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Mittwoch, 18. Januar 2012

"Winterschlussverkauf" oder "Taschengeld, wo bist du?"

Wie versprochen, versuche ich mich jetzt öfter zu melden und Zeit zu finden, um euch an meinem  französischen Leben teilhaben zu lassen. Und siehe da, kaum eine Woche um, schon gibt es viel Neues zu berichten!

Die letzte Woche stand ganz im Zeichen des Winterschlussverkaufes, den "soldes". Seit dem 7. Januar ist in ganz Frankreich offizieller Winterschlussverkauf – in allen Läden die man finden kann. Da ich ja letzten Mittwoch frei hatte (Paul und Jeanne waren in den Bergen, Laure war eine Freundin besuchen gefahren) schnappte ich mir unsere Hilde und düste gleich nach dem Frühstück nach Carpentras, eigentlich nur um bei Leclerc einige Besorgungen zu erledigen. Wie ich ja bereits erzählt habe, sind um den riesen Supermarkt immer noch kleinere Läden herum, an denen man zwangsweise vorbei laufen und in die Schaufenster schauen muss. Als ich also beladen mit Zahnpasta, Haarshampoo und Handcreme auf dem Weg zum Ausgang war, erblickten meine Augen ein riesiges Plakat im Schaufenster eines Klamottenladens: „Winterschlussverkauf, bis zu 70% reduziert“. Da konnte ich natürlich nicht dran vorbei gehen, und so kam ich aus dem Laden wieder heraus, zu meinen Einkäufen hatte sich ein zu 50% reduziertes T-Shirt gesellt. Da ich nicht gleich wieder nach Hause fahren wollte, beschloss ich, noch kurz in die Innenstadt zu gehen, eine Kleinigkeit zu essen und die Sonne zu genießen. Auf dem Weg zu meinem Lieblingsbäcker kam ich dann – na erratet ihr es? Richtig, an Klamottenläden vorbei. So hatte ich dann, als ich endlich beim Bäcker mein Sandwich gekauft hatte, bereits zwei neue Tüten in den Händen: eine Hose die zu 70% reduziert war und ein Pulli für 5 statt 35€. In einem der Läden traf ich dann witziger Weise auf Lea, die ihre Gastschwester zum Tanzen gebracht hatte, und nun die freie Zeit ebenfalls zum shoppen nutze. Wir quatschten kurz über dies und das, rechneten die Preise der reduzierten Sachen aus und waren auf Schnäppchenjagd.

Im Tourismusbüro holte ich mir einen Flyer mit den Tanzangeboten in Carpentras, weil ich jetzt endlich mit Jazzdance anfangen will. Mit Hilde machte ich dann noch eine kurze Tour durch die Landschaft, bog mal hier mal da ab und fuhr über ein Dorf in den Bergen, von wo aus man die ganze Provence erblicken konnte. Zu Hause stellte ich kurz meine Tüten ab und machte dann einen langen Spaziergang mit unserem Hund, ohne Jacke übrigens! Es war bei Frühlingstemperaturen (17°C) sonnig wie immer, wir spazierten durch Wein- und Olivenfelder ohne Ziel, bis wir irgendwann an einer Straße ankamen und umdrehten. Dann gab es für den Hund ein Bad im Fluss bei uns im Garten, für mich einen heißen Tee in der Küche. Als Laure abends nach Hause kam klönten wir noch 2 Stunden über Gott und die Welt, Paul und Jeanne kamen zurück und erzählten von ihren Abenteuern im Schnee. Ein Tag wie im Bilderbuch, einfach unglaublich schön!

Und wenn ihr dachte das war‘s schon mit dem Winterschlussverlauf, dann habt ihr euch gewaltig getäuscht, denn das war erst der Anfang! Wir hatten uns nämlich für das Wochenende überlegt, noch einmal nach Nîmes zu fahren, weil wir das letze Mal ja nicht richtig viel davon gesehen hatten. Aurelia, unsere Praktikantin erzählte uns, dass man da auch ganz toll shoppen könne, dann gab es das monatliche Taschengeld von Annick, und das Unglück nahm seinen Lauf. Am Samstagmorgen holte Jana mich wie gewohnt ab, Paul erklärte uns beiden nochmal genauestens den Weg und meinte zum Abschied, dass er schon gespannt sei auf meine Erzählungen über unseren Tag am Meer, wo wir seiner Meinung nach landen würden, bei unserem Orientierungssinn. Aber wir drei fanden ohne Probleme nach Nîmes, sogar ohne die Autobahn benutzen zu müssen. Dort parkten wir dann und zogen ein Parkticket, was zum Winterschlussverkauf zu 40% reduziert war, selbst die Parkhäuser machen da mit, verrückt.
Naja, und dann lief der Res des Tages etwa so ab:

Jana: „Wow guckt mal, alles mindestens 50% reduziert! Da müssen wir rein!!“ - Eine Stunde später sind alle drei beladen mit neuen Tüten, gehen 5 Schritte zum nächsten Laden.
Lea: „Hey, bei dem Laden hier gibt es sogar bis zu 70% Reduzierung, lasst mal kurz reinschauen!“ - Die drei kommen später aus dem Laden raus, jede hat wieder mindesten ein Teil gekauft. Sie werden langsam hungrig und suchen ein Restaurant und kommen auf dem Weg natürlich an vielen weiteren Läden vorbei.
Carolin: „Kommt, in den Laden gehen wir noch schnell bevor wir essen, das dauert bestimmt nicht lange.“

Im Restaurant war der Platz unter unserem Tisch dann schon ziemlich übersät mit unseren Tüten, sodass unsere Füße kaum Platz fanden. Doch wir hatten uns gerade erst warmgeshoppt: Es folgten noch gefühlte 10 Läden, in denen mindestens einer von uns etwas Geld daließ. Irgendwann wurde es dann langsam dunkel und wir fuhren zurück zu Lea, bei der wir drei übernachten wollten. Tja, auf dem Weg nach Carpentras, wo Lea wohnt, kommt man leider an Avignon vorbei. Avignon hat auch Winterschlussverkauf. In Avignon gibt es Läden, in denen wir in Nîmes noch nicht waren. Wir können ja nur kurz gucken, nur ganz kurz. Dann fahren wir gleich wieder. Und so parkten wir Hilde auf dem Gratisparkplatz und machten uns tatsächlich noch auf den Weg in die Innenstadt. Das hätten wir lassen sollen, wirklich. Die Läden hatten zum Glück schon alle zu, aber bei vielen Läden fanden wir die Information, dass sie während des Winterschlussverkaufes auch sonntags geöffnet haben würden. Somit war dann auch das Programm für den nächsten Tag klar. Wir kauften im Supermarkt noch kurz was zu essen für den Abend und machten es uns dann bei Lea gemütlich. Wir schauten „Notting Hill“ auf Französisch und hauten uns dann bald auf Ohr, shoppen macht ja so müde! Gegen 12 Uhr fanden wir uns dann in der Innenstadt von Avignon wieder, im Wahnsinn der Ladenplakate, die sich gegenseitig mit den Reduzierungen überbieten wollten. In einem großen Laden trafen wir dann auf die zwei deutschen Mädchen, die in der Waldorfschule in Sorgues arbeiten, die – wie wir - dem Reiz des Winterschlussverkaufes nicht widerstehen konnten. Wir beschlossen, demnächst mal gemeinsam was zu unternehmen und weiter ging der Kaufrausch. Im nächsten Laden trafen wir dann die dritte deutsche aus Sorgues, der wir dann nochmal bestätigten, dass wir auf jeden Fall was zusammen planen werden. Die Anzahl der Tüten stieg konstant mit der vergangen Zeit, während das Geld im Portemonnaie ziemlich rasch zur Neige ging. Da kamen dann irgendwann Fragen auf wie:

-    „Hatte ich nicht eben noch einen 50€ Schein? Wo ist der hin?!“
-    „Wir waren doch eben bei Zara, hast du dir da nicht das Kleid und die Bluse gekauft?“
-    „Ja schon, aber das waren niemals 50€, irgendwas stimmt da nicht!“
-    „Und in dem einen Schuhladen, da hast du auch was gekauft!“
-    „Achjaaa richtig! Stimmt, so war das. Okay, dann passt das so.“

Ich will nicht zu viel sagen, aber das Taschengeld von Annick war am Sonntag mehr als alle. Schade! Im Kindergarten wurde ich am Montag von Annick auch gleich mit den Worten begrüßt: „Guten Morgen Carolin, na, pleite?“ Anscheinend kennen die das schon, dass die jungen deutschen Mädels beim Winterschlussverkauf etwas übertreiben. Annick machte uns aber auch klar, dass wir jetzt selbst sehen müssen, wie wir klarkommen. Unsere Wochenenden der nächsten 3 Wochen werden dann etwa so aussehen: Spazieren gehen, lesen, malen und … spazieren gehen. Aber dafür haben wir ganz viele neue tolle Kleidung, das war es uns wert.

Unsere Ausbeute...

Ansonsten geht es mir sehr gut, ich hatte eine kleine Aussprache mit meiner Gastfamilie, die vieles geklärt hat. Ich weiß jetzt genau was von mir erwartet wird, und sie wissen was ich von ihnen erwarte, bzw. mir wünsche. Jeanne ist zurzeit ziemlich launisch und zickig, aber das wird auch vorbei gehen.
Kurz noch zum Wetter: Nachts ist es frostig, tagsüber schön warm und ziemlich sonnig.




Somit liebe Grüße an alle und bis bald,
Carolin

1 Kommentar:

  1. Hello my friend! First of all I MISS YOU!! Tja leider sind jegliche Franzoesischkenntnisse verloren gegangen, aber da wir ja (vllt ?!) noch die deutsche Sprache beide verstehen versuche ich es mal so :)
    Du weisst ja ich bin viel beschaeftigt und es ist deshalb nun etwas ganz Besonderes, das ich mir die Zeit nehme einen ganz langen Kommentar (komisches Wort) zu schreiben.
    Ich hoffe du hast mich mit der Shoppinglaune nicht angesteckt, ich wollte Samstag nur wirkliche noetige Dinge fuer meine Schlittentour kaufen. Zu viel Gepaeck koennte auch sonst ein ganz grosses Problem werden ;)
    Unglaublich, dass der Winter schon vorbei ist bei dir und wieder Fruehlingstemperaturen zurueck sind. Bei mir ist nun der richtige Winter mir Schnee, Frost und kaltem Wind eingebrochen... ich wuerde definitiv dein Klima bevorzugen, das macht mich hier naemlich depressiv und launisch.
    Ich freue mich immer sehr deinen Blog zu lesen und immer wieder festzustellen, dass alles tuttifrutti ist und es dir absolut supi geht! Glaube mir es ist sicher viel aufregender als hier, auch wenn ich viel weiter weg bin! Es muss halt auch das Drummherum stimmen!
    Du weisst gar nicht wie sehr du mir fehlst!! Ich beneide dich sehr , um deine staendigen Wegbegleiterinnen Lea und Jana. Es ist so schrecklich einsam und eintoenig ohne gute Freunde!! Wenn wir uns wiedersehen muessen wir einiges unternehmen!! Naja besuchen kommen moechte ich dich nateuerlich auch!!
    Fuer mich geht es in 8 Wochen zureuck und ich freue mich sehr drauf!
    Also dann, mehr faellt mir zur Zeit nicht ein... schreibe immer fleissig dein Blog, denn es gibt mindestens eine Person die ihn List ;)
    Dicke Umarmung und eine Vermissung!
    :-* svenja

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