Heute ist der 1. Juli. Der letzte Monat hier in der
Provence, in der die Melonen reifen, man die Aprikosen und Pfirsiche von den
Bäumen pflückt, wo der Lavendel so schön duftet und die Grillen schon um 8 Uhr
morgens beim Frühstück zirpen, ist nun endgültig angebrochen. Noch fünf Wochen
verbleiben mir auf diesem schönen Fleck Erde. Von einem kleinen Elfi aus dem
Petit Prince musste ich mich schon verabschieden, und bis Ende Juli wird es so
weiter gehen. Es regnet in Strömen, eigentlich war für heute das große Abschiedsfest
im Kindergarten geplant, es fällt jetzt aber vermutlich - im wahrsten Sinne des
Wortes – ins Wasser. Die Gefühle sind sehr verwirrend und vermischt zurzeit:
natürlich freue ich mich auf mein Zuhause in Deutschland, auf meine Familie und
meine Freunde, auf Mamas Erdbeermarmelade, auf das schöne Hamburg und auf meine
Kuscheldecke in meinem Bett. Es fällt Jana, Lea und mir schwer, jeden Tag die
Motivation bei der Arbeit aufrecht zu halten, langsam haben wir genug vom
putzen, vom spülen, vom Windeln wechseln. So schön das Leben in der Gastfamilie
ist, so gerne ich mit ihnen zusammen bin – es reicht jetzt langsam. Doch dann
gibt es so schöne Momente, wenn meine kleine Jeanne mich in den Arm nimmt und
mir sagt, dass sie mich lieb hat und nicht will, dass ich gehe, wenn meine
kleinen Elfis sich freuen, dass ich da bin und ich sie zum Lachen bringe, wenn
ich mich mit Jana, Lea und Hilde am Wochenende ins Abenteuer stürze, oder wenn
ich einfach im Schatten der Olivenbäume in der Hängematte liege, dem Konzert
der Grillen lausche und mich an die schönen Momente erinnere, die ich hier
erleben durfte – dann kommt doch der Abschiedsschmerz hoch.
Dazu kommt, dass ich gar nicht richtig weiß, was nach meiner
Ankunft in Deutschland auf mich zukommt. Ich warte auf die Antwort der
Universitäten, bei denen ich mich beworben habe, dann werde ich umziehen,
arbeiten, studieren. Aus dem einen Abenteuer falle ich direkt ins nächste. Die
Zeit rennt, und rennt! Gerade habe ich erst mein Abitur gemacht, nun lebe ich
in Frankreich in einem Wohnwagen, übermorgen studiere ich (hoffentlich) irgendwo.
Verrückt.
Lea, Jana und ich versuchen die letzten Wochenende, die uns
verbleiben, zu nutzen. Letztes Wochenende fuhren wir in den Norden, um die
blühenden Lavendelfelder anzuschauen. Die blühten allerdings gar nicht! Also
änderten wir spontan unsere Pläne und fuhren an unseren See. Abends fuhren wir
nach Avignon, wo die Waldorfschule ein Konzert vor dem Papstpalast mit Gesang
und Orchester organsiert hatte und wir so eisschlürfend (die Preise für eine
Kugel Eis werde ich sicher nicht vermissen!!) die Musik von „Chocolat“ und „Die
Fabelhafte Welt der Amelie“ genossen. Wir übernachteten alle drei in meinem
kleinen Wohnwagen auf dem Campingplatz. Meine Gastfamilie zieht im Sommer
nämlich immer in ihre „Sommerresidenz“, wie sie immer sagen: in ihren
Wohnwagen, der auf dem großen Campingplatz auf der anderen Straßenseite steht. Und
so habe auch ich meine eigene „Sommerresidenz“, in der locker 2 gute Freundinnen
schlafen können. Morgens um 9 waren dann auch schon 30°C, die Butter schmolz
schneller als wir sie essen konnten.

Am Freitagabend waren Simon, Matthias und Thibault, ein
Freund von Matthias aus Lyon, gekommen, um bei uns zu grillen. Mich luden sie
dann auch spontan ein, und zu viert verbrachten wir bei ein paar Gläsern Roséwein
und Pastis, gegrillten Würstchen und Akkordeonmusik von Simon einen lustigen
Abend.
Am nächsten Morgen war ich allerdings wieder früh auf den
Beinen, denn für uns Mädels stand der Sommerschlussverkauf an! Es ging wieder
nach Nîmes, von einem Laden in den nächsten. Bei den heißen Temperaturen war
das allerdings gar nicht so angenehm, sodass wir relativ früh wieder fuhren, um
an der Pont du Gard im erfrischenden Fluss baden zu gehen. Bei dem Wetter kann
man wirklich nichts anderes machen, außer baden, baden, baden – und Eis essen.
Tja, und heute regnet es den ganzen Tag, aus dem groß
geplanten und angekündigten Abschlussfest wird wohl nichts. Sehr schade, denn
in 26 Tagen wird der Petit Prince endgültig schließen. Die Regierung will den
alternativen Instituten in Frankreich nach und nach das Geld streichen, und so
kann der kleine Waldorfkindergarten in Mazan sich nicht selbst finanzieren –
und muss schließen. Bei dem Abschlussfest waren alle ehemaligen Kinder, Eltern
und Freiwilligen eingeladen, es hätte Musik und Spektakel gegeben, doch nun
werden wohl alle drinnen im Haus hocken, dazu haben wir keine Lust und werden
wohl zu Hause im trockenen bleiben, so schade es auch ist.
Ich werde jetzt noch ein paar Kuscheltierfische nähen, die
ich meinen kleinen Elfis als Abschiedsgeschenk geben werde. Ich komme nicht
drum rum.
Nun denn, ich wünsche euch eine schöne Zeit, und verbleibe
mit lieben Grüßen an alle,
eure Carolin
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