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Dienstag, 27. September 2011

"Essen wie Gott in Frankreich" oder "Ich lerne fürs Leben"


Und – schwupps-  schon wieder ist mehr als eine Woche vorbei. Die Zeit vergeht so schnell hier, ich habe das Gefühl sie rast nur so an mir vorbei. Ich bin jetzt schon knapp einen Monat hier, und ich fühle mich pudelwohl!

 Die Sache mit dem Einkaufen 
Letzen Mittwoch hatten Jana und ich nachmittags etwas Freizeit, da Lea auf ihre Gastgeschwister aufpassen musste machte wir uns zu zweit auf den Weg. Ein richtiges Ziel gab es erst nicht, Hauptsache für ein paar Stunden raus kommen und abschalten. Denn selbst wenn wir nicht im Kindergarten arbeiten müssen heißt das noch lange nicht dass man „frei“ ist und seine Ruhe hat! Zu Hause warten dann bei  jedem von uns 3 jüngere Kinder die bespaßt werden wollen, die gerne laut schreien wenn sie nicht ihren Willen kriegen und Energie ohne Ende haben. Da muss man jede freie Minute ausnutzen! Das haben Jana und ich am Mittwoch auch getan, wir hatten beide von 3 bis 7 frei, sodass Jana mich mit Hilde abholte und wir nach Carpentras fuhren. Wir beschlossen erst noch kurz zum Leclerc zu fahren, einem riesigen Supermarkt wo mein einfach ALLES kaufen, denn  Jana musste ein paar Sachen besorgen. Gesagt, getan. Wir parkten Hilde (rückwärts!) ein und stiefelten los, auf der Suche nach einem Einkaufswagen. Leclerc ist gleichzeitig ein Einkaufszentrum, um den eigentlichen Supermarkt herum gibt es ein paar kleinere Läden wo man Blumen oder Klamotten kaufen kann. Als wir drinnen keine Einkaufswagen finden konnten gingen wir wieder raus und holten eben da einen, wir hatten es ja nicht eilig.
Zuerst kamen wir bei der Elektronik-Abteilung an, wo wir einen Kassette für Hilde kauften, mit der man dann einen iPod anschließen kann, denn Hildes Radioempfang ist nicht gerade der Hit. Danach kamen wir in die Geschirrabteilung, wo wir beide erstmal Einmachgläser in den Wagen einluden, denn Jana hatte die Idee über das Jahr hinweg als kleines Projekt einen Likör anzusetzen. Zu den zwei Einmachgläsern gesellten sich dann noch zwei bunte Glasflaschen, die man bestimmt irgendwann mal braucht. Fast hätten wir noch Muffinbleche, Tassen und Teller für die Studentenwohnung, die irgendwann mal folgt, eingekauft, bis wir meinten dass wir das auch in Avignon bei IKEA machen können, wenn wir dann immer noch der Meinung sind dass wir UNBEDINGT sowas brauchen. Weiter gings durch die Schreibwarenabteilung. Ich packte eine Schere ein, da meine Gastfamilie irgendwie nur Scheren für Linkshänder besitzt, dazu noch Tesafilm und Briefpapier. Wir diskutierten lange ob wir noch buntes Papier und Filzstifte bräuchten, entschieden uns aber dann irgendwann dazu dass wir das auch vom Kindergarten leihen können. Wir guckten uns Poster und sonstige Sachen an, womit man die eigenen 4 Wände verschönern könnte. Danach kam die schlimmste Abteilung: ESSEN. Und alles im Angebot! Schnell füllte sich der Wagen mit zwei zwanziger Schokobrötchen Packungen, 4 Schokocroissants, eine Packung Madeleines und zum Schluss noch mit 2 kleinen Torten (einmal Erdbeere einmal Schoko), die wir bei der Konditorin entdeckten. Wir machten einen kleinen Abstecher in die Klamottenabteilung, wo wir schnell einsahen dass wir hier nicht wirklich fündig werden würden. Leclerc ist eben doch nur ein Supermarkt und kein Modehaus! Doch bei der Schuhabteilung fiel Jana plötzlich ein dass sie unbedingt ein Paar Hausschuhe für den Kindergarten bräuchte. Und wie das mit Frauen und Schuhe so ist dauerte das auch eine Weile bis die perfekten 3€ - Schlappen im Wagen landeten. Dann gings wieder zurück zum Essen, Jana fiel ein dass sie ja eine Einkaufsliste habe, die wir doch mal abarbeiten können. Leider hatten wir keine Ahnung wo was stecken könnte, also liefen wir Kreuz und Quer durch den Laden und sammelten nach und nach Zutaten für den Likör und für den Apfelkuchen, den Jana backen wollte, ein. Irgendwann machten wir eine kurze Toilettenpause, ich flitze schnell raus während Jana die Milch suchte. Das Problem war eigentlich nicht die Sachen zu finden, sondern herauszufinden welche die Richtigen sind. Bei der Milch gibt es zum Beispiel einmal eine mit rotem Deckel und eine mit blauem Deckel. Woher soll man da wissen welche man nehmen soll?! Wie entschieden uns dann einfach beide mitzunehmen.
Ganz schwierig wurde es dann bei den Gewürzen. Wir hatten zwar ein Wörterbuch dabei, doch allzu viel half das auch nicht bei der Suche nach einer Zimtstange. Also fragten wir eine nette ältere Dame, die unsere Hand- und Fußsprache allerdings nicht recht verstand, und uns dann zeigte wo der Pfeffer sei. Irgendwann verstand sie dann doch was wir wollten, eine Zimtstange fand allerdings auch sie nicht. Sie erzählte uns noch kurz etwas was wir beide eher nicht so ganz verstanden und bedankten uns höflich. Also keine Zimtstange, auch egal. Der Wagen war inzwischen schon ganz gut gefüllt, an dem Schokoladenregal waren wir natürlich nicht einfach so vorbei gegangen. Ein Blick auf die Uhr erschreckte uns ziemlich, wir waren schon 3 Stunden hier! Und in einer halben Stunde mussten wir beide zu Hause sein! Also sammelten wir schnell die letzen wichtigsten Sachen ein und machten uns auf den Weg zur Kasse. Da traf Jana dann der Schlag, sie hatte für viel zu viel Geld eingekauft! Bei mir hielt es sich zum Glück einigermaßen in Grenzen, trotzdem haben wir zusammen etwas weniger als 100€ ausgegeben. Taschengeld adé, upps!
Da wir wirklich nicht mehr viel Zeit hatten rasten wir mit Hilde nach Hause, auf dem Weg aß ich schon mal die erste Hälfte meiner Erdbeertorte. Jana stopfte dann noch ein paar von ihren Sachen in meine Tüte damit ihre Gastfamilie kein Schock bekommt, und schon war ich wieder zu Hause.
Dort erwarteten mich die Eltern meiner Gastmutter und ein - selbst für französische Verhältnisse – riesen Abendessen. Da ich eh noch satt von der Torte war, rumorte mein Magen dann nachts im Bett ganz schön. 

Ein Magen rebelliert!

Da ich auch die nächsten Tage und überhaupt immer ziemlich viel aß und abends nie ohne Bauchschmerzen ins Bett ging, kam es dass es mir am Freitagabend ziemlich schlecht ging. Mein Magen rebellierte und ich hatte tierische Magenschmerzen. Ich aß auch nur ganz wenig (also im Prinzip aß ich „normal“ viel) und ging schnell ins Bett. Die ganze Nacht durch wachte ich immer wieder mit Schmerzen und Übelkeit auf. Der eigentliche Plan für mich für Samstag war mit Jana und Lea nochmal nach Avignon zu fahren, doch das viel dann flach für mich. Ich beschloss lieber einen Tag mich auszukurieren – besser so. Isabelle machte mir morgens einen geriebenen Apfel, nachdem ich ihr von meinem Magen erzählte. Ich ruhte mich also aus, half ein bisschen bei der Gartenarbeit und sielte mit den Kindern. Abends ging es mir dann tatsächlich besser, vielleicht auch weil es zum Abendessen Fischsuppe gab. Isabelle wusste zwar, dass ich keinen Fisch mag, aber es war die gute Suppe der Oma, und da alles außer mir Fisch aßen war es nun so. Ich probierte die Suppe und wurde nur in meiner Abneigung gegen Fisch bestärkt, also aß ich das kalte Nudelgratin vom Mittag und natürlich Käse und Baguette. Meine Gastfamilie isst wirklich typisch französisch: Zum Frühstück gibt es eine Scheibe Baguette mit Marmelade, dazu eine Tasse Tee. Mittags gibt es als Vorspeise einen Salat oder eine Suppe, dann die Hauptspeise (meist ein Auflauf mi Gemüse), dann gibt es Käse mit Baguette und zum Schluss tatsächlich jeden Tag ein Dessert. Und abends dann nochmal das gleiche, nur mit anderen Gerichten. Und da alles (bis auf die fischigen Sachen) mir total gut schmeckt, bin ich abends auch immer gut satt.
 Im Kindergarten ist es das gleiche, das Essen ist vegetarisch und Bio, und gibt es sogar noch einen Gang mehr, nämlich das 2. Frühstück wo wir meist Obst und Kekse essen. Die Kinder essen oft ihre Tellerchen nicht auf oder lassen die gute Crême brûlée stehen weil sie keinen Hunger mehr haben, und statt im Mülleimer landet sowas dann rein zufällig in meinem Bauch.
Ich kann mich also nicht beschweren!

Der Flughafengeburtstag

Da es mir Sonntag schon wieder ganz gut ging, beschloss ich mit Damien, Louiset und Paulin mit zu gehen, die hatten nämlich geplant zum Geburtstag des Flughafens in Avignon zu gehen. Gegen 10 Uhr fuhren wir los, ließen Isabelle und Rémi bei den Großeltern raus und machten uns auf den Weg nach Avignon Süd. Als  wir ankamen war der Parkplatz schon ziemlich voll und auch auf dem Gelände waren viele Menschen unterwegs. Es hab viele Stände wo man Spielzeugflugzeuge und all sowas kaufen konnte, natürlich Essstände, zwei Flugsimulatoren und es waren ganz viele kleine und alte Flugzeuge ausgestellt. (Der Flughafen in Avignon ist ganz klein, das ist eher so einer für Sportflugzeuge und kleine Passagierflugzeuge.) Die ganze Zeit über waren Flugshows, wo kleine Sportflugzeuge wie verrückt durch die Luft gewirbelt sind und sonst was für Loopings und Schrauben gemacht haben, sodass mir schon beim Hingucken schlecht wurde. Es gab eine riesen Leinwand wo alles übertragen wurde und ein Kommentator hat immer schlaue Sachen über die Flugzeuge und die Piloten erzählt. Bei einem Flugzeug hat er gesagt, dass es gebaut wurde um die Deutschen anzugreifen. Damien zeigte dann nur auf mich und rief: „Hier ist eine! Attacke!!“
Ein Paar Düsenjets der Patrouille de France zeigten zum Schluss für 20min eine wahnsinns Show, natürlich haben die mit blauem, weißem und rotem Rauch die Nationalflagge in den Himmel gezeichnet.
Ziemlich müde und taub kamen wir dann bei den Großeltern an, wo wir zum Essen eingeladen wurden. Bis auf den Fisch als Vorspeise war das auch super lecker, so dass ich wieder pappsatt in mein Bettchen fiel.

 Von blauer Wäsche und einem kleinen Unfall

 Montag war nichts Besonderes los, dafür heute umso mehr! Kaum hatte ich den Fuß über die Türschwelle des Kindergarten gesetzt, wurde ich von Annik (die Frau für alles im Kindergarten) mit den Worten empfangen, dass sich die Wäsche blau gefärbt habe, nachdem Jana und ich am vorigen Abend die Waschmaschine angeschmissen hatten. Und tatsächlich, als Annik mir den Wäschekorb mit der trockenen Wäsche zeigte, musste ich erstmal lachen. Normalerweise hat jede der 3 Gruppen seine eigene Farbe für die Waschlappen und die Lätzchen. Meine Elfis haben zum Beispiel rosa Waschlappen und gelbe Lätzchen. Tja, jetzt sind unsere Waschlappen lila, und die Lätzchen haben einen undefinierbaren blau-grün Ton. Der Auslöser war ein großes blaues Bettlaken, was wir einfach zu der anderen Wäsche dazu getan haben. Schade! Aber Annik war nicht böse, sie meinte das wäre ich auch schon passiert. Nur wissen wir nicht wie wir jetzt die Waschlappen und Lätzchen auseinander halten sollen…  
Der restliche Tag verlief sehr gut, in der Mittagspause kam Pascale zu mir und sagte dass ich ganz tolle Fortschritte machen würde, und dass ich inzwischen eine echte Bezugsperson für die Kinder sei. Tatsächlich kommt inzwischen jedes Kind fröhlich auf mich zu und sagt meinen Namen (oder sowas ähnliches, da gibt es von Colline über Caoli bis hin zu Corolin alle verschiedenen Variationen) und möchte mit mir spielen. 
Unser Schlüsselanhänger, in der Hoffnung ihn nie zu verlieren
Am Nachmittag hatte ich frei, weil ich als Jana krank war für sie Überstunden gemacht hatte, und sie sich jetzt revanchieren wollte und mir ganz lieb ihren freien Tag überließ. Ich schnappte mir also die Hilde und düste los. Als ich auf einer Landstraße laut zur Musik singend (wir können ja jetzt iPod hören!) dahin fuhr, kam mir ein VW Bus entgegen. Ich fuhr also etwas langsamer und an den rechten Rand, denn die Straße war nicht breit genug dass zwei Autos locker nebeneinander passen. Doch irgendwie fuhr der VW Bus nicht zur rechten Seite, so dass ich kurz bevor er mich geschrammt hätte einen hübschen Schlenker nach rechts machte. Plötzlich holperte das Auto, ich hörte ein lautes PAFF, und Hilde eierte plötzlich. Ich ahnte war schlimmes, hielt sofort an und begutachtete den Reifen. Und natürlich, es kam wie es kommen musste: Carolin steht alleine mit Hilde die einen Plattfuß hatte auf einer Landstraße in einem fremden Land. Super, 1a Leistung Madame! Den Tränen nahe rief ich Daniel an was ich tun sollte, der beruhigte mich erstmal und sagte ich solle einfach ein Auto anhalten und um Hilfe bitten, Ersatzreifen und Wagenheber seien im Kofferraum. Na klasse! Ich hatte mich schon so auf den freien Nachmittag gefreut – und dann sowas! Also, Daumen raus und ganz leidend gucken, letzteres fiel mir wirklich nicht schwer! Tatsächlich hielt das erste Auto gleich an und ein netter Herr stieg aus, nachdem ich ihm mit Händen und Füßen erklärte was mein Problem sei. Er schnappte sich gleich den Ersatzreifen und den Autoheber aus Hildes Kofferraum und legte los. Keine 10 Minuten später war er fertig, und ich überglücklich - aber immer noch ziemlich unter Schock.
Hildes Ersatzrad...
Den restlichen Weg nach Hause fuhr ich dann nicht schneller als 50km/h, aus Angst den Ersatzreifen auch noch zu schrotten.
Zu Hause hatte ich erstmal meine Ruhe, ich setzte mich draußen in die Hängematte und versuchte das alles zu verarbeiten. Dann kam Damien nach Hause und ich erzählte ihm gleich was passiert war,  er lachte nur und meinte dass sei alles gar nicht so wild (ich war nämlich den Tränen wieder ziemlich nahe) und er versprach mir morgen mit Hilde und mir zu einer Werkstatt zu fahren. Die Kosten für den neuen Reifen muss ich natürlich selber tragen, war aber ja auch meine Schuld. So ein Mist!
Als ich Daniel dann nochmal anrief, dass alles jetzt in Ordnung sei meinte er nur: "Du musst das positiv sehen, du hast was für dein Leben gelernt, und dazu weißt du jetzt tolle neue Vokabeln! Kopf hoch, das hätte jedem passieren können!" Danach war ich echt erleichtert und konnte tatsächlich noch ein kleines Bisschen meine freie Zeit genießen, ehe Isabelle mit den Kindern zum Abendessen erschien.
Arme Hilde, mir tut das echt ganz doll leid für sie! Aber Daniel hat recht, ich habe tatsächlich ganz viele neue Vokabeln gelernt. Ich weiß jetzt was Reifen heißt, was Felge heißt, was Wagenheber heißt… hoffentlich werde ich die NIE wieder gebrauchen müssen!!

Das wars erstmal wieder von mir,
à bientôt,
Carolin

Sonntag, 18. September 2011

Bilderflut



Willkommen im Kindergarten "Le Petit Prince"

Mein "Übergangszuhause"

Eine kleine süße Katze "Peluche" ist auch dabei!



Caro, Lea und Jana erobern Frankreich!


Bèdoin
Carpentras

Das tolle Karussell in Avignon!



Wahnsinns Aussicht auf Avignon! Links: die Pont d'Avingon

"Sous le pont d'Avingon, on y danse on y danse.."

Darf ich vorstellen: Die Wilde Hilde!

Mjammi!


Pont d'Avingon



Bienvenue...

.. auf meinem Blog, der mich und mein Auslandsjahr in Frankreich begleiten wird.


Ich bin jetzt schon seit 19 Tagen hier in der wunderschönen Provence und habe es leider jetzt erst geschafft, einen Blog anzufangen. Es ist einfach jeden Tag etwas los, doch jetzt habe ich endlich etwas Zeit gefunden, um euch zu erzählen was bisher so geschah.

Am 31. August nach 10 Tagen Vorbereitungsseminar im Harz ging mein Abenteuer tatsächlich los. Mit 2 Koffern und einem Rucksack fand ich mich plötzlich am Hamburg Airport wieder, total verheult in Mamas Armen. Keine 20 Minuten später war ich dann schon in den Lüften auf dem Weg nach Lyon. Im Flugzeug traf ich dann auch auf Kim, die ich beim Vorbereitungsseminar kennengelernt hatte. Wir waren beide ziemlich nervös, aufgeregt und vor allem müde. In Lyon gelandet musste ich mich gleich beeilen meinen Anschlussflug zu bekommen - es ging weiter nach Marseille. Also stieg ich schnell in das kleine Propellerflugzeug, und nach nur 30 Minuten landeten wir im Mittelmeer. Nein, natürlich landeten wir auf dem Flughafen, der befindet sich jedoch im Mittelmeer, sodass man beim Landen das Gefühl hat, jederzeit im Mittelmeer zu landen.
Am Flughafen erwarteten mich nette 28°C mit viel Sonne, ich fühlte mich leicht "overdressed", mit meinem dicken Pulli und der langen Hose, aber in Hamburg waren es schließlich nur 15°C mit Regen.
Ich holte meinen großen Koffer ab (der 2. ging gerade noch so als Handgepäck durch) und machte mich auf die Suche nach dem Bus zum Hauptbahnhof - denn Marseille war immer noch nicht mein endgültiges Reiseziel.
Ich fragte mich durch und fand schließlich einen Bus, der Busfahrer hatte - bevor ich wusste ob das überhaupt der richtige Bus sei - bereits meine Koffer eingeladen, also stieg ich ein, bezahlte für mein Ticket und hoffte, dass ich am Bahnhof ankommen würde. Und tatsächlich - ich fand mich 20 Minuten später auf dem Hauptbahnhof wieder, und da stand auch schon der Zug nach Avignon bereit. Ich bugsierte also meine Koffer in den Zug, mit dem Gedanken dass in 30 Minuten mich jemand vom Bahnhof abholen würde und die Reise endlich zu Ende war.
Falsch gedacht. Am Bahnhof wartete niemand. Also rief ich Daniel (der Zuständige für die Freiwilligen, er ist Deutscher) an. Er sagte mir dass ich zum anderen Bahnhof, dem "Gare de TGV" fahren solle, da würde mich Aurélie, die Gastmutter von Lea (eine weitere Freiwillige vom Kindergarten, die ich schon auf dem Semeinar kennengelernt hatte) mich zusammen mit Lea abholen. Also fragte ich mich durch wie ich denn zu dem Bahnhof käme, lief ein wenig durch die Stadt (was mit 2 Koffern wirklich nicht einfach war) und fand dann einen Bus der mich zum "Gare de TGV" bringen würde. Es war inzwischen 19.30 Uhr, ich war schon seit 8 Stunden unterwegs, ich war müde, hatte Hunger (mehr als den Snack im Flugzeug hatte ich nämlich nicht zu mir genommen) und wollte einfach nur in ein Bett. Am Bahnhof wartete ich dann. Und wartete. Und wartete. Als um 21 Uhr immer noch niemand mich zu suchen schien, rief ich erneut Daniel an, der mir jedoch versicherte, dass jemand unterwegs sei. Also wartete ich weiter. Und wartete. Und wartete. Mich sprach ein Jugendlicher an ob ich Lust hätte mit ihm heute Abend was zu machen, ich deutete nur auf meine Koffer und schüttelte den Kopf, zu erschöpft etwas zu sagen, geschweige denn auf Französisch.
Gegen 21.15 kam dann eine Frau auf dem bereits ziemlich verlassenen Bahnhof auf mich zu, fragte ob ich Carolin sei. Ich nickte glücklich, man hatte mich doch nicht vergessen! Doch nun mussten wir noch auf Lea warten, die gegen 21.30 ankommen sollte. Doch Lea kam und kam nicht. Irgendwann klingelte Aurélies Handy, und Lea erklärte ihr, dass sie gar nicht am Gare TGV, sondern am Hauptbahnhof sei. Der Bahnhof, an dem ich gute 2 Stunden zuvor angekommen war! Also fuhren wir einmal quer durch Avignon und holten schließlich Lea ab und fuhren nach Carpentras, wo Isabelle, meine Gastmutter, auf mich wartete. Ich verbrachte weitere 20 Minuten im Auto, denn Isabelle wohnt in einem entfernten Nachbarsdorf, in Bédoin. Sie gab mir Brot und Käse zu essen, stellte zum Glück nicht zu viele Fragen, zeigte mich das Bad und mein Zimmer. Dankend wünschte ich ihr "Bonne nuit" und fiel sofort ins Bett.

Doch von ausschlafen kann keine Rede sein, die Arbeit rief, und um 8 Uhr war ich bereits im Kindergarten.
Der Kindergarten ist ein altes typisch südfranzösisches Haus, das zu einem Waldorf-Kindergarten umfunktioniert wurde. Es gibt einen kleinen Garten mit Aprikosenbäumen, 2 Hühner, einem Gemüsebeet und ganz vielen Kräutern. In den Kindergarten "Le Petit Prince" gehen etwa 30 Kinder, die in 3 Gruppen aufgeteilt sind. Es gibt die großen, die "Lutins" (= Kobolde, sie sind 3-4 Jahre alt), dann die mittleren, die "Elfes" (= Elfen, 2-3 Jahre) und schließlich die kleinsten, die "Elfis" (= Elfchen, 1-2 Jahre alt). Ich traf dann auch gleich Lea wieder, und ich lernte endlich auch Jana, die dritte Freiwillige kennen. Die beiden waren mindestens genauso müde wie ich, das war mir gleich sympathisch. Doch die anderen Erzieherinnen nahmen wenig Rücksicht auf meine Gefühlslage. Mir wurden gefühlte 100 Sachen erklärt an die ich jeden Tag denken muss, angefangen von der Waschmaschine bis hin zu den Mikrowellen, die jede natürlich anders funktionierte. In der Mittagspause verzogen Lea, Jana und ich uns nach oben, wo es ein kleines Zimmer mit Balkon und (ganz wichtig) einem Bett gibt. Wir 3 quatschten ausgiebig über alles was uns einfiel, wir schmiedeten gleich Pläne für die freien Mittwoche und Wochenenden und erstellten eine Liste mit den Städten die wir unbedingt besichtigen wollen, die reicht von Paris über Toulouse bis nach St. Tropez und Nizza.
Doch die dreistündige Mittagspause verging viel zu schnell, die Kinder erwachten aus ihrem Mittagsschlaf und die Ruhe war zu Ende. Nachdem um 17 Uhr alle Kinder abgeholt wurden, war es nun unsere Aufgabe alles abzuspühlen, aufzuräumen und sauberzumachen, so dass wir erst um 18 Uhr Feierabend hatten.

Allgemein sind unsere Aufgaben viel im Putzbereich, trotzdem hat man viel mit den Kindern zu tun. Ich arbeite mit Pascale, einer jungen und sehr lieben Erzieherin, in der Gruppe der Elfis, heißt ich muss regelmäßig Windeln wechseln, Fläschchen fertig machen und die kleinen Näschen putzen. Erst wäre ich lieber bei den großen gewesen, die können schon reden und selber aufs Klo gehen, doch bis jetzt möchte ich um keinen Preis tauschen! Meine Elfis sind alle super süß, total ruhig und so leicht zu begeistern! Wenn eines weint weil es seine Mama vermisst (ist zurzeit sehr häufig der Fall, weil sie ganz neu im Kindergarten sind und das alles noch nicht kennen) geht man mit ihnen raus in den Garten und füttert die Hühner - schwupps ist die Mama vergessen. Erstmal jedenfalls. Es gibt ein paar Kinder denen fällt es schwere sich von der Mama zu lösen, einigen fällt es leichter. Inzwischen bin ich für einige (leider noch nicht alle!) eine Bezugsperson geworden, sie freuen sich mich zu sehen und geben mir manchmal zum Abschied ein "Bisou".

Neben der Arbeit im Kindergarten muss ich auch in meiner Gastfamilie ein wenig helfen. Da ich jedoch noch gar nicht in meiner "richtigen" Gastfamilie bin, (weil die erst noch mein Zimmer bauen müssen) lebe ich für 1-2 Monaten in einer "Übergangsfamilie". Isabelle und Damien haben 3 Söhne: Louiset (11), Paulin (7) und den kleinen Rémi (2 1/2) der mit mir in den Kindergarten geht. Mittwochs vormittags muss ich auf Paulin aufpassen, weil die Eltern arbeiten, Louiset ist im Collège und Rémi bei einer Nanny (mittwochs haben Grundschulen und Kindergärten hier zu). Bisher hat das ganz gut geklappt, ich habe mit ihm eine Fahrradtour durch unser Dorf Bédoin gemacht und er hat mir das wichtigste gezeigt. Bédoin ist ein wunderschönes urfranzösisches Dörfchen am Fuße des Mont Ventoux, der Berg den man von fast überall in der Provence aus sehen kann. Ansonsten ist hier nicht viel außer unendlichen Weinfeldern, Feigenbäumen und kleine Cafés, Bäckereien, Käsereien und ganz ganz vielen Fahrradfahrern (die Tour de France fährt gelegentlich mal auf dem Mont Ventoux rum).

Unsere ersten freien Tage haben Jana, Lea und ich damit verbracht, mit unserem Auto, ein alter VW Vento mit über 280.000 km, das wir gleich liebevoll die "Wilde Hilde" genannt haben, die Gegend unsicher zu machen. Am Wochenende bummelten wir durch die nächst größere Stadt Carpentras und überlegten welche Aktivität wir denn anfangen wollen. Es war gerade ein Tag, an dem sich alle Vereine und Aktivitäten in Carpentras und Umgebung auf einem großen Platz vorstellten und Flyer verteilten. Perfekt! Lea war total fasziniert von der Rugby-Mannschaft der Mädchen, Jana und ich haben jedoch etwas Angst um unsere Nasen. Jana würde gerne Ballsport machen - Handball, Basketball oder Fußball. Und ich?  Ich hätte Lust auf Klettern oder Tanzen. Gut, 3 Mädchen, 3 Meinungen. Zum Schluss kamen wir an einem Chor vorbei, die nette, etwas ältere Dame am Stand lud uns zu einer Probestunde ein, und wir sagten uns dass wir es mal ausprobieren würden. (Lea ging schließlich tatsächlich hin, sie erzählte uns dass das Durchschnittsalter etwa 70 betraf, aber alle total lieb seien. Nächsten Montag kommen Jana und ich dann mal mit zu den Proben. Vielleicht lädt der ein oder andere Rentner uns ja mal zum Essen ein..?)
Am Sonntag ist in Carpentras immer Flohmarkt, und Jana und ich kauften für 4€ einen hölzernen VW Bus als Anhänger für unsere Hilde. Eine kleine Tafel wo "Wilde Hilde" drauf steht hängt bereits am Rückspiegel!

Gestern war ich mit Lea in Avignon, da Jana seit 4 Tagen schon mit Fieber und Mittelohrentzündung im Bett liegt konnte sie leider nicht mitkommen.
Die Fahrt dahin war recht ... anstrengend. Da Lea nicht fahren wollte lag es nun an mir, sich durch das französische Verkehrschaos zu schlagen. Wir wurden ständig angehupt, überholt, mir wurde der Vogel gezeigt, in Avignon verfuhren wir uns und landeten in den engen Gassen der Innenstadt und fanden erst nicht wieder raus - doch schließlich fanden wir ein nettes Plätzchen für die Hilde, und nach einigen Einparkversuchen waren wir da. Wir begannen gleich mit einer Shopping-Einheit (wir hatten gerade unser Taschengeld bekommen) - und kauften uns Mützen. "Ziemlich bescheuert", dachten wir uns später, als wir bei 35°C die Sonne auf unsere Beine scheinen ließen. Also zogen wir nach einem kleinen Snack beim Bäcker (es gab super leckere Tartes) weiter und kauften uns Kleider. Lea suchte sich einen Busch und zog sich gleich um, weil ihr in ihrem schwarzen Rock zu heiß war. Wir fanden ein süßes Café und bestellten uns eine “Asiette Gourmande”, einen Nachspeisen-Teller, auf dem 3 kleine Desserts hübsch angerichtet wurden, dazu gab es einen Espresso. Unser Hobby hier in Frankreich ist eindeutig das Essen! Es schmeckt aber auch alles einfach zu gut hier!
Als wir beschlossen dass wir ein wenig Kultur vertragen können, machten wir uns auf den Weg zum Pastpalast. Wir kamen gerade am Rathaus von Avignon vorbei, als wir auf ein großes, uraltes aber wunderschönes Karussell stießen. Hier in Südfrankreich (oder überall in Frankreich?) hat jede große Stadt so ein Karussell, und Lea und ich konnten es einfach nicht lassen: Wir kauften uns Tickets, setzen uns auf 2 weiße Pferde, sangen die Kinderlieder mit die wir inzwischen kennen und erfreuten uns des Lebens.
Natürlich wollten wir unbedingt die berühmte Pont d'Avignon sehen und auf ihr tanzen, allerdings waren die Eintritts- bzw. Begehpreise wahnsinnig überteuert. Also tanzten wir unter der Brücke (wie es übrigens tatsächlich üblich war) und sagen "Sous le pont d'Avignon on y danse on y danse..". Eine Gruppe Japaner kam vorbei und allesamt zückten ihre Fotoapparate und machte Fotos von uns, wie wir uns gerade auf dem Rasen neben der Brücke ausruhten.
Durch die Hitze und den Fehler, dass wir zu wenig getrunken hatten, dadurch dass wir ganz viel gelaufen sind, und überhaupt - wir waren ziemlich erschöpft am Ende des Tages. Also hieß es für mich (weil Lea wieder nicht fahren wollte) erneut das Abenteuer Autofahren in Frankreich möglichst unfallfrei zu überstehen. Nachdem wir wieder 2x die falsche Abbiegung nahmen und erneut in der Innenstadt landeten (immerhin kannten wir uns jetzt aus, haha) fanden wir schließlich doch den richtigen Weg, und ab ging es nach Hause.
Als Lea auf der Autobahn ihren Kopf aus dem Fenster lehnte, verlor sie ihre geliebte Sonnenbrille. Ich hatte was zu lachen, während sie trauerte. Es war ein wirklich toller Tag, und wir werden sicherlich nochmal nach Avignon fahren, es ist schließlich nur 30min entfernt (wenn man sich nicht verfährt...) und nächstes mal ist Jana dann auch dabei!

Heute regnet es (man mag es kaum glauben), und ich fuhr mit meiner Gastfamilie nach Carpentras. In Deutschland hätte man sich über den Anblick meiner Gastfamilie vermutlich sehr amüsiert: Sie trugen allesamt Gummistiefel und Regenjacke, hatten einen Regenschirm dabei, und mein Gastvater hatte zu Hause noch überlegt eine Mütze aufzusetzen, was ich ihm allerdings ausreden konnte. Bei 300 Sonnentagen im Jahr ist hier Regen wirklich was seltenes, der kleine Rémi war total aus dem Häuschen als er den Regen aufs Dach trommeln hörte. (Ich sollte erwähnen dass es lediglich leicht geregnet hat, kleinere Schauer bei   24°C...).  Vermutlich finden die mich genauso komisch, wenn ich morgens die Sonne begrüße und mich jeden Tag aufs Neue freue, dass sie scheint. Den ein oder anderen Sonnenbrand habe ich auch schon abbekommen, weil ich auf den Rat meiner Gastmutter, mich mit meiner "Käsehaut" nicht in die Mittagssonne zu legen, weil die besonders intensiv sei, nicht gehört habe.

Morgen geht es wieder in den Kindergarten, mir macht die Arbeit wirklich Spaß, auch wenn es öfters stressig und der Kinderlärm auf die Dauer auch anstrengend ist. Doch zusammen mit Jana und Lea wird es nie langweilig, wir machen uns das schon schön hier.

Also, bis bald meine Lieben!
Carolin