Über mich

Dienstag, 10. Januar 2012

Vom Schietwetter zurück zur Sonne

  Endlich habe ich malwieder etwas Zeit gefunden, um euch vom meinem Leben im wunderschönen Frankreich zu berichten, da meine kleine Gastschwester Jeanne und mein Gastpapa Paul für zwei Tage unterwegs sind. Sie sind Pauls älteste Tochter Marie aus erster Ehe und deren Kinder Gaspard und Zoé besuchen gefahren (Ja richtig, mein Gastvater ist schon ein Opa!). Das heißt, ich bin Gasttante und habe einen Gastneffen und eine Gastnichte, die beide älter sind als meine Gastschwester. Und ich habe eine Halb-Gastschwester die 30 Jahre älter ist als meine kleine Gastschwester. Hm, das sind echt komplizierte Familienkonstellationen hier! Egal, jedenfalls sind beide aus dem Haus, ich habe meinen freien Nachmittag im Kindergarten, meine Putzaufgaben von meiner Gastmama Laure sind erledigt und nun habe ich den Rest des Tages frei. Ich habe eben einen kleinen Spaziergang durch die Umgebung mit unserem Hund Klint gemacht, das hat wirklich gut getan. Die Vögel zwitschern und wenn mich nicht alles täuscht, haben die ersten Bäume schon Knospen. Bei 15°C und Sonne ohne Ende eigentlich kein Wunder…

Seit genau einer Woche bin ich jetzt wieder hier in der schönen Provence, meine 10 Tage Weihnachtsferien habe ich komplett bei meiner lieben Familie in Norddeutschland verbracht. Die Hinfahrt war ziemlich aufregend, da ich eine Nacht in Paris verbracht habe, bei meinem Gastonkel. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass es keinen TGV von Avignon nach Paris gibt, der zeitlich mit meinem Flug um 10:20 Uhr zusammenpasste. Doch Paul hat mich vor einer Nacht auf dem Flughafen gerettet und gleich seinen Schwäger Patrick aus Paris gefragt, ob ich bei ihm für eine Nacht unterkommen könnte. Und so fand ich mich am 22.12. gegen 21 Uhr in Paris am Gare de Lyon wieder, neben einem netten Mann der ein Pappschild mit meinem Namen drauf in der Hand hielt. Er lud mich zum Essen in ein kleines Restaurant mitten in Paris ein, es gab Pizza, Pasta und Rotwein. Die Preise haben mich echt fast umgehauen: ein 0,2l Glas stilles Wasser sollte 4,80€ kosten! Naja, immerhin war das Brot dazu kostenlos. Danach sind wir noch ein wenig durch das nächtliche Paris gebummelt, über die Seine an der Notre Dame und dem Rathaus vorbei, bis wir dann mit der Metro zu seiner Wohnung gefahren sind. Die Wohnung war zwar klein, aber dafür sehr gemütlich, und: aus dem Wohnzimmerfenster konnte man den hell erleuchteten Eiffelturm und die Kirche „Sacré-Cœur“ auf dem Hügel vom Montmartre sehen!
Der Abend war noch sehr nett, wenn auch kurz, denn am nächsten Morgen mussten wir schon um 5 Uhr aufstehen, damit ich pünktlich am Flughafen sein konnte. Patrick fuhr mit mir bis zum Gare du Nord, stellte mich ans richtige Bahngleis, drückte mir eine Metrokarte in die Hand und bläute mir ein, in den nächsten Zug zu steigen, und bis zum Ende durchzufahren und wirklich erst an der letzten Haltestelle auszusteigen. Ay ay, Sir! Ich bedankte mich vielmals bei ihm und schon kam die Metro angerauscht, die mich zum Flughafen brachte. Am Flughafen verlief alles reibungslos, die angekündigten Streiks der Sicherheitsleute konnte ich nicht entdecken, und so landete ich wie geplant gegen Mittag in Hamburg und konnte endlich meine Familie wieder in die Arme schließen.

Es hat wirklich sehr gut getan, meine Liebsten nach langer Zeit wieder zu sehen, mit Freunden etwas zu unternehmen (Svenja, du hast gefehlt!!), in meinem wundervollen Bett zu schlafen  und morgens Toast mit Nutella und Mamas Erdbeermarmelade zu essen! Ich habe die Zeit sehr sehr genossen und versucht so wenig wie möglich an mein Leben in Frankreich zu denken, um wirklich einmal abschalten zu können. Sogar zu Jana und Lea hatte ich gar keinen Kontakt, was wir vorher auch so abgesprochen hatten, um wirklich wenigsten für 10 Tage „Provence-frei“ zu sein. Der Abschied am 2. Januar fiel mir schwerer als gedacht, aber als ich im Flugzeug über den Wolken nach 10 Tagen Dauer-Schmuddelwetter endlich wieder die Sonne erblickte, verflog die Traurigkeit ganz schnell. In der Reihe vor mir saßen zwei kleine französische Kinder, die sich über ihre Weihnachtsgeschenke unterhielten (bzw. stritten welches denn nun das schönste, beste und tollste sei) und ich freute mich dann doch ziemlich auf meine kleinen Mäuse aus dem Kindergarten und meine kleine Jeanne. Als ich dann irgendwann abends zu Hause angekommen war, wurde ich auch ganz herzlich begrüßt und willkommen geheißen. Meine Gastfamilie hat Weihnachten in Bratislava verbracht, wo laut Jeanne der Weihnachtsmann zuerst hingeflogen ist, danach dann zu mir nach Deutschland. Ich musste der kleinen auch gleich versichern, dass ich diesmal länger dableibe, und nicht gleich wieder zurück in „mein Deutschland“ fahre, wie sie immer sagt. Da am nächsten Morgen allerdings gleich der Kindergarten rufen würde, blieb mir kaum Zeit viel zu erzählen, sodass ich nur noch schnell meinen Pyjama aus dem Koffer kramte und ins Bett fiel.

Und am nächsten Morgen erwartete mich das, was ich 10 Tage lang vermisst hatte: Sonnenschein und strahlend blauer Himmel, wunderbar! Im Kindergaten fielen Jana, Lea und ich uns erstmal in die Arme – wir hatten uns mehr vermisst als wir gedacht hätten. Und es gab so viel zu erzählen, dass ich meinen freien Nachmittag im Kindergarten mit den beiden verbrachte und es wurde bei Tee und Keksen ausgiebig gequatscht. Und als irgendwann die Frage nach der Planung für das nächste Wochenende fiel, rief Jana aus Spaß: „Meer!!“ Erst lachten wir über die Idee, doch irgendwie bekamen wir sie nicht mehr aus dem Kopf, und so kam es, dass wir am Samstag tatsächlich ans Mittelmeer fuhren.

Meine Gastfamilie erklärte uns für total bekloppt, da gerade starker Mistral war und der Wind nur so fetzte, und am Meer ist es ja bekanntlich immer windiger als am Land. Doch das ließ uns kalt: Am Samstagmorgen holten Jana und Hilde mich und Lea ab, und los ging die Fahrt in die Camargue, nach St. Maries-de-la-mer. Erst durch Avignon durch, dann durch Arles durch, und schließlich musste man, laut Paul, nur noch den 
Schildern nach St. Maries-de-la-mer folgen. Eigentlich ganz einfach. Eigentlich.
Als wir plötzlich ungeplant auf der Autobahn nach Marseille waren, und Jana auf dem Reiseatlas, den Paul mir in weiser Vorahnung geborgt hatte, nachschaute, rief Jana auf einmal: „Wir fahren total in die falsche Richtung!!“ Also, runter von Autobahn und neu orientieren. Wir befanden uns genau zwischen Arles und dem Mittelmeer, allerdings am rechten Arm der Rhone, und wir wollten eigentlich am linken entlangfahren (Siehe Karte). Wir hatten jetzt zwei Möglichkeiten: entweder wir fahren zurück nach Arles und versuchen nochmal den richtigen Weg zu finden, oder wir fahren jetzt weiter ans Meer.

Wir entschieden uns dann dafür weiter zu fahren, und so waren wir 30 Minuten später in Port St. -Louis-du-Rhone. Wir parkten keine 2 Meter von Strand entfernt und öffneten die Autotüren –die uns fast wegflogen. Es wehte tatsächlich SEHR stark, doch das hielt uns gewiss nicht davon ab, an den Strand zu gehen. Also: Mütze auf, Schal und Handschuhe an und los geht’s. Wir hielten es ganze 15 Minuten am menschenleeren Strand aus, meine Mütze war dreimal mindestens weggeflogen und mit Janas Stirnband sah es nicht anders aus. Wir hatten dennoch ein paar Muscheln gesammelt und die Wellen beobachtet, doch dann reichte es auch.
Schnell zurück zu Hilde und uns etwas aufwärmen. Außerdem hatten wir Hunger, weshalb wir uns dann auf den Weg machten und was zu essen suchten. Allerdings war gerade die Zeit der Siesta, dass heißt, alle Geschäfte und Restaurants waren geschlossen. Wie immer, wenn man gerade sehr hungrig war. Also entschieden wir uns dazu, zurück nach Arles zu fahren und ein McDonald‘s zu suchen (die machen nämlich keine Siesta!). Irgendwie haben wir einen Instinkt dafür, uns zu verfahren oder blöde Wege zu finden. Jedenfalls landeten wir später mit Hilde mitten in den engen Gassen der Altstadt von Arles. Hurra! An jedem Seitenspiegel waren etwa 10cm Platz bis zur Mauer, die Kurven waren so eng, das man rangieren musste. Leider haben Altstädte oft auch noch die Eigenschaft, ziemlich verwirrend und labyrinthisch zu sein. Sprich, wir verbrachten eine halbe Ewigkeit damit, wieder aus den engen Gassen herauszufinden. Die Fußgänger schauten auch immer etwas verwirrt, vermutlich war das alles sogar eine Fußgängerzone. Einmal fuhren wir dann sogar in eine Sackgasse und mussten dann auch noch rückwärts wieder herausfahren. Wir sind wohl auch an irgendwas vorbei geschrabt oder rüber geratscht, jedenfalls wackelt Hildes Auspuff jetzt noch mehr als vorher, und klappern tut sie auch noch doller, die Arme! Zeitweise hatte ich wirklich Angst, wir würden da nie wieder herausfinden und wir müssten die Polizei anrufen damit sie uns rettet, oder am besten noch einen Abschleppdienst weil Hildes Auspuff abgefallen ist.
Aber irgendwie haben wir es doch geschafft dem Irrgarten der Kopfsteinpflaster zu entrinnen und haben dann auch schnell einen McDonald’s gefunden und uns da erstmal von den Strapazen erholt. Gegen 15 Uhr brachen wir dann wieder auf, mit der Mission, diesmal wirklich nach St. Maries-de-la-mer zu fahren. Wir folgten wieder brav den Schildern – und fanden uns plötzlich auf der Autobahn nach Toulouse wieder. Entweder die Schilder sind falsch gewesen - oder das Schicksal wollte nicht, dass wir nach St. Maries-de-la-mer fahren.  Oder wir tratschen und singen einfach zu viel im Auto, sodass wir an einem der zahlreichen Kreisverkehren die falsche Ausfahrt genommen haben. Lustiger Weise bemerkten wir auch erst an der Mautstation, dass wir uns überhaupt auf einer Autobahn befinden, und so musste Lea, die hinten saß, das Fenster runter kurbeln und ein Ticket ziehen, da das Fenster auf der Fahrerseite klemmt. Wir entschieden uns dann dazu, in Nîmes abzufahren und dort ein wenig zu bleiben, wenn wir schon mal da waren. Nîmes war eine einzige Baustelle, überall waren Umleitungen, Sperrungen und gelbe Straßenmarkierungen, sodass der eh schon chaotische französische Verkehr noch unübersichtlicher wurde. Wir parkten Hilde dann schließlich in einer Tiefgarage (bevor wir wieder in irgendwelchen engen Gassen landen) und bummelten ein wenig durch die Straßen. Aber irgendwie waren wir nicht wirklich motiviert, da wir ziemlich genervt davon waren, dass wir nicht da waren wo wir eigentlich hinwollten. Wir blieben dementsprechend auch nicht lange in Nîmes und machten uns bald auf den Weg nach Hause, den wir zu unserer eigenen Überraschung gleich fanden, ohne auf irgendeiner Autobahn zu landen.

Als ich dann abends zu Hause ankam, erwartete mich ein volles Haus: Pauls Söhne Matthias und Simon (ebenfalls aus erster Ehe) waren zu Besuch gekommen. Matthias wohnt in Lyon und studiert irgendwas mit Elektronik und Mechanik und Simon wohnt in Grenoble und ist bald mit seinem Geologiestudium fertig. Es gab Abendessen und danach noch einen Tee und es war ein sehr netter Abend. Ich erzählte von unserem Abenteuer mit dem Autofahren und Paul fragte dann zum Schluss nur: „Wer ist eigentlich gefahren?“ Ich: „Ich, den ganzen Tag über, bis auf die Rückfahrt.“ Er: „Jaja, eine Blondine am Steuer, ein Wunder dass ihr überhaupt irgendwo angekommen seid…“ So viel dazu.
Am Sonntag war Jeannes 3. Geburtstag, der bei der Oma nebenan gefeiert wurde. Die ganze Familie war zum Mittagessen eingeladen, es waren insgesamt 11 Leute: Die Oma, Paul, Laure, Jeanne, Matthias, Simon, Loise (meine Gastschwester die im Internat lebt), Laures Schwester Magali, deren Mann Daniel und die beiden Kinder Julie und Marcel. Gerade als ich auch rüber gehen wollte, kam Paul und sagte mir, dass ich wohl alleine essen müsste, die Oma dachte, dass ich mit Jana und Lea unterwegs sei und hatte mich somit nicht eingeplant. Da war ich schon ziemlich traurig, weil ich mich ziemlich gefreut hatte, alle mal kennen zu lernen und zu sehen, wie man in Frankreich so feiert. Ich machte mir dann Nudeln warm und aß ganz alleine in der Küche, danach ging ich hoch in mein Zimmer und las ein wenig. Irgendwann kam Simon in mein Zimmer und fragte mich, ob ich nicht rüber kommen möchte zum Kuchenessen. Klar wollte ich! Als ich
ankam trug die Oma gerade die Töpfe aus dem Wohnzimmer: Krebse, Fisch, Muscheln! Auf einmal war ich ganz ganz glücklich, dass ich alleine meine Nudeln gegessen hatte! Es gab dann Obstsalat und den „Gâteau de roi“, den Dreikönigskuchen. Den isst man hier um den 6. Januar herum, dem Tag der heiligen drei Könige. In dem Kuchen ist eine kleine Überraschung versteckt, meistens eine kleine Figur, derjenige der die Überraschung in seinem Stück hatte, ist dann der König und bekommt eine Krone auf. Der Kuchen wird in Stücke geschnitten und einer wird bestimmt, der unter den Tisch krabbeln muss und dann sagen muss, für wen welches Kuchenstück ist. Da es Jeannes Geburtstag war, durfte natürlich sie bestimmen wer welches Stück bekommt. Laure hatte dann also ein Stück Kuchen in der Hand hat Jeanne gefragt für wen das den sein solle, als Jeanne total sauer antwortete: „Das ist alles für mich! Heute ist mein Geburtstag und alles ist für mich!!“ Letztendlich hat sie dann doch eingesehen, dass der gesamte Kuchen vielleicht doch zu viel für sie wäre und verteilte die Stücke. Jeanne hatte dann tatsächlich die Überraschung in ihrem Stück (gaaaaanz zufällig natürlich!) und bekam die Krone auf.
Nach dem Kuchen gab es dann den Kaffee, danach gab es Cognac, danach einen Tee und danach auch schon wieder Abendessen bei uns zu Hause. Der Nachmittag war vor allem laut: Es wurde diskutiert, gelacht, Witze über Belgier gemacht und über deutsche Autofahrer gelästert, die angeblich fahren wie die bekloppten. (Da habe ich mir meinen Teil gedacht und den Mund gehalten.) Daniel konnte ich beim besten Willen nicht verstehen, der spricht mit so einem krassen provenzalischen Akzent und dazu dann noch in doppelter Geschwindigkeit, dass Matthias, der neben mir saß, den Übersetzter spielen musste. Für Jeanne war es ein ganz aufregender Tag, mit vielen Geschenken, viel Aufmerksamkeit und viel Lärm. Ich habe ihr ein Stickerheft geschenkt, wo man Figuren aus Obst kleben kann, worüber sie sich nicht so richtig gefreut hat, aber Laure meinte, dass sie sowas eigentlich total gerne mag. Aber die anderen Geschenke waren auch eindeutig besser: sie hat nämlich noch ein Prinzessin-Kostüm bekommen, 2 Spiele, Badekugeln, 2 Puppen, Fingerfarbe und einen Picknickkorb. Im Kindergarten wurde dann gestern nochmal ihr Geburtstag gefeiert, mit Kuchen und 3 Kerzen. Tja, und gerade feiert sie ihren Geburtstag in den Bergen bei ihrer großen Halbschwester und ihrer Nichte Zoé und ihrem Neffen Gaspard die beide älter sind als sie.

Morgen werde ich wohl alleine nach Carpentras fahren und bei Leclerc ein paar Einkäufe tätigen, vielleicht fahre ich auch noch mit Hilde ein wenig durch die Gegend, mal sehen.
Für unseren nächsten Wochenendausflug hat Paul mir geraten auf jeden Fall die Bahn zu nehmen, die verfährt sich eher selten, meinte er.  Alles klar, danke für den Tipp!

So, ich werde mir und Laure jetzt mal was zum Abendessen kochen, danach werde ich in die Badewanne gehen und morgen ausschlafen! Ich liebe den freien Mittwoch!!

Ich schicke euch sonnige Grüße aus dem Süden,


 Carolin

Hier noch ein paar Bilder von meinem Zuhause:

Die Einfahrt
Links ist unser Haus, rechts wohnt die Oma
Und Toupi, unsere Katze


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