Huch, schon wieder ist ein Monat vergangen! Je näher es dem
Ende zugeht, desto schneller rennt die Zeit! Nur noch knappe 3 Monate und ich
kehre zurück in die Heimat, Wahnsinn!
So, nun will ich euch aber mal schnell erzählen, was in der
letzten Zeit so passiert ist.
Am letzten Wochenende im März machten Lea und ich zu zweit
wieder einen kleinen Ausflug in der Region, ohne Jana. Die ist nämlich zurzeit ganz fleißig und
kümmert sich um ihr Studium, sollte ich vielleicht auch mal machen…
Unser Ausflugsziel war das etwa 60min entfernte Nyons, was
sich nördlich von uns befindet. Es ging durch die Berglandschaft durch viele
kleine Dörfchen, vorbei an den weiten Wein- und Olivenbaumfeldern. Nyons ist
eine kleine Stadt, und nach ein paar Runden durch die Gassen hatten wir das
meiste schon erkundet.
Wir setzten uns in ein kleines Café und aßen Pizza,
genossen die Sonne und die Ruhe. Wir bummelten durch ein, zwei kleine Boutiquen
und schlenderten dann zurück zu Hilde, mit der wir wieder Richtung Süden
fuhren. Wir hielten in dem Dorf
Vaison-La-Romaine an, welches wir schon zweimal aufgesucht hatten. Es war ein
schöner Nachmittag, wir kauften uns Schuhe, aßen in einem Café einen riesen
Eisbecher und ließen die Seele baumeln. Später fuhren wir zu mir nach Hause,
meine Gastfamilie war Skifahren in den Bergen und so hatten wir das Haus für
uns alleine. Wir aßen nett zu Abend und dann fuhr Lea auch schon wieder. Am
Sonntag morgen gingen wir mit ihren Gastschwestern (8 und 4 Jahre alt) auf den
Flohmarkt in Carpentras, wo ich mir für 2€ den Film „Die fabelhafte Welt der
Amélie“ kaufte, natürlich original französisch! Zusammen mit ihrer Gastfamilie
aßen
wir draußen auf der Terrasse zu Mittag, es gab Bratwürstchen und
Kartoffelpürree, zum Nachtisch Apfelkuchen. (Es hat nur der Spinat gefehlt und
ich wäre überglücklich gewesen!) Dann fuhr ich wieder nach Hause, ich wollte
die freie Zeit ebenfalls nutzen, um in Sachen Studium mal voran zu kommen. Meine
Gastfamilie kam dann allerdings früher als geplant zurück und die Ruhe war im
Nuh vorbei. Mein einer Gastbruder war dann auch noch krank, ein perfekter
Sonntagabend.
Irgendwie muss ich mich bei ihm angesteckt haben, denn am
Dienstag darauf hatte ich genau das selbe wie er: ziemlich starke Magenkrämpfe
und Übelkeit. Zu allem Unglück war an diesem Dienstag die fête de primtemps,
also das Frühlingsfest. Im Garten tanzten wir im Kreis und begrüßten den
Frühling, sangen, bastelten Blumenkränze und pflanzten Blumen. Dabei wollte ich
doch nichts lieber als mich ins Bett legen, schön warm und ruhig vor mich
hinleiden! Aber schön war das Fest trotzdem! Die ganze Woche über wurde es
immer wärmer und wärmer, draußen auf der Terrasse in der Mittagspause war es
kaum auszuhalten, am Freitag Nachmittag zeigte das Thermometer dann tatsächlich
unglaubliche 30°C an!
Tja, und einen Tag später befand ich mich im tiefsten
Winter: 2°C und Schneeregen! Unfassbar! Ich war zur Konfirmation meiner kleinen
Schwester nach Deutschland gefahren, als Überraschungsgast so zu sagen. Es tat
wirklich unglaublich gut, meine liebe Familie, meine zwei doofen Katzen, den
Deich, die Elbe und mein Bett zu sehen. Und gleichzeitig tat es überhaupt nicht
gut, weil ich 2 Tage später wieder in der Provence saß, und mir all das
sehnlichst her wünschte. Was bringen einem schon Olivenbäume, Sonnenschein und
25°C, wenn dein Zuhause weit weg ist, wenn du deine richtige Familie in den Arm
nehmen willst, dich aber in deiner Gastfamilie ein Zettel erwartet auf dem
steht „Bitte sauge das ganze Haus durch und koche etwas für heute Abend“. Was
will ich mit der wunderschönen Berglandschaft, wenn ich doch ins platte
Norddeutschland an die Elbe gehöre und der einzige „Berg“ der Deich bei meinen
Großeltern gegenüber ist?
Eins habe ich an diesem Wochenende jedenfalls gelernt: Ein
Job bei dem man pausenlos herumreist ist überhaupt nichts für mich! Und jetzt
freue ich mich noch ein keines Stückchen mehr, wenn ich im August endgültig
zurück nach Hause komme.
Aber lange hielt dieses kleine Heimwechen nicht an, denn es
stand die nächste große Reise vor der Tür! Über die Osterfeiertage waren wir
nämlich im wunderschönen Montpellier!
Die Reise begann Samstagmorgen um 8Uhr, am Bahnhof in
Avignon trafen wir auf unsere Mitfahrgelegenheit nach Montpellier. Eine Stunde
Autobahnfahrt und 7€ später waren wir auch schon da! Wir wurden in einem großen
Einkaufszentrum abgesetzt, wo wir leider erstmal shoppen mussten.
In einem Café ruhten wir uns dann kurz aus,
und kurze Zeit später trafen wir dann auf den Jungen, bei dem wir zwei Nächte
übernachten würden. Da es das letzte Mal so toll geklappt hatte, hatten wir
beschlossen auch in Montpellier eine Couch zu surfen. Wir hatten uns dann für
Maxime und seine 4 Mitbewohner entschieden, die in einem großen Haus ziemlich
zentral zu wohnen. Alle 4 sind Studenten an der Universität und studieren Kunst
und sind genau in unserem Alter. Wir wurden in dem wunderschönen Haus herzlich
empfangen, doch lange Zeit um uns kurz auszuruhen blieb nicht, es war eine
Feier bei Freunden geplant, zu der wir auch eingeladen waren. Und jetzt beginnt
das richtige Abenteuer… (Mama, ließ ab
hier am besten gar nicht weiter!!)
Da es zu wenige Plätze in den Autos gab, fuhren Soan und
Julia (2 der Mitbewohner) mit uns mit der Straßenbahn. Geplant war es, an der
Endstation den Bus zu nehmen, denn anscheinend wohnte der Freund ziemlich weit
außerhalb. An der Bushaltestelle angekommen, hatten wir den Bus knapp verpasst,
und es fuhr kein nächster. Es wurde viel herum telefoniert, dann irgendwann
kamen zwei Autos, uns wurde gesagt wir sollen in das vordere einsteigen und ab
ging die Fahrt. Wir fuhren also mit zwei unbekannten Männern (immerhin wussten
wir die Namen: Theo und Hugo!) zu einer Party in einem uns unbekannten Ort, bei
unbekannten Leuten. Da wurde es uns dann doch etwas mulmig, ich Notfall hätten
wir ja nicht einmal ein Taxi rufen können, da wir weder wussten wo wir waren noch
wo das Haus unserer Couchsurfer ist. Wir waren unseren Couchsurfern also
ausgeliefert und konnten nur hoffen, dass nichts Schlimmes passiert, dass sie
an uns denken und nicht einfach ohne uns nach Hause fahren. Die Feier war dann
eigentlich ganz lustig, wir befanden uns in dem Elternhaus von Nicolas, der
ebenfalls Kunst studiert. Es gab Musik, was zu trinken und zu knabbern, und so
ließ es sich recht gut ergehen. Ich unterhielt mich sehr gut mit einigen
Leuten, ich musste mir natürlich die üblichen Deutschland Klischees von wegen
Dirndl und Brezel anhören, aber alles in allem war es total angenehm, sich mal
mit gleichaltrigen zu unterhalten. Ich habe gemerkt, dass ich inzwischen schon
gut französisch kann und ich zurechtkomme, aber irgendwie ist unser Vokabular
dann doch etwas, sagen wir mal, vom Kindergarten geprägt. Wörter wie Windel,
Kinderwage, Fläschchen oder Lätzchen bringen dich in einem Gespräch mit
Studenten nicht wirklich weiter, so musste ich sehr oft nachfragen, wenn
schnell und vor allem in Jugendsprache gesprochen wurde. Denn
wie im Deutschen haben auch die Franzosen besondere Wörter, zum Beispiel Kumpel
(le pote) statt Freund (le copain).
Wir hatten irgendwie nicht so viel Platz. |
Irgendwann wurden wir dann aber dann doch
müde, schließlich waren wir seit 7 Uhr auf den Beinen. Wir fragten unsere
Couchsurfer wann wir denn nach Hause führen, zurück kam nur die Auskunft, dass
wir wohl hier schlafen würden. Aha, okay. So hatten wir uns das nicht
vorgestellt. Hätten wir das geahnt, hätte man ja wenigsten Zahnbürste und
Schlafanzug mitnehmen können! Also blieb uns nichts anderes übrig, als Nicolas
nach Matratzen und einem Zimmer zum schlafen zu fragen. Er holte uns dann auch gleich welche, wir
klauten uns Decken und gingen dann ins Bett, es war auch bereits 4:30Uhr
morgens. Immer wieder steckte jemand den Kopf rein und fragte wo Theo, Simon
oder Elias sei, wünschte uns eine gute Nacht und verschwand wieder. Auch die
laute Musik von DJ im Wohnzimmer trug nicht gerade dazu bei, dass es eine
angenehme Nacht war. Am nächsten Morgen wachten alle nach und nach auf, als ich
aus dem Zimmer kam, sah ich Schlaflager in
Unsere Couchsurfer (v.r.) : Julia, Soan, Capucine, Simon (Maxime hat gefehlt) |
der Küche, im
Badezimmer und im Flur, anscheinend waren wir nicht die einzigen, die hier
übernachtet hatten. Unsere Couchsurfer warteten schon auf uns, zusammen
verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg zur Bushaltestelle, wo
diesmal wirklich ein Bus kam. Was unsere lieben Studenten allerdings nicht
bedacht hatten war, dass es ja Sonntag und dazu noch Feiertag war! So saßen wir
an der Straßenbahnstelle bestimmt 45min und warteten, bevor wir endlich in der
WG ankamen. Inzwischen war es auch schonwieder Mittag, und Simon und Julia
kochten, während wir draußen im Garten den Tisch deckten. Es gab Bohnen,
Pommes, Ravioli und Couscous – typisches Studentenessen wurde uns erklärt.
Die
5 WG-Menschen wollten alle Mittagsschlaf halten, doch wir wollten schließlich
was von Montpellier sehen! Also wurde uns kurz der Weg zur nächsten Straßenbahn
erklärt und schon waren wir wieder verschwunden. In der Innenstadt konnten wir
es nicht lassen und fuhren mit der Touri-Dingelbahn durch die Straßen und
hörten über Kopfhörer Hintergrundwissen über die Stadt. Danach gönnten wir uns
einen Crêpes, wir schlenderten weiter und fanden den wunderschönen botanischen
Garten, der aber leider schon zu war. Im Park von Ludwig XIV. (was der genau in
Montpellier gemacht hat blieb ungeklärt) legten wir uns ins Gras, beobachteten
die schönen männlichen Studenten die Boule spielten und genossen das Leben.
Und so sah die zweite Couchsurfing-Nacht aus! |
Als der Abend
dämmerte machten wir uns wieder auf den Weg zur WG, wir kochten Nudeln und
kuschelten uns aufs riesen Sofa. Julia zeigte uns dann in welchem der 300
Zimmer wir schlafen würden, legte neben das riesige Bett eine Matratze und
wünschte eine gute Nacht. So ließen wir den Sonntagabend ruhig ausklingen, wir
quatschten ein wenig im Bett, doch irgendwie waren wir noch ziemlich erledigt
von der letzten Nacht.
Der Ostermontag begann für uns dementsprechend auch viel zu
früh, um 9 waren wir schon wieder in der Stadt, wir wollten schließlich noch
was sehen! Da Lea noch ein wenig angeschlagen war von einer Grippe, fuhr sie
schon am Mittag mit dem Zug heim, vorher frühstückten wir in einem Café am
Place de Comédie. Wir brachten Lea also zum Bahnhof, danach legten Jana und ich
uns in den Park gleich um die Ecke, wir aßen Pain au Chocolat, lasen und
schrieben Postkarten. Witziger Weise hatten sogar einige Geschäfte auf, sodass
wir noch schnell was einkaufen konnten.
Für den Nachmittag war nämlich ein
Ausflug ans Meer geplant, dafür nahmen wir Käse, Baguette, Ananas und Wasser
mit. Unseren Couchsurfern brachten wir ebenfalls eine Ananas mit, dazu noch
Kekse, als Abschiedsgeschenk so zu sagen. Wir fuhren also zurück zur WG,
überreichten die Sachen und setzten uns noch kurz mit ihnen in den Garten, wo
wir über Studium, die anstehenden Präsidentschaftswahlen und Zukunftspläne
sprachen. In Frankreich ist das mit dem Studium nämlich irgendwie viel
einfacher als in Deutschland, jeder der studieren will (und das Abitur hat)
bekommt auch einen Platz. NC Werte oder Motivationsschreiben oder gar eine
ganze Bewerbungsmappe – sowas kennen die da nicht! Die Qualität des Studiums
ist deren Meinung aber auch wieder eine andere Sache, 3 der WG-Leute wollen ihr
Studium abbrechen und lieber auswandern. War wirklich sehr interessant mal mit französischen
Leuten in unserem Alter über sowas zu sprechen, denn irgendwie sind die
Probleme, Sorgen und Wünsche doch überall gleich!
Am frühen Nachmittag machten Jana und ich uns dann doch auf,
wir sagten allen Au- revoir und ab gings Richtung Mittelmeer. Da fuhr ebenfalls
die Straßenbahn hin, nur ganz zum Schluss mussten wir einen Bus nehmen. Am
Strand war es ziemlich windig und frisch, dennoch sahen wir einige Mutige die sich
in die Wellen trauten. Wir beließen es dabei, uns das Baguette, den Käse und die
Nanas schmecken zu lassen. Bald ging es auch wieder zurück in die Innenstadt,
um halb 8 fuhr unsere Mitfahrgelegenheit. Loic nahm uns beide und noch zwei
weitere Leute mit, es war eine lustige Fahrt mit netter Unterhaltung, vor allem
war sie mit 5€ sehr kostengünstig! In Avignon wartete unsere liebe Hilde auf
uns (nach so einem langen Wochenende rechnen wir ja immer damit, dass sie
entweder angezündet, ausgeraubt oder einfach gar nicht mehr da steht) und
schnell ging es ab nach Hause. Und dann war das lange Wochenende wieder vorbei,
ich war um 11 Uhr abends zu Hause, keine 12 Stunden später stand ich mit einer
Horde Kindern im Kindergarten und suchte Eier draußen. Mit den Kindern backten
wir Brioches und sangen Osterlieder.
Und dann gab es bei meiner Gastfamilie noch eine kleine
Osterüberraschung: die Katze hatte über Nacht 5 kleine Babys zur Welt gebracht!
5 kleine süße Kätzchen, die ich alle am liebsten mit nach Hause nehmen würde!
(Angeboten wurde es mir!)
So, und nun bin ich seit Freitagabend wieder in meiner
richtigen Gastfamilie eingezogen, Jeanne ist total glücklich dass „ihre“
Carolin wieder da ist, wie sie sagt. Ich muss sagen, ich bin doch ziemlich froh
wieder hier zu sein. Die zeit mit den drei Jungs war zwar auch schön, aber bei
Jeanne fühle ich mich einfach wohler, und irgendwie gehöre ich hier inzwischen
auch richtig zur Familie. Sie haben mir gleich am Abend die Fotos aus der
Martinique und von Skifahren gezeigt – echt Wahnsinn! Eine Woche Minusgrade und
Schnee, eine Woche später lagen sie bei 30°C am Strand! Verrückt! Aber auch ich
habe von meinen Reisen erzählt, wie man in Deutschland so ein großes Fest feiert
(Paul hat gefragt: „Na, und in Deutschland hast du ordentlich Wurst, Kartoffeln
und Schwarzwälderkirschtorte gegessen und Bier getrunken?“ ) und was ich mit
Jana und Lea so unternommen habe.
Und jetzt geht die Reisezeit erst richtig los! Ab nächstem
Wochenende haben wir zwei Wochen Ferien, endlich! Jana und ich werden mit
Interrail ein wenig durch Frankreich touren, wir beginnen in der Bretagne und
fahren dann die Küste runter bis nach Spanien. Lea kann leider nicht mitkommen,
weil ihre Mutter sie besucht. Irgendwie ist das schon nächstes Wochenende, und
so wie wir nun mal sind haben wir bisher noch nicht wirklich viel geplant.
Herrje, das wird ein Abenteuer! Aber Paul hat mir gleich sein Zelt raus gekramt,
er meinte im Notfall sollen wir wenigstens ein Dach über dem Kopf haben. Also
falls ich bis nächsten Samstag keinen Laut von mir gebe, wundert euch nicht
wenn es danach wieder etwas stiller wird, ich verbringe dann wahrscheinlich
meine Nächte am Strand, zwischen irgendwelchen Felsen oder per Couchsurfing bei
fremden Leuten. (Klingt beruhigend, oder Mama? Aber immerhin fahren wir mit dem
Zug, und nicht mit Mitfahrgelegenheiten!)
Ein bisschen Heimat entdeckt! |
Seid gegrüßt ihr Lieben, ich kann euch diesmal leider keine
Sonne schicken, die versteckt sich zurzeit nämlich gerne mal! Jede Nacht regnet
es, es sind um die 15°C und sonst ist es ziemlich bewölkt. (Sprich es sind
weiße Wölkchen am Himmel die ab und zu die Sonne verdecken. Nicht wie in
Norddeutschland eine riesige dunkelgraue Wolkendecke…)
A bientôt mes chèries!
Carolin
Habe mich eben durch deinen langen Bericht gelesen und bin ganz neidisch auf deine Abenteuer und Reisen! Kaum ist man einige Wochen zurück möchte man auch schon wieder weg! Bin gespannt auf deinen nächsten Reisebericht!
AntwortenLöschenGrüße aus dem Blütenspanner-bevölkerten Jork :-*