kerzen für
Tabea gab dann aber doch zum Aufbruch, denn bereits am Samstagabend waren meine
Eltern und meine Schwester angekommen um mich zu besuchen.
Papa holte mich und mein ganzen Krempel dann später dann von
Isabelle ab und endlich konnte ich meine liebe Familie wieder in die Arme
schließen.
Die zwei Wochen waren auch total schön, obwohl ich ja durch
die Arbeit im Kindergarten eher wenig Zeit hatte. Trotzdem haben wir uns
einiges angeguckt, und es war einfach total schön mal wieder Mamas Essen zu
essen und ein ordentliches Frühstück zu haben!
Der Abschied fiel mir dann auch wieder ziemlich schwer, weil
ich in den 2 Wochen gemerkt habe wie sehr ich das Vertraute und Heimische
vermisst habe und wie schön es mit der eigenen Familie ist.
Aber da ich hier jetzt so lieb empfangen wurde gingen die
Gedanken schon wieder ganz schnell vorbei, ich freu mich auf die Zeit mit
meiner neuen Gastfamilie und bin gespannt was ich mit ihnen alles erleben
werde.
So, das wars jetzt erstmal. Ich werde versuchen wieder öfter
was zu schreiben und dafür dann kürzer.
Liebe sonnige Grüße nach Deutschland, oder Kanada, oder
Australien – oder wo auch immer ihr
gerade seid.
Carolin
Achja: Wenn man auf die Fotos klickt, werden sie größer!
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