Über mich

Sonntag, 18. September 2011

Bienvenue...

.. auf meinem Blog, der mich und mein Auslandsjahr in Frankreich begleiten wird.


Ich bin jetzt schon seit 19 Tagen hier in der wunderschönen Provence und habe es leider jetzt erst geschafft, einen Blog anzufangen. Es ist einfach jeden Tag etwas los, doch jetzt habe ich endlich etwas Zeit gefunden, um euch zu erzählen was bisher so geschah.

Am 31. August nach 10 Tagen Vorbereitungsseminar im Harz ging mein Abenteuer tatsächlich los. Mit 2 Koffern und einem Rucksack fand ich mich plötzlich am Hamburg Airport wieder, total verheult in Mamas Armen. Keine 20 Minuten später war ich dann schon in den Lüften auf dem Weg nach Lyon. Im Flugzeug traf ich dann auch auf Kim, die ich beim Vorbereitungsseminar kennengelernt hatte. Wir waren beide ziemlich nervös, aufgeregt und vor allem müde. In Lyon gelandet musste ich mich gleich beeilen meinen Anschlussflug zu bekommen - es ging weiter nach Marseille. Also stieg ich schnell in das kleine Propellerflugzeug, und nach nur 30 Minuten landeten wir im Mittelmeer. Nein, natürlich landeten wir auf dem Flughafen, der befindet sich jedoch im Mittelmeer, sodass man beim Landen das Gefühl hat, jederzeit im Mittelmeer zu landen.
Am Flughafen erwarteten mich nette 28°C mit viel Sonne, ich fühlte mich leicht "overdressed", mit meinem dicken Pulli und der langen Hose, aber in Hamburg waren es schließlich nur 15°C mit Regen.
Ich holte meinen großen Koffer ab (der 2. ging gerade noch so als Handgepäck durch) und machte mich auf die Suche nach dem Bus zum Hauptbahnhof - denn Marseille war immer noch nicht mein endgültiges Reiseziel.
Ich fragte mich durch und fand schließlich einen Bus, der Busfahrer hatte - bevor ich wusste ob das überhaupt der richtige Bus sei - bereits meine Koffer eingeladen, also stieg ich ein, bezahlte für mein Ticket und hoffte, dass ich am Bahnhof ankommen würde. Und tatsächlich - ich fand mich 20 Minuten später auf dem Hauptbahnhof wieder, und da stand auch schon der Zug nach Avignon bereit. Ich bugsierte also meine Koffer in den Zug, mit dem Gedanken dass in 30 Minuten mich jemand vom Bahnhof abholen würde und die Reise endlich zu Ende war.
Falsch gedacht. Am Bahnhof wartete niemand. Also rief ich Daniel (der Zuständige für die Freiwilligen, er ist Deutscher) an. Er sagte mir dass ich zum anderen Bahnhof, dem "Gare de TGV" fahren solle, da würde mich Aurélie, die Gastmutter von Lea (eine weitere Freiwillige vom Kindergarten, die ich schon auf dem Semeinar kennengelernt hatte) mich zusammen mit Lea abholen. Also fragte ich mich durch wie ich denn zu dem Bahnhof käme, lief ein wenig durch die Stadt (was mit 2 Koffern wirklich nicht einfach war) und fand dann einen Bus der mich zum "Gare de TGV" bringen würde. Es war inzwischen 19.30 Uhr, ich war schon seit 8 Stunden unterwegs, ich war müde, hatte Hunger (mehr als den Snack im Flugzeug hatte ich nämlich nicht zu mir genommen) und wollte einfach nur in ein Bett. Am Bahnhof wartete ich dann. Und wartete. Und wartete. Als um 21 Uhr immer noch niemand mich zu suchen schien, rief ich erneut Daniel an, der mir jedoch versicherte, dass jemand unterwegs sei. Also wartete ich weiter. Und wartete. Und wartete. Mich sprach ein Jugendlicher an ob ich Lust hätte mit ihm heute Abend was zu machen, ich deutete nur auf meine Koffer und schüttelte den Kopf, zu erschöpft etwas zu sagen, geschweige denn auf Französisch.
Gegen 21.15 kam dann eine Frau auf dem bereits ziemlich verlassenen Bahnhof auf mich zu, fragte ob ich Carolin sei. Ich nickte glücklich, man hatte mich doch nicht vergessen! Doch nun mussten wir noch auf Lea warten, die gegen 21.30 ankommen sollte. Doch Lea kam und kam nicht. Irgendwann klingelte Aurélies Handy, und Lea erklärte ihr, dass sie gar nicht am Gare TGV, sondern am Hauptbahnhof sei. Der Bahnhof, an dem ich gute 2 Stunden zuvor angekommen war! Also fuhren wir einmal quer durch Avignon und holten schließlich Lea ab und fuhren nach Carpentras, wo Isabelle, meine Gastmutter, auf mich wartete. Ich verbrachte weitere 20 Minuten im Auto, denn Isabelle wohnt in einem entfernten Nachbarsdorf, in Bédoin. Sie gab mir Brot und Käse zu essen, stellte zum Glück nicht zu viele Fragen, zeigte mich das Bad und mein Zimmer. Dankend wünschte ich ihr "Bonne nuit" und fiel sofort ins Bett.

Doch von ausschlafen kann keine Rede sein, die Arbeit rief, und um 8 Uhr war ich bereits im Kindergarten.
Der Kindergarten ist ein altes typisch südfranzösisches Haus, das zu einem Waldorf-Kindergarten umfunktioniert wurde. Es gibt einen kleinen Garten mit Aprikosenbäumen, 2 Hühner, einem Gemüsebeet und ganz vielen Kräutern. In den Kindergarten "Le Petit Prince" gehen etwa 30 Kinder, die in 3 Gruppen aufgeteilt sind. Es gibt die großen, die "Lutins" (= Kobolde, sie sind 3-4 Jahre alt), dann die mittleren, die "Elfes" (= Elfen, 2-3 Jahre) und schließlich die kleinsten, die "Elfis" (= Elfchen, 1-2 Jahre alt). Ich traf dann auch gleich Lea wieder, und ich lernte endlich auch Jana, die dritte Freiwillige kennen. Die beiden waren mindestens genauso müde wie ich, das war mir gleich sympathisch. Doch die anderen Erzieherinnen nahmen wenig Rücksicht auf meine Gefühlslage. Mir wurden gefühlte 100 Sachen erklärt an die ich jeden Tag denken muss, angefangen von der Waschmaschine bis hin zu den Mikrowellen, die jede natürlich anders funktionierte. In der Mittagspause verzogen Lea, Jana und ich uns nach oben, wo es ein kleines Zimmer mit Balkon und (ganz wichtig) einem Bett gibt. Wir 3 quatschten ausgiebig über alles was uns einfiel, wir schmiedeten gleich Pläne für die freien Mittwoche und Wochenenden und erstellten eine Liste mit den Städten die wir unbedingt besichtigen wollen, die reicht von Paris über Toulouse bis nach St. Tropez und Nizza.
Doch die dreistündige Mittagspause verging viel zu schnell, die Kinder erwachten aus ihrem Mittagsschlaf und die Ruhe war zu Ende. Nachdem um 17 Uhr alle Kinder abgeholt wurden, war es nun unsere Aufgabe alles abzuspühlen, aufzuräumen und sauberzumachen, so dass wir erst um 18 Uhr Feierabend hatten.

Allgemein sind unsere Aufgaben viel im Putzbereich, trotzdem hat man viel mit den Kindern zu tun. Ich arbeite mit Pascale, einer jungen und sehr lieben Erzieherin, in der Gruppe der Elfis, heißt ich muss regelmäßig Windeln wechseln, Fläschchen fertig machen und die kleinen Näschen putzen. Erst wäre ich lieber bei den großen gewesen, die können schon reden und selber aufs Klo gehen, doch bis jetzt möchte ich um keinen Preis tauschen! Meine Elfis sind alle super süß, total ruhig und so leicht zu begeistern! Wenn eines weint weil es seine Mama vermisst (ist zurzeit sehr häufig der Fall, weil sie ganz neu im Kindergarten sind und das alles noch nicht kennen) geht man mit ihnen raus in den Garten und füttert die Hühner - schwupps ist die Mama vergessen. Erstmal jedenfalls. Es gibt ein paar Kinder denen fällt es schwere sich von der Mama zu lösen, einigen fällt es leichter. Inzwischen bin ich für einige (leider noch nicht alle!) eine Bezugsperson geworden, sie freuen sich mich zu sehen und geben mir manchmal zum Abschied ein "Bisou".

Neben der Arbeit im Kindergarten muss ich auch in meiner Gastfamilie ein wenig helfen. Da ich jedoch noch gar nicht in meiner "richtigen" Gastfamilie bin, (weil die erst noch mein Zimmer bauen müssen) lebe ich für 1-2 Monaten in einer "Übergangsfamilie". Isabelle und Damien haben 3 Söhne: Louiset (11), Paulin (7) und den kleinen Rémi (2 1/2) der mit mir in den Kindergarten geht. Mittwochs vormittags muss ich auf Paulin aufpassen, weil die Eltern arbeiten, Louiset ist im Collège und Rémi bei einer Nanny (mittwochs haben Grundschulen und Kindergärten hier zu). Bisher hat das ganz gut geklappt, ich habe mit ihm eine Fahrradtour durch unser Dorf Bédoin gemacht und er hat mir das wichtigste gezeigt. Bédoin ist ein wunderschönes urfranzösisches Dörfchen am Fuße des Mont Ventoux, der Berg den man von fast überall in der Provence aus sehen kann. Ansonsten ist hier nicht viel außer unendlichen Weinfeldern, Feigenbäumen und kleine Cafés, Bäckereien, Käsereien und ganz ganz vielen Fahrradfahrern (die Tour de France fährt gelegentlich mal auf dem Mont Ventoux rum).

Unsere ersten freien Tage haben Jana, Lea und ich damit verbracht, mit unserem Auto, ein alter VW Vento mit über 280.000 km, das wir gleich liebevoll die "Wilde Hilde" genannt haben, die Gegend unsicher zu machen. Am Wochenende bummelten wir durch die nächst größere Stadt Carpentras und überlegten welche Aktivität wir denn anfangen wollen. Es war gerade ein Tag, an dem sich alle Vereine und Aktivitäten in Carpentras und Umgebung auf einem großen Platz vorstellten und Flyer verteilten. Perfekt! Lea war total fasziniert von der Rugby-Mannschaft der Mädchen, Jana und ich haben jedoch etwas Angst um unsere Nasen. Jana würde gerne Ballsport machen - Handball, Basketball oder Fußball. Und ich?  Ich hätte Lust auf Klettern oder Tanzen. Gut, 3 Mädchen, 3 Meinungen. Zum Schluss kamen wir an einem Chor vorbei, die nette, etwas ältere Dame am Stand lud uns zu einer Probestunde ein, und wir sagten uns dass wir es mal ausprobieren würden. (Lea ging schließlich tatsächlich hin, sie erzählte uns dass das Durchschnittsalter etwa 70 betraf, aber alle total lieb seien. Nächsten Montag kommen Jana und ich dann mal mit zu den Proben. Vielleicht lädt der ein oder andere Rentner uns ja mal zum Essen ein..?)
Am Sonntag ist in Carpentras immer Flohmarkt, und Jana und ich kauften für 4€ einen hölzernen VW Bus als Anhänger für unsere Hilde. Eine kleine Tafel wo "Wilde Hilde" drauf steht hängt bereits am Rückspiegel!

Gestern war ich mit Lea in Avignon, da Jana seit 4 Tagen schon mit Fieber und Mittelohrentzündung im Bett liegt konnte sie leider nicht mitkommen.
Die Fahrt dahin war recht ... anstrengend. Da Lea nicht fahren wollte lag es nun an mir, sich durch das französische Verkehrschaos zu schlagen. Wir wurden ständig angehupt, überholt, mir wurde der Vogel gezeigt, in Avignon verfuhren wir uns und landeten in den engen Gassen der Innenstadt und fanden erst nicht wieder raus - doch schließlich fanden wir ein nettes Plätzchen für die Hilde, und nach einigen Einparkversuchen waren wir da. Wir begannen gleich mit einer Shopping-Einheit (wir hatten gerade unser Taschengeld bekommen) - und kauften uns Mützen. "Ziemlich bescheuert", dachten wir uns später, als wir bei 35°C die Sonne auf unsere Beine scheinen ließen. Also zogen wir nach einem kleinen Snack beim Bäcker (es gab super leckere Tartes) weiter und kauften uns Kleider. Lea suchte sich einen Busch und zog sich gleich um, weil ihr in ihrem schwarzen Rock zu heiß war. Wir fanden ein süßes Café und bestellten uns eine “Asiette Gourmande”, einen Nachspeisen-Teller, auf dem 3 kleine Desserts hübsch angerichtet wurden, dazu gab es einen Espresso. Unser Hobby hier in Frankreich ist eindeutig das Essen! Es schmeckt aber auch alles einfach zu gut hier!
Als wir beschlossen dass wir ein wenig Kultur vertragen können, machten wir uns auf den Weg zum Pastpalast. Wir kamen gerade am Rathaus von Avignon vorbei, als wir auf ein großes, uraltes aber wunderschönes Karussell stießen. Hier in Südfrankreich (oder überall in Frankreich?) hat jede große Stadt so ein Karussell, und Lea und ich konnten es einfach nicht lassen: Wir kauften uns Tickets, setzen uns auf 2 weiße Pferde, sangen die Kinderlieder mit die wir inzwischen kennen und erfreuten uns des Lebens.
Natürlich wollten wir unbedingt die berühmte Pont d'Avignon sehen und auf ihr tanzen, allerdings waren die Eintritts- bzw. Begehpreise wahnsinnig überteuert. Also tanzten wir unter der Brücke (wie es übrigens tatsächlich üblich war) und sagen "Sous le pont d'Avignon on y danse on y danse..". Eine Gruppe Japaner kam vorbei und allesamt zückten ihre Fotoapparate und machte Fotos von uns, wie wir uns gerade auf dem Rasen neben der Brücke ausruhten.
Durch die Hitze und den Fehler, dass wir zu wenig getrunken hatten, dadurch dass wir ganz viel gelaufen sind, und überhaupt - wir waren ziemlich erschöpft am Ende des Tages. Also hieß es für mich (weil Lea wieder nicht fahren wollte) erneut das Abenteuer Autofahren in Frankreich möglichst unfallfrei zu überstehen. Nachdem wir wieder 2x die falsche Abbiegung nahmen und erneut in der Innenstadt landeten (immerhin kannten wir uns jetzt aus, haha) fanden wir schließlich doch den richtigen Weg, und ab ging es nach Hause.
Als Lea auf der Autobahn ihren Kopf aus dem Fenster lehnte, verlor sie ihre geliebte Sonnenbrille. Ich hatte was zu lachen, während sie trauerte. Es war ein wirklich toller Tag, und wir werden sicherlich nochmal nach Avignon fahren, es ist schließlich nur 30min entfernt (wenn man sich nicht verfährt...) und nächstes mal ist Jana dann auch dabei!

Heute regnet es (man mag es kaum glauben), und ich fuhr mit meiner Gastfamilie nach Carpentras. In Deutschland hätte man sich über den Anblick meiner Gastfamilie vermutlich sehr amüsiert: Sie trugen allesamt Gummistiefel und Regenjacke, hatten einen Regenschirm dabei, und mein Gastvater hatte zu Hause noch überlegt eine Mütze aufzusetzen, was ich ihm allerdings ausreden konnte. Bei 300 Sonnentagen im Jahr ist hier Regen wirklich was seltenes, der kleine Rémi war total aus dem Häuschen als er den Regen aufs Dach trommeln hörte. (Ich sollte erwähnen dass es lediglich leicht geregnet hat, kleinere Schauer bei   24°C...).  Vermutlich finden die mich genauso komisch, wenn ich morgens die Sonne begrüße und mich jeden Tag aufs Neue freue, dass sie scheint. Den ein oder anderen Sonnenbrand habe ich auch schon abbekommen, weil ich auf den Rat meiner Gastmutter, mich mit meiner "Käsehaut" nicht in die Mittagssonne zu legen, weil die besonders intensiv sei, nicht gehört habe.

Morgen geht es wieder in den Kindergarten, mir macht die Arbeit wirklich Spaß, auch wenn es öfters stressig und der Kinderlärm auf die Dauer auch anstrengend ist. Doch zusammen mit Jana und Lea wird es nie langweilig, wir machen uns das schon schön hier.

Also, bis bald meine Lieben!
Carolin

2 Kommentare:

  1. Das klingt alles super aufregend! Hast ja schon viel erlebt. Genieße das schöne Wetter, hier ist nicht viel davon zu finden...
    Ganz liebe Grüße von der Svenja <3

    AntwortenLöschen
  2. Weißt du eigentlich wie neidisch ich bin? Die ganze Zeit französisch zu reden wäre zwar wahrscheinlich nicht so mein Ding, aber es klingt so toll was du bisher machst... Und es kommt mir vor als müsstest du schon länger weg sein als 19 Tage xD Bin aaber etwas enttäuscht dass du nichts über HP auf französisch geschireben hast :D
    Bisou, du Oma :*
    Die Aru

    AntwortenLöschen