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Mittwoch, 14. März 2012

Ein bisschen Alltag, ein bisschen Abenteuer




Meine Lieben, ich sitze gerade draußen auf der Terrasse, es zwitschern die Vögel, die Sonne scheint, der Himmel ist wolkenlos, das Thermometer zeigt 25°C an – es ist Frühling in der Provence! Es ist jetzt die Saison, in der es draußen wärmer ist als drinnen, wurde mir im Kindergarten erklärt. Außerdem sind auf den Straßen auffallend viele Touristen unterwegs, vor allem Holländer! Und die Fahrradfahrer touren wieder durch die Gegend. Lediglich die blühenden Pfirsichbäume stören mich ein wenig, ich bin anscheinend allergisch gegen die Blüten, den ganzen Tag über trieft die Nase und ich habe Angst mit meinem Niesen die Kinder bei ihrem Mittagsschlaf zu stören.

Apropos Kinder, ich wollte euch ja mal berichten, wie so ein Tag bei mir verläuft! Also, ich schildere mal, wie ein typischer Montag bei mir so aussieht.
Mein Montag beginnt (wie jeder Tag der Woche) um halb 8: Jeanne wacht auf, weckt alle auf und es gibt Frühstück: eine Schüssel Tee für jeden, dazu Kekse oder Baguette, wahlweise mit Marmelade oder Honig. Nach dem Essen mache ich den Abwasch, putze mit Jeanne die Zähne und räume alles auf. Gegen 9 verlassen wir – wenn alles gut läuft und Jeanne nicht noch unbedingt alle ihre Puppen anziehen will – das Haus und fahren zum Kindergarten, wo um 9:30 Uhr meine Arbeit beginnt. So gut wie jeden Morgen erwartet mich dann gleich mindestens ein Kind mit Stinkewindel, was gerne gewickelt werden möchte (so stellt man sich doch einen guten Start in den Tag vor, oder?). In unserem kleinen Raum sind wir meistens 5-8 kleine Kinder und 2 Erwachsene, die Kinder spielen, wir erzählen Geschichten, malen, singen oder spielen mit den Kindern. Ich bin allerdings die meiste Zeit mit Windeln wechseln oder Sachen aufräumen beschäftigt, zum richtig spielen komme ich eher selten. Wenn alle Kinderpopos dann sauber sind, gehe ich mit 1-2 Kindern in die Küche und bereite den Teig für das Brot vor, montags ist nämlich unser Backtag. Kleine Anekdote zwischendurch: Einmal habe ich mit einem Kind den Teig vorbereitet, hatte schon alle Zutaten in die Schüssel getan, als eine kleine Kinderhand Blitzschnell das Glas mit dem Salz drin nahm und den gesamten Inhalt in die Schüssel schüttete. Das Brot war danach leider etwas versalzen…

Mit den Kindern gehe ich dann zurück in unseren Raum, zusammen mit den Kindern räumen wir dann auf (im Klartext: Carolin räumt auf, die Kindern werden vergeblich dazu animiert mir zu helfen). Dann geht es mit allen zurück in die Küche, das goûter steht an, also das Frühstück. Die Kinder werden hingesetzt, Streitereien über die Stuhlwahl müssen geschlichtet werden (ein Kind hat sich einmal heulend auf dem Boden gewälzt, weil sein Lieblingsstuhl schon belegt war) und dann werden kleine Brotscheiben mit Marmelade bestrichen, Nüsse und Obst verteilt, umgekippte Becher aufgehoben und Tee nachgeschenkt. Wenn alle satt sind, werden die kleinen Schürzen angezogen und los geht die Bäckerei: jedes Kind bekommt einen kleinen Klumpen Teig und etwas Mehl, damit darf es dann machen was es will (außer essen, aber das verstehen die Kleinen auch nach dem 10. Mal sagen nicht so richtig…) und wir singen die Bäckerei-Lieder. Wenn jedes Kind zufrieden mit seinem Brot ist, werden  mit kleinen Waschlappen die Münder und Hände abgewaschen, danach geht’s ans Eingemachte: Kinder anziehen! Das ist immer mit der stressigste Moment des Tages. In einem kleinen Flur hat jedes Kind einen Haken und ein kleines Fach, wo die Schuhe drin stehen. Leider kommen die Kinder an die Fächer ran, heißt jedes Kind will seine Sachen schon einmal holen, wirft sie durch die Gegend, klaut die Jacke des anderen oder versteckt sie hinter den Vorhängen. Gleichzeitig versuche ich, dem sich sträubenden Kind auf meinem Schoss so schnell wie möglich die Schleifen zu binden, damit die anderen nicht so lange warten müssen, die sich vor Ungeduld gegenseitig anschreien oder schubsen. Kurz gesagt: es herrscht ein riesen Chaos, vor allem, weil oft auch die andere Gruppe gleichzeitig dabei ist, sich fertig zu machen. 20 Kinder, 2 junge deutsche Mädchen die versuchen Ruhe zu bewahren und trotzdem schnell alle anzuziehen. Die Erzieherinnen besprechen derweil oft was im Büro, ziehen sich selbst an oder begleiten die letzten Kinder auf Toilette. Nachdem das letzte Kind das Haus verlassen hat und in den Garten gerannt ist, kann ich zum ersten Mal am Tag kurz durchatmen: Ruhe! 
Doch dann sehe ich den Zustand der Küche: Essen auf dem Boden, Marmeladenflecken auf dem Tisch, Mehl überall verstreut. Also schwinge ich den Lappen, den Besen und den Schwamm, bis die Küche wieder so aussieht wie zuvor. In der Zwischenzeit (es ist zwischen 11:15 und 11: 45 Uhr) ist meistens auch schon das Mittagessen geliefert worden. Der Salat, die Hauptspeise und der Nachtisch müssen aus den großen Platten auf 3 Gruppen verteilt werden, danach bringe ich alles in die jeweilige Küche, bereite die Teller, Becher und Tische vor, lege die Kuscheltiere und Decken in die richtigen Betten und gehen schnell in den Garten. Dort warten schon die müden Kinder auf mich, die Kleinen haben noch einen anderen Rhythmus als die größeren – deswegen muss mittags alles immer ganz schnell gehen, um 12:15 sind spätestens alle Kinder drinnen. Schnell werden die Windeln gewechselt, der Pyjama angezogen und die Hände gewaschen, das ist fast wie Arbeit am Fließband! Das Mittagessen ist auch meistens sehr entspannt, aber gerade montags sind drei „Problemkinder“ da, die auch Mittagsschlaf machen. Problemkind heißt, sie wollen nichts essen, nicht schlafen, weinen und wollen ihre Mama. Irgendwie muss man sie dann doch dazu bringen, etwas zu essen (einem Kind gaukeln wir immer vor, Rote Beete sei Marmelade und der Gemüseauflauf sei Nusskuchen. Klappt hervorragend, meistens). Sobald ein Kind beschlossen hat satt zu sein, wird es meistens von mir in den Schlafraum begleitet und ins Bett gelegt - Tür zu. So leicht funktioniert das leider nicht bei unseren Problemkindern: da muss in den Schlaf gesungen werden, 50x wiederholt werden dass Mama erst NACH dem Mittagsschlaf kommt und versichert werden, dass alle anderen auch schlafen. Und wenn dann das Kind immer noch weint, kommt mir eine Erzieherin zur Hilfe, die  haben irgendwie magische Kräfte und kriegen jedes Kind zum einschlafen. Wenn dann gegen 13 Uhralles schläft, gehe ich zurück in die Küche und räume diese ein zweites Mal auf, was wesentlich länger dauert als am Vormittag, weil jetzt die großen Essensplatten vom Lieferanten gesäubert werden müssen (ist bei Auflauf und Püree eine ganz doofe Angelegenheit!) und die ganzen Essensreste in Dosen und Tüten verpackt werden müssen. Wenn all das fertig ist, die Geschirrspülmaschine läuft und das Wasser für den Tee aufgesetzt ist, kehrt wieder Ruhe ein. 
Pause, endlich! 
Im Winter haben wir die immer oben in einem kleinen Zimmer mit Bett verbracht, jetzt, wo es draußen wärmer wird, setzten wir uns mit einem Tee und Schokolade nach draußen auf die Terrasse und genießen die Sonnenstrahlen. Gerade wenn ich denke, wie schön die Welt doch ist, kommt eine Erzieherin mit einem aufgewachten - und im besten Fall weinendem – Kind und fragt, wessen Pause schon vorbei ist. Mist, am Montag habe ich nur eine Stunde, also Schluss mit Entspannung. Die aufgewachten Kinder müssen erstmal gewickelt bzw. zur Toilette begleitet werden, und der Schlafanzug wird natürlich ausgezogen. Danach werden die Kinder ruhig gehalten, weil sie sonst die anderen aufwecken. Meistens malen wir oder kneten, seit es so schön warm ist gehen wir auch manchmal in den Garten und spielen. Nachmittags sind meine Kleinen mit der mittleren Gruppe (den Elfes) zusammen gelegt, so sind es oft 9 Kinder die im Garten spielen. Ab 15 Uhr muss ich dann allerdings wieder rein, um das zweite goûter, also den Nachmittagssnack, vorzubereiten. Das bekommen wir auch geliefert, meistens ist es Kuchen, Pudding oder Obst, an guten Tagen Crème brûlée oder Mousse au chocolat. Gerade habe ich unbemerkt ein wenig genascht, als schon die ersten Kinder wieder reinkommen, die die Hände gewaschen haben wollen und das Lätzchen umhaben wollen. Das goûter ist meistens ebenfalls sehr ruhig, weil die meisten Kinder gerade erst aufgewacht und somit noch ein wenig müde sind. Wenn alle fertig gegessen haben, gehen sie mit der Erzieherin wieder nach draußen um zu spielen, während ich drinnen alles auf Vordermann bringe. Zum Aufräumen gehört abends auch die Wäsche, die ich überall zusammensammel und dann in der Waschmaschine bei der hoffentlich richtigen Gradanzahl wasche. Alle Mülleimer müssen geleert werden und neu „besackt“ werden, die Betten müssen aufgeräumt werden, die Kuscheltiere in die Richtigen Rücksäcke zurückgetan werden und dann muss der ganze große Saal und alle Spielzeuge aufgeräumt werden. Der Geschirrspüler ist meistens auch ausräum-bereit, die Essensreste vom goûter können auch nicht so liegen bleiben. Während ich also durch das Haus flitze, kommen immer mal wieder Eltern rein, die ihre Kinder abholen und wissen wollen wo sich denn die Hose/der Pulli/der Hausschuh/das Kuscheltier befindet, wie lange das jeweilige Kinde geschlafen hat und wie der Tag so war. Schnell werden noch die Gläser gespült, die Stühle auf den Tisch gestellt und einmal mit dem Besen durchgefegt – FERTIG! Es ist 18 Uhr, Feierabend für heute. 

Jedenfalls für die kurze Autofahrt nach Hause, meistens werde ich von irgendwelchen Eltern mitgenommen, wenn Jeanne früher abgeholt wird. Kaum betrete ich das Grundstück, erwartet mich unser großer Hund Klint, der mich freundlich begrüßt und gerne was zu futtern hätte, genau wie die Katze Toupi. Sobald ich dann zwei Schritte ins Haus gemacht habe, höre ich von irgendwo kreischen „Carolin, endlich ist meine Carolin zu Hause!“ und die kleine Jeanne kommt auf mich zu gerast und umarmt mich stürmisch. Mit Paul und Laure unterhalte ich mich dann kurz über den Tag, bis Jeanne keine Ruhe mehr gibt und ich mit ihr spielen soll. Danach ist es Zeit fürs Bad, was immer so eine Angelegenheit ist. Jeanne will selten freiwillig baden, da muss man immer irgendeinen Trick finden. In letzter Zeit klappte das mit dem Angelwettbewerb ganz gut: „Jeanne, ich geh schonmal vor und fange schon an zu angeln, dann gewinne ich dieses Mal!“ Darauf folgt immer ein energisches „NEIN, ich gewinne!“ und schwuppst rennt sie an mir vorbei. Nach dem Bad, wird dann der Schlafanzug angezogen und weiter gespielt, jede falls spielt Jeanne. Ich decke während dessen den Tisch, bereite das Essen vor (meistens gibt es die Reste vom Mittag, die nochmal warm gemacht werden müssen oder ich koche eine Kleinigekeit) und schneide das Baguette. Dann wird gegessen, wir unterhalten uns über dies und das, danach mache ich den Abwasch (meine Gastfamilie hat keinen Geschirrspüler) und räume alles auf. Jeanne möchte meistens von mir noch eine Geschichte vorgelesen haben, dann falle ich aufs Sofa und gucke ein wenig mit Paul und Laure (Jeanne ist inzwischen im Bett) Nachrichten, und gegen 21 Uhr bin ich dann meistens in meinem Zimmer. Tür zu – wirklicher Feierabend! Abends bin ich meistens zu müde, um irgendwas Großartiges zu machen, selbst zum Lesen bin ich oft zu müde, sodass ich lieber um 22 Uhr schon das Licht ausmache und schlafe.   

So in etwa verläuft jeder Tag der Woche, bis auf den Dienstag  wo ich schon mittags nach Hause komme (den Nachmittag allerdings im Haushalt arbeite) und der Mittwoch, wo der Kindergarten geschlossen ist. Da kümmere ich mich vormittags um Jeanne (wir gehen spazieren, spielen im Garten, malen, basteln etc.) und nachmittags helfe ich meistens Paul draußen, wir sammeln Holz, beladen den Anhänger oder den Lastwagen.
Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich so viel von den Wochenenden erzähle: die Wochen sind Alltag, es passiert nicht viel spannendes, jeder Tag ähnelt dem anderen. Dazu sind die Wochenenden ziemlich wichtig für uns, es ist der einzige Moment der Woche, der kinder- und vor allem arbeitsfrei ist. Die Wochenenden sind schon fast überlebenswichtig für uns, ich glaube wir wären sonst schon total durchgedreht. Wir brauchen einfach diese Zeit für uns, in der es sich nicht um dreckige Windeln, Läuse, Streitereien über Sandschaufeln oder Abwasch dreht und man kein Kindergeschrei zu Ohren bekommt. 

So zog es uns auch dieses Wochenende in die Ferne. Am Samstagmorgen brachen Lea und ich mit Hilde auf(Jana befand sich derzeit in Aix-en-Provence), um das schnuckelige Dorf St. Remy de Provence zu erkunden – angeblich eines der schönsten Dörfer der Region. Wir fuhren etwa 1 ½ Stunden (davon sind mindestens 45min wegen Verfahrerreien draufgegangen. Avignon ist einfach schlecht ausgeschildert, da gibt es Kreiselausfahrten mit „Alle Richtungen“, die nächste heißt dann „Andere Richtungen“, was denn sowas?!) durch die provenzalische Landschaft und parkten dann auf einem kleinen Parkplatz. 
St. Remy de Provence - eine Seitengasse
Kaum zwei Schritte Richtung Dorfmitte gemacht, fühlten wir uns wie in einem Film. Stellt euch den kitschigsten französischen Film vor, den ihr kennt. Genau, mit uralten Autos, kleinen Gassen, bunten Fensterläden, der kleinen Bäckerei, die „Papas Bäckerei“ heißt, an der Ecke, daneben „Tante Célines Boutique“ und „Francois Chocolaterie“. Die Straße gesäumt von den hohen Platanen, auf der Bank in der Sonne sitz ein alter Mann mit Baskenmütze auf dem Kopf und einem frischen Baguette unterm Arm, ein kleines Schild wirbt für die beste Crêperie des Dorfes. 
Leckere Schokolollis aus dem Chocolatier!
Die Sonne scheint, es weht ein kühler Wind die Blätter durch die Gegend. Ja, genauso war es in St. Remy – total kitschig, aber wunderschön. Unser zweites Ziel des Tages war dann Les Baux, was uns von Leas Gastmutter empfohlen worden war. Wir fanden ein kleines Dorf in den Bergen, was sehr mittelalterlich wirkte. Uns gefiel es nicht so, es war sehr touristisch, an allen Ecken konnte man die typische Seife, Postkarten, „Ich liebe die Provence“-T-Shirts oder Lavendelsträuße kaufen. Dazu wehte der Mistral ziemlich stark, sodass wir schnell mit Hilde zurück nach Avignon fuhren, wo wir noch ein wenig shoppen gingen. 

Links? Rechts? Wo sind wir eigentlich?!
Am Sonntag war unser Ausflugsziel schon etwas weiter entfernt: das Mittelmeer, da zieht es uns irgendwie immer mindestens einmal im Monat hin. Mein Gastvater lieh mir seinen großen Frankreichatlas und zeigte mir den besten Weg gen Süden, einmal volltanken – und ab los ging unser Trip. Mit lauter Musik, offenem Fenster und jede Menger guter Laune düsten wir vorbei an Olivenbäumen, Weinfeldern und kleinen Dörfern; wegen der Mautkosten sind wir uns über die Landstraßen Südfrankreichs gesaust. Wir machten ein kleines Picknick auf einem Kreisel im Schatten der Pinien, in einem anderen Dorf hielten wir kurz vor einer Bäckerei und kauften frisches Baguette. Hinter der nächsten Kurve war es dann: das Mittelmeer!
 
Ein Ort der fast so heißt wie ich? Da muss es schön sein!
Wir folgten den Schildern die nach „Carro Strand“ und landeten in einem verträumten Fischerdorf, mit einer wunderschönen kleinen Bucht und einem kleinen Sandstrand. 
Auf den Felsen machten wir es und gemütlich und picknickten – Baguette mit Oliventapenade die wir auf einem Markt gekauft hatten.
 















Wir genossen die Sonne, den Blick auf das türkisblaue Meer und das Gefühl von Freiheit. Zum Glück war das Wasser beim Eintauchen des großen Zehs dann doch ziemlich kalt, so mussten wir uns nicht ärgern, dass wir kein Badezeug mitgenommen hatten. Wir fuhren ein wenig weiter an der Küste entlang und hielten an einem kleinen Hafen, wo wir mit Jana und zwei weiteren deutschen Mädchen verabredet waren. Zusammen spazierten wir durch den Pinienwald am Rande der Küste und ruhten uns in einer weiteren kleinen Bucht kurz aus. Doch dann war es 17 Uhr, Zeit um aufzubrechen um rechtzeitig zum Abendessen zu Hause zu sein. 





Die Straße die wir nahmen hatte für mich als Norddeutsche gefühlte 90°C Steigung und war etwa 3m breit, die Kurven waren so eng dass man fast rangieren musste. Und wer saß am Steuer? Natürlich die Norddeutsche, für die der Deich schon fast ein Gebirge ist. Herrlich! So lernte ich auch mal das Anfahren mit Handbremse, als mir jemand entgegenkam. Der Heimweg war dann eher ruhig, weil wir Mädchen alle ziemlich fertig und erschöpft waren.

An diesem Wochenende hat Hilde gute 500km hinter sich gebracht, der Tank ist auch schon wieder ziemlich leer, was angesichts der Benzinpreise gar nicht so toll ist. Aber egal, wir haben uns gesagt, dass wir uns darum keine Gedanken machen, sonst verlassen wir nie mehr das Haus! Wir hätten all das zwar auch per Bahn und/oder Bus erreichen können, aber so ein kleiner Roadtrip durch die Provence hat doch viel mehr Charme, vor allem mit unserer lieben Hilde, die an allen Ecken klappert, quietscht und vor allem stinkt. Was würden wir ohne unsere alte Dame nur machen…

So, das war‘s auch schonwieder.
Bei meiner alten neuen Gastfamilie bei der ich ja jetzt übergangsweise eingezogen bin läuft alles soweit ganz gut, es tut gut mal zur Abwechslung mit etwas älteren Kindern was zu machen, mit den beiden großen Jungs spiele ich viele Spiele oder klettere draußen im Baum, unterhalte mich mit ihnen über Harry Potter und backe Kuchen. Ich glaube auch, dass die kurze Auszeit auch für meine richtige Gastfamilie wohltuend ist, immer ein blondes, deutsches Mädchen um sich zu haben muss auf die Dauer auch anstrengend sein! Paul hat mir jedenfalls erzählt, dass Jeanne jeden Morgen fragt wo ich bin, wann wir uns endlich wieder sehen  und wo ich schlafe, sie ist ganz besorgt, dass ich draußen schlafen muss. Die kleine Maus ist wirklich zu süß!
 
Also ihr Lieben, ich schicke euch ganz viel Sonne und Wärme aus dem Süden! Meine Sommersprossen spriessen ohne Ende (letztens hat mich ein Kind gefragt, was das für komsiche Punkte auf meiner Nase sind und ob ich krank sei! Die Kinder heutzutage...) und meine Haare werden immer blonder. Ich habe ein wenig Angst vor dem Sommer, da sind meine Haare dann bestimmt weiß und mein Gesicht total braun, weil man nurnoch Sommersprossen sieht!

Kuss und Schluss,

Carolin


P.S: Schaut mal, was ich in Avignon entdeckt habe! :-)

Sonntag, 4. März 2012

Le printemps est arrivé!


Sonne, Strand, Palmen, Mittelmeer, Pain au chocolat und 15°C – so könnte man kurz unser tolles letztes Wochenende im Februar zusammenfassen. Wie ich bereits angekündigt hatte, war das Ziel unseres Wochenendtrips das wunderschöne Nizza an der Côte d’Azur. Um 4:25 klingelte bereits der Wecker und um 5:45 Uhr saßen wir bereits im Zug. Iin Marseille mussten wir einmal umsteigen und dann ging es 3 Stunden an der Küste entlang, so lässt sich zugfahren wirklich aushalten! In Nizza angekommen fühlten wir uns wie im Paradies! Unser erstes Ziel war natürlich gleich der Strand, wo wir uns kurz hinsetzten und den Ausblick genießen mussten. Unglaublich, dass wir sowas keine 4 Stunden von uns entfernt haben! Die Côte d’Azur ist nochmal was ganz anderes als die Provence: statt Weinfelder gibt es hier Palmen, statt Bergen das Mittelmeer und statt den kleinen südländischen Häusern fanden wir riesen Villen und Hotels ohne Ende.

Doch wir hatten eine Verabredung, weswegen wir nicht lange am Strand blieben: Baris, bei dem wir die Nacht verbringen würden, wartete schon auf uns. Baris, 28 Jahre alt wohnt in einer Einzimmerwohnung mit Meerblick in der „Rue de Californie“. Wie wir ihn kennengelernt haben? Per Internet! Bei Couchsurfing, einer Internetseite, melden sich Leute aus aller Welt an, um jemanden für ein paar Tage als Gast aufzunehmen, oder – wie wir es gemacht haben – um bei jemandem zu übernachten. Ich habe mich da also auch angemeldet und für unser Nizza Wochenende nach einer Unterkunft gesucht. Und siehe da – Baris war einverstanden 3 junge Mädchen für eine Nacht zu beherbergen. Er schickte mir seine Adresse und eine Wegbeschreibung - und das Abenteuer begann. Als wir dann vor der Wohnung standen und klingelten, waren wir drei doch ziemlich aufgeregt! Schließlich würden wir das Wochenende mit jemandem verbringen, den wir noch nie gesehen haben und nur aus dem Internet kennen, dazu würden wir bei ihm schlafen! Dann öffnete sich die Tür und uns lächelte ein netter Mann entgegen und hieß uns herzlich willkommen. Wir kauften zusammen Croissants und Pain au chocolat in der Bäckerei nebenan und es gab ein zweites Frühstück auf dem Balkon in der Sonne, mit Ausblick auf das Meer - und alle Sorgen und Ängste die wir vorher hatten verflogen im Nu.
Wir unterhielten uns über alles Mögliche, lachten und hatten Spaß, trotz des großen Altersunterschiedes verstanden wir uns prima. Uns drei zog es dann aber doch irgendwann nach draußen, wir wollten ja schließlich was von Nizza sehen! Zu viert zwängten wir uns in den überfüllten Bus und fuhren Richtung Altstadt, wo die Hölle los war. Es war nämlich Karneval, und alle Welt schien angereist zu sein. Auch wir kämpften uns zu der Straße wo die große Parade stattfinden sollte, und wurden geschockt. Geschockt von den unverschämten Preisen: 35€ Eintritt, 10€ wenn du in letzer Reihe stehen willst und nichts siehst.

 
Dazu wurde rundherum alles mit schwarzen Stellwänden abgedeckt, sodass man von außen wirklich nichts sehen konnte. Das war uns dann doch etwas zu viel des Guten, stattdessen setzten wir uns an den Strand, schauten den Wellen zu und genossen das Leben. Zurück in der Altstadt führte Baris uns ein wenig durch die kleinen Gassen und Straßen, und wir fuhren mit dem Riesenrad. Das war super, ein toller Ausblick über ganz Nizza – so bekamen wir auch ein wenig den Karneval zu sehen. In einer kleinen Bar tranken wir ein paar Gläser Rotwein und abends kochten wir zusammen Türkisches Essen in seiner kleinen Küche. 
Nach unser ersten Couchsurfing Nacht hatten wir Hunger - und wie frühstückt man an einem Sonntagmorgen in Nizza? Natürlich mit Croissants, Orangen und Roséwein am Strand! 



Baden im Mitelmeer im Februar - wir haben es uns nicht getraut...

Etwas später liehen wir uns für wenig Geld Fahrräder aus und erkundeten Nizza auf zwei Rädern, das Mittelmeer immer rechts neben uns, bis wir im Villenviertel landeten. Bei einer kleinen Pizzeria holten wir uns was zu Essen, was wieder am Strand vertilgt wurde. Und dann war unser Wochenende auch schon wieder vorbei, der Zug brachte uns zurück nach Avignon wo unsere Hilde brav auf uns wartete – der Alltag fing uns wieder ein. 
Schaf-Jeanne und Esel-Carolin

Hier ist inzwischen wirklich der Frühling eingekehrt: die dicken Mäntel der Kinder werden durch leichte Jacken ersetzt, Mütze und Schal bleiben zu Hause und nachmittags essen wir mit den Kindern draußen im Garten in der Sonne. 



Letzten Dienstag war Karneval bei uns im Kindergarten, mit dem Motto „Tiere auf dem Bauernhof“. Am Montagabend war bei uns zu Hause dann große Kostümbastelei: Ich ging als Esel und Jeanne als Schaf. Der Tag war ganz lustig, all die Hasen, Katzen, Pferde, Hühner, Schafe und Hunde haben viel gesungen und getanzt. Allerdings mussten wir später natürlich alles wieder aufräumen – Konfetti, Kuchenkrümel und Girlanden überall. 

Und bei mir steht ein Umzug an: meine Gastfamilie ist den ganzen März über nicht zu Hause (2 Wochen in den Bergen zum Skifahren, danach 2 Wochen in der Karibik – Theateraufführungen), und jetzt werde ich Montagabend zu meiner ersten Gastfamilie ziehen und da einen Monat lang bleiben. So wirklich viel Lust darauf habe ich nicht, bei meiner richtigen Gastfamilie habe ich mich so schön eingelebt und fühle mich irgendwie „zu Hause“, und jetzt geht es wieder in eine andere Familie, mit einer anderen Struktur, mit einem anderen Lebensrhythmus – und vor allem: Mit 3 kleinen Jungs! Urlaub wird das ganz bestimmt nicht! Aber nun gut, die Alternative wäre gewesen alleine in dem großen Haus zu bleiben, und das wollte ich auch nicht. (Insgeheim habe ich ja darauf gehofft mit in die Karibik kommen zu können. Aber 2 Wochen Extraurlaub war mir nicht gegönnt…). 
Fürhlingsgefühle mit Hilde

Und gerade sind wir drei bei Lea, deren Gastfamilie auch im Urlaub ist. Wir nutzen dieses Wochenende mal um uns um unser Studium zu kümmern, heißt: Recherchieren, lesen, Notizen machen. Das bei einer Tasse heißem Tee, offenem Fenster und Sonnenschein. So macht das sogar ein wenig Spaß, unter der Woche spät abends hatte ich nie Motivation um mich durch das Chaos der Studienangelegenheiten zu quälen. Gestern haben wir schön Raclette gegessen und waren ein wenig an der frischen Luft spazieren – ein ganz entspanntes Wochenende also, tut auch mal ganz gut. 
Mittagspause in der Sonne

Wir haben übrigens letzten Donnerstag Jubiläum gefeiert: genau 6 Monate sind wir schon in der schönen Provence zu Gast, und es folgen noch 5, dann geht es zurück nach Deutschland. Darauf freue ich mich auch schon ein bisschen, ein Jahr ist doch eine ziemlich lange Zeit ohne Familie und Freunde! Aber wir machen es uns hier noch ganz schön, die nächsten Projekte sind Montpellier, Lyon und in den Osterferien geht es vielleicht an die Atlantikküste! Ich glaube nächstes Mal berichte ich mal mehr von meiner Arbeit im Kindergarten, so klingt das immer als würden wir nur reisen und Freizeit haben – dabei ist eher das Gegenteil der Fall. Aber gut, dazu dann beim nächsten Mal!

Küsse aus der Sonne,

Carolin