Über mich

Sonntag, 1. Juli 2012

Le temps passe ...


Heute ist der 1. Juli. Der letzte Monat hier in der Provence, in der die Melonen reifen, man die Aprikosen und Pfirsiche von den Bäumen pflückt, wo der Lavendel so schön duftet und die Grillen schon um 8 Uhr morgens beim Frühstück zirpen, ist nun endgültig angebrochen. Noch fünf Wochen verbleiben mir auf diesem schönen Fleck Erde. Von einem kleinen Elfi aus dem Petit Prince musste ich mich schon verabschieden, und bis Ende Juli wird es so weiter gehen. Es regnet in Strömen, eigentlich war für heute das große Abschiedsfest im Kindergarten geplant, es fällt jetzt aber vermutlich - im wahrsten Sinne des Wortes – ins Wasser. Die Gefühle sind sehr verwirrend und vermischt zurzeit: natürlich freue ich mich auf mein Zuhause in Deutschland, auf meine Familie und meine Freunde, auf Mamas Erdbeermarmelade, auf das schöne Hamburg und auf meine Kuscheldecke in meinem Bett. Es fällt Jana, Lea und mir schwer, jeden Tag die Motivation bei der Arbeit aufrecht zu halten, langsam haben wir genug vom putzen, vom spülen, vom Windeln wechseln. So schön das Leben in der Gastfamilie ist, so gerne ich mit ihnen zusammen bin – es reicht jetzt langsam. Doch dann gibt es so schöne Momente, wenn meine kleine Jeanne mich in den Arm nimmt und mir sagt, dass sie mich lieb hat und nicht will, dass ich gehe, wenn meine kleinen Elfis sich freuen, dass ich da bin und ich sie zum Lachen bringe, wenn ich mich mit Jana, Lea und Hilde am Wochenende ins Abenteuer stürze, oder wenn ich einfach im Schatten der Olivenbäume in der Hängematte liege, dem Konzert der Grillen lausche und mich an die schönen Momente erinnere, die ich hier erleben durfte – dann kommt doch der Abschiedsschmerz hoch.
Dazu kommt, dass ich gar nicht richtig weiß, was nach meiner Ankunft in Deutschland auf mich zukommt. Ich warte auf die Antwort der Universitäten, bei denen ich mich beworben habe, dann werde ich umziehen, arbeiten, studieren. Aus dem einen Abenteuer falle ich direkt ins nächste. Die Zeit rennt, und rennt! Gerade habe ich erst mein Abitur gemacht, nun lebe ich in Frankreich in einem Wohnwagen, übermorgen studiere ich (hoffentlich) irgendwo. Verrückt. 

Lea, Jana und ich versuchen die letzten Wochenende, die uns verbleiben, zu nutzen. Letztes Wochenende fuhren wir in den Norden, um die blühenden Lavendelfelder anzuschauen. Die blühten allerdings gar nicht! Also änderten wir spontan unsere Pläne und fuhren an unseren See. Abends fuhren wir nach Avignon, wo die Waldorfschule ein Konzert vor dem Papstpalast mit Gesang und Orchester organsiert hatte und wir so eisschlürfend (die Preise für eine Kugel Eis werde ich sicher nicht vermissen!!) die Musik von „Chocolat“ und „Die Fabelhafte Welt der Amelie“ genossen. Wir übernachteten alle drei in meinem kleinen Wohnwagen auf dem Campingplatz. Meine Gastfamilie zieht im Sommer nämlich immer in ihre „Sommerresidenz“, wie sie immer sagen: in ihren Wohnwagen, der auf dem großen Campingplatz auf der anderen Straßenseite steht. Und so habe auch ich meine eigene „Sommerresidenz“, in der locker 2 gute Freundinnen schlafen können. Morgens um 9 waren dann auch schon 30°C, die Butter schmolz schneller als wir sie essen konnten. 

Und der nächste Programmpunkt des Tages war einfach genial: Unsere Freundin Aurélia hatte uns zum Wasserwandern eingeladen! Ziemlich gespannt fuhren wir zum Toulourenc, ein kleiner Fluss in der Nähe von Malaucène, hinterm Mont Ventoux. Einige Kilometer wanderten wir also durchs wunderbar kühle und klare Wasser über schöne flache Steine, vorbei an kleinen Wasserfällen und durch den Dschungel von wunderschöner Flora und Fauna. Blauglitzernde Libellen und knallgrüne Echsen begleiteten uns auf unserem Weg. An einigen Stellen wurde das Wasser dann plötzlich so tief, dass wir die Rucksäcke auf dem Kopf tragen mussten. Wir fanden sogar eine kleine Grotte in die wir uns kurz rein trauten und Stalaktiten (oder Stalakmiten?) bestaunen konnten, eine Lehmkur verpassten wir unserer Haut auch noch. Auf einer kleinen Steininsel machten wir kurz Rast, picknickten und ruhten uns aus, bevor wir den Rückweg wagten. Alles in allem war das ein super Ausflug, erholsam und aufregend, schön und erfrischend bei dieser Hitze!

Letzten Donnerstag kletterte das Thermometer auf 37°C, und Jana und ich waren am Abend in Avignon unterwegs, um Plakate für das große Theaterfestival, auf dem Paul und Laure spielen werden, an die Leute zu bringen. Paul, Laure und Jeanne waren wieder mit ihrem grünen Bus ans Meer gefahren, um vor dem Festivalstress noch einmal aufzutanken. Von 19 Uhr bis Mitternacht liefen wir durch die Gassen, zwischendurch schauten wir mit den anderen Freiwilligen aus Sorges das EM-Spiel von Deutschland. Selbst um 11 Uhr abends braucht man hier keine Jacke mehr, die Luft kühlt auch nachts nicht mehr ab. Am Freitag waren Jana und ich dann etwas kleinäugig unterwegs im Kindergarten, aber spaßig war es trotzdem.
Am Freitagabend waren Simon, Matthias und Thibault, ein Freund von Matthias aus Lyon, gekommen, um bei uns zu grillen. Mich luden sie dann auch spontan ein, und zu viert verbrachten wir bei ein paar Gläsern Roséwein und Pastis, gegrillten Würstchen und Akkordeonmusik von Simon einen lustigen Abend.

Am nächsten Morgen war ich allerdings wieder früh auf den Beinen, denn für uns Mädels stand der Sommerschlussverkauf an! Es ging wieder nach Nîmes, von einem Laden in den nächsten. Bei den heißen Temperaturen war das allerdings gar nicht so angenehm, sodass wir relativ früh wieder fuhren, um an der Pont du Gard im erfrischenden Fluss baden zu gehen. Bei dem Wetter kann man wirklich nichts anderes machen, außer baden, baden, baden – und Eis essen. 

Tja, und heute regnet es den ganzen Tag, aus dem groß geplanten und angekündigten Abschlussfest wird wohl nichts. Sehr schade, denn in 26 Tagen wird der Petit Prince endgültig schließen. Die Regierung will den alternativen Instituten in Frankreich nach und nach das Geld streichen, und so kann der kleine Waldorfkindergarten in Mazan sich nicht selbst finanzieren – und muss schließen. Bei dem Abschlussfest waren alle ehemaligen Kinder, Eltern und Freiwilligen eingeladen, es hätte Musik und Spektakel gegeben, doch nun werden wohl alle drinnen im Haus hocken, dazu haben wir keine Lust und werden wohl zu Hause im trockenen bleiben, so schade es auch ist.

Ich werde jetzt noch ein paar Kuscheltierfische nähen, die ich meinen kleinen Elfis als Abschiedsgeschenk geben werde. Ich komme nicht drum rum.

Nun denn, ich wünsche euch eine schöne Zeit, und verbleibe mit lieben Grüßen an alle,
eure Carolin

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