Wie schnell die Zeit schon wieder vergeht! Ich werde euch
mal auf den neuesten provenzalischen Stand bringen, was bei mir so los ist
zurzeit. Viel ist es allerdings nicht, aber das muss es ja auch nicht.
Etwas weniger Glück hatten wir dafür mit der „Heizung“. In
unserem Haus wird nur mit Holz geheizt, also mit einem Ofen, an dem dann alle
Heizungen in den Zimmern angeschlossen sind. Mein Zimmer befindet sich ganz
oben am Ende des Flures, heißt: Mein Zimmer ist das letzte was warm wird, und
nachts, wenn das Feuer ausgeht ist es das erste was wieder kalt wird. Mir war
immer kalt in meinem Zimmer, ich wollte am liebsten unten neben dem Feuer
schlafen. Anscheinend war auch das Holz was wir dahatten nicht so gut, laut
meinem Gastvater war es zu feucht und viel zu dick. Außerdem sind die Fenster
damals nicht so gut eingesetzt und verarbeitet worden, es kann sein, dass es ab
und zu mal zieht. Ich schlief also mit 3 Decken, dickem Wollpullover und 3 Paar
Socken – und fror immer noch. Meine Gastmutter holte dann irgendwann mal ein
Thermometer in mein Zimmer: 10°C zeigte es an. Mein Gastvater handelte sofort
und stellte mir eine kleine Elektroheizung ins Zimmer, mit der ich dann mein Zimmer
auf gefühlte 35°C heizte. Im
Kindergarten hörte ich von weiteren „Opfern“ der Kälte: Leas Gastfamilie hatte
Heizungsausfall und war übergehend zu Freunden gezogen, bei einer Erzieherin
gab es ebenfalls kein Wasser mehr und im Kindergarten war die Wäsche im
Trockner zu einem großen Klumpen gefroren.
„Wir haben auf Sie gewartet!“, sagte der eine.
Ich: „Wieso?“
Beide guckten sich an und lachten. Danach redeten sie sehr
schnell und erklärten mir irgendwas, was ich nicht verstand. Der eine füllte
dann einen Zettel aus, ich nahm an es war ein Strafzettel. Ich verstand rein
gar nichts, ich hatte schon öfters dort geparkt, und bisher war nie was
passiert.
„Klar. Aber ich bin deutsche, können Sie mir das Problem
nochmal langsamer erklären?“
Auf einmal waren beide total nett und freundlich, und
erklärten mir, dass ich in der „Blauen Zone“ geparkt hatte. Dier erkennt man
daran, dass die Bodenmarkierungen blau sind. Hier muss man immer die Parkuhr raus
legen, und man darf maximal 1 1/2h parken. Alles klar, wieder was gelernt. Ich
bedankte mich freundlich, und fuhr weg. Einen Strafzettel hatte ich dann doch nicht
bekommen, immerhin.
Beim Arzt machte ich diesmal alles richtig, ich ging ins
Wartezimmer und wartete. Außer mir waren noch 2 ältere Damen da, die sich über irgendwas
aufregten. Dann kamen sie irgendwie auf das Thema Haare, meine Haare. Die seien
ja so lang und vor allem so hell blond. „Wie machen Sie das?“ Ähm, ja. Genau
das konnte ich jetzt gebrauchen. Mit Fieber, angeschwollenen Mandeln und
Ohrenschmerzen wollte ich mich natürlich gerne über meine Haarpflege
unterhalten. Glücklicherweise war ich bald an der Reihe, Iris, eine Rumänin,
untersuchte mich. Iris war eine total mütterliche Ärztin, als sie sich meinen
Hals und die Ohren anguckte sagte sie nur immer wieder: „Ach du armes Kindchen,
alles entzündet. Und Fieber hast du auch noch! Hustest du auch? Ach nee, meine
Arme. Da werde ich dir mal was Feines verschreiben, damit du schnell wieder
gesund wirst. Und wenn es nicht besser wird, rufst du mich an, hier ist auch
meine Haustelefonnummer, da kannst du auch anrufen, wenn was ist!“ Sie
verschrieb mir dann 7 Medikamente, die ich mir in der Apotheke abholte (diesmal
legte ich die Parkuhr raus!). 50€ leichter fuhr ich noch schnell zum
Kindergarten um mein Attest abzugeben – Mandelentzündung - und dann ging es ab
nach Hause. Dort wartete ein kranker Paul, der ebenfalls Fieber hatte und
rumschniefte.
Der Anblick meiner Zimmerwand wurde irgednwann dann doch langweilig... |
Ich nahm also immer brav 3x am Tag meine 3 Antibiotika,
meinen Sirup für den Husten, meine Ohrentropfen und mein Nasenspray und trank
dazu ganz viel Tee. Samstag hatte ich dann die Nase voll vom zu Hause rumsitzen
und krank sein, sodass ich mich selbst als gesund genug erklärte, um was mit
Lea und Jana zu unternehmen. Laure war da anderer Meinung und ließ mich nur
dick eingepackt gehen, sie lieh mir sogar ihre dicke Daunenjacke gegen den
Mistral, mit der ich aussah wie ein Eskimo. Wir fuhren nach Avignon, wo es uns
aber zu windig war (wir sollten langsam mal anfangen auf unsere Gastfamilien zu
hören…). Wir überlegten kurz was wir machen konnten ohne dass wir erfrieren –
und fuhren zu Ikea. Da aßen wir wieder als erstes, gingen danach ein bisschen
rum und kauften so dies und das – wie das eben bei Ikea so ist. Bei Auchan,
einem großen Einkaufscentrum, fanden wir noch Läden mit Winterschlussverkauf,
der jetzt teilweise in die zweite Runde geht: alle bisher noch nicht verkauften
Teile werden nochmal runter gesetzt. Frankreich gefällt mir!
Ich wollte kurz von dem längsten Abendessen meines Lebens
berichten. Also, am Freitag Abend waren Freunde von Paul und Laure zum Essen
eingeladen gewesen, Laure hat schön gekocht und alles vorbereitet. Um 20:15
sollte der Besuch eigentlich da sein, ich begab mich um 20:30 nach unten (ich
kenne die französische Pünktlichkeit inzwischen ja ) und um 21 Uhr waren sie
dann tatsächlich da: Silvie und Frank
aus Paris. Küsschen hier, Küsschen da, schön euch zu sehen, hallo ich
heiße Carolin, ja mir geht es gut und dir? Wir setzten uns nach oben in den
Salon auf die Sofas neben dem Ofen, und es gab den Aperitif: Chips, Oliven,
Wurst und Nüsse, dazu Weißwein (für mich gab es Apfelsaft wegen der Antibiotika.)
Um kurz vor 10 gab es dann den ersten Gang: heiße Gemüsesuppe. Um halb 11 kam
dann die Hauptspeise, Chili con Carne ohne Carne, da die Freunde Vegetarier
waren. Wir aßen alles gemütlich oben an dem kleinen Sofatisch aus kleinen
Schüsseln, die Atmosphäre war total schön mit dem Feuer. Ich war satt, ich war
müde – und vor allem war ich krank. Wenn ich was sagen wollte kam kaum mehr als
ein Quietschen raus, ich schniefte und hatte auch wieder etwas Fieber, und das
Abendessen wollte einfach nicht enden. Auf den Hauptgang folgte der Käsegang: 5
Sorten Käse mit Baguette und grünem Salat. Um Mitternacht gab es dann endlich
den Nachtisch, Mousse au chocolat, Orangensalat und Kuchen. Ich glaube in
meinem Bett war ich dann irgendwann um 1 Uhr morgens, Laure und ich machten
noch schnell den Abwasch und räumten auf. Das nenne ich mal ein Abendessen! Nix
mit ein bisschen Schwarzbrot und Mettwurst! Nene, da wird 4 Stunden lang
gegessen, gelacht, Rotwein getrunken und viel, ganz viel erzählt. (Übrigens:
immer wenn ich erzähle, dass ich aus der Nähe von Hamburg komme kommt der Satz:
oh, dann wohnst du ja am Meer!)
Ihr seht, wirklich viel los ist bei uns zurzeit nicht, es
ist Alltag – aber das tut ja auch mal ganz gut. Am Wochenende fahren wir nach
Nizza zum Karneval, das wird bestimmt super.
Liebe sonnige Grüße,
Carolin
Auch wenn die Wand langweilig erscheint habe ich eine Ecke meiner ersten Karte gesehen :) Ich hoffe du bist inzwischen wieder top fitt! Zur Zeit habe ich das Gefühl die ganze Welt dreht sich nur ums Essen im positiven , aber auch im negativen Sinne...
AntwortenLöschenEine große Vermissung! Mein Countdown läuft!
:-* Svenja